DER JOBMARKT am Samstag

Väterfreundliche Unternehmenskultur

Verlagsthema Gastbeitrag von Andreas Seltmann über Zufriedenheits- und Wettbewerbsfaktoren für Väter und die dazu passenden Employer Branding Maßnahmen  

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Viele Väter wollen gerne den Alltag mit ihren Kindern erleben. Foto: Halfpoint stock.adobe.com

Der Anteil der Väter, die Elternzeit beanspruchen und sich damit Zeit für ihre Kinder nehmen, steigt seit Jahren kontinuierlich an. Sie wollen es anders machen als die eigenen Väter und aktiv Verantwortung in der Erziehung und der Betreuung ihrer Kinder übernehmen.

In der Forsa-Trendstudie "Zukunft Vereinbarkeit", die das Väternetzwerk Conpadres im November 2021 veröffentlicht hat, gaben 96 Prozent der Männer mit Kinderwunsch an, dass sie zwischen zwei und 12 Monaten Elternzeit in Anspruch nehmen wollen. Damit ist ein neues Rollenbild in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen, auf das sich alle Unternehmen einstellen sollten, die diese Personengruppe als Mitarbeitende für sich gewinnen möchten.

Oft sieht die tägliche Praxis in den Unternehmen aber leider noch so aus, dass Männer sich rechtfertigen müssen, wenn sie früher nach Hause gehen wollen, um ihre Kinder von der Kita abzuholen oder einen Kinderkranktag in Anspruch nehmen müssen. Ein Kulturproblem, das auch die Familienstudie "Mehr Aufbegehren. Mehr Vereinbarkeit" von der Managementberatung Kearney bestätigt. Hier gaben 92 Prozent der befragten Väter an, dass eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie für ihr persönliches Wohlbefinden sehr wichtig ist. Nicht einmal die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, dass Beschäftigte mit Familienpflichten in ihren Unternehmen gute berufliche Möglichkeiten haben. Jeder dritte Vater geht sogar davon aus, dass seine Karriere gefährdet sei, wenn er familienfreundliche Angebote in Anspruch nimmt.

In Zeiten des immer stärker werdenden Fachkräftemangels ist eines ganz deutlich: Firmen, die es versäumen, an ihrer Vereinbarkeitskultur und am Employer Branding für Väter und Mütter zu arbeiten, laufen Gefahr, neben ihren besten Mitarbeitenden auch ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Die Mehrheit (59 Prozent) der befragten zukünftigen Väter und Mütter in der oben genannten Trendstudie "Zukunft Vereinbarkeit" würden den Arbeitgeber sogar wechseln, wenn dieser keine Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbietet.

Dabei liegen die Erfolgsfaktoren für Unternehmen auf der Hand, wie das Bundesfamilienministerium auf seiner Homepage unter dem Stichwort "Erfolgsfaktor Familie" feststellt: Der betriebswirtschaftliche Nutzen übersteigt die Investitionen deutlich, wenn Firmen ihre personalpolitischen Maßnahmen nicht nur auf Mütter, sondern auch auf Väter ausrichten. Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und geringere Fehlzeiten sowie eine höhere Produktivität sind die Folge. Außerdem kommen Väter nach der Elternzeit nachweislich mit mehr Soft Skills zurück.

Laut dem Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer (SowiTra) sind in der Regel die direkten Führungskräfte für eine erfolgreiche Umsetzung der Wünsche nach Väter-Elternzeit verantwortlich. Von ihnen hängt es meistens ab, ob und wie Väter ihre familiären Bedürfnisse bezüglich der Elterngeldmonate und auch darüber hinaus verwirklichen können.

Insbesondere bei Vätern, die sich in ihrer Entscheidung für Elternzeit noch nicht sicher sind, führt ein ablehnendes Verhalten der Führungskraft meist zu einer deutlichen Reduzierung oder sogar zu einem vollständigen Verzicht. Dementsprechend gelingt 79 Prozent der Väter eine gute Vereinbarkeit, wenn die Chefin oder der Chef mit gutem Beispiel vorangehen. Ist das nicht der Fall, gelingt es nur 17 Prozent. Ein Ziel sollte also sein, Führungskräfte zu animieren, auch hier eine Vorbildfunktion einzunehmen.

So wie es hemmende Faktoren für die Vereinbarkeit von Vatersein und Beruf gibt, so gibt es auch förderliche Faktoren. Was Unternehmen im Rahmen ihres Employer Brandings angehen und mit Personalmarketing-Maßnahmen flankieren sollten, sind folgende Themen:
» Klares Statement, Haltung und positiver Support der obersten Führung zur Väterzeit
Familienkompetenz als Karrierebaustein und Offenheit für Karrierealternativen
» Unterstützung von Führungskräften für familiäre Belange fordern und fördern
Vorbildern im Unternehmen Sichtbarkeit geben
» Väter innerhalb des Unternehmens, zum Beispiel durch ein Väternetzwerk, untereinander vernetzen und aktiv bei der Entwicklung kulturverändernden Maßnahmen einbinden
Flexible Arbeitszeiten sowie eine positive Teilzeit- und Jobsharing-Kultur
» Klare Homeoffice-Regeln und verlässliche Vertretungen
Hier geht’s zum passenden BZ-Job-Talk "Elternzeit für Väter" mit Andreas Seltmann.

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