Interview

Valerie Silberer vom Kulturamt Lahr: "Kultur kann Einsamkeit nicht auflösen, aber Brücken bauen"

Im Rahmen der "Nacht der Einsamkeit" wird am Samstag, 22. November, 20 Uhr, das Tanztheaterstück "Heimat" im Parktheater gezeigt. Wie Kultur Begegnung und Gemeinschaft fördern kann, erzählt Valerie Silberer vom Kulturamt .  

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Tanzperformance „Heimat“ des Arcis Collectiv München  | Foto: MCCM
Tanzperformance „Heimat“ des Arcis Collectiv München Foto: MCCM 

BZ: Frau Silberer, welche Rolle kann Kultur in Zeiten wachsender Einsamkeit in unserer Gesellschaft spielen?

Kultur schafft Räume der Begegnung. Ob Konzert, Theaterabend oder Ausstellung – wer kulturelle Veranstaltungen besucht, kommt unter Menschen und in Kontakt mit Kunst. Das gemeinsam Erlebte bietet Anlässe, ins Gespräch zu kommen oder einfach ein Gefühl von Verbundenheit zu spüren.

BZ: Erfahren Sie das auch im Theater?

Ich erlebe immer wieder, wie Kultur Menschen zueinander bringt: Ein Lächeln im Foyer oder ein gemeinsamer Applaus können Nähe entstehen lassen. In unserem Haus treffen sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, teilen Emotionen und Momente, die verbinden. Kultur kann Einsamkeit nicht auflösen, aber sie kann Brücken bauen – und genau darin liegt ihre große gesellschaftliche Bedeutung. Wir verstehen uns als Gastgeber. Wir öffnen Türen, schaffen Anlässe und laden zum Dialog ein.

Valerie Silberer Kulturamt Lahr  | Foto: Axmann Rottler/Stadt Lahr
Valerie Silberer Kulturamt Lahr Foto: Axmann Rottler/Stadt Lahr

BZ: Haben Sie Ideen, wie man den Dialog noch offener gestalten kann?

Da wir von unseren Abonnenten immer wieder Rückmeldungen bekommen, dass sie nicht alleine ins Theater gehen möchten, nachdem ihr Partner verstorben oder schwer erkrankt ist, planen wir konkret, in unserem Foyer einen "Plaudertisch" einzurichten, der explizit dazu dienen soll, dass Gäste, die Anschluss suchen, dort gemeinsam in der Pause ins Gespräch kommen. Kulturelle Workshops bieten zudem einen geschützten Rahmen für Begegnung – besonders für Menschen, denen es schwerer fällt, auf andere zuzugehen. Durch regelmäßige Treffen entsteht Vertrautheit, und das gemeinsame kreative Tun erleichtert den Einstieg ins Gespräch.

Tanzperformance „Heimat“ des Arcis Collectiv München  | Foto: MCCM
Tanzperformance „Heimat“ des Arcis Collectiv München Foto: MCCM

BZ: Was wünschen Sie sich für die Zukunft – wie sollte sich die Kulturlandschaft weiterentwickeln, um Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu stärken?

Wir dürfen gern alle auf die Suche gehen nach kurzen freundlichen Gesprächen in unserem Alltag. An uns Kulturveranstaltenden hängt es, dass wir Veranstaltungen organisieren, die einladend sind. An den Menschen liegt es, raus zu gehen, den Mut zu fassen, sich auf Neues einzulassen. Durch Einführungsvorträge oder Publikumsgespräche zu einzelnen Veranstaltungen versuchen wir bereits, auch in kleinerem Rahmen Anlässe zu schaffen, ins Gespräch zu kommen. Dies könnte man aber sicherlich noch weiter ausbauen.

BZ: Was haben Sie hierzu für Ideen?

Es ist natürlich eine Frage der Kapazitäten. Zum Beispiel könnten vermehrt Künstlergespräche oder Veranstaltungsrückbesprechungen angeboten werden, bei denen interessierte Gäste - ähnlich einem Buchclub - ein paar Tage nach der Veranstaltung in kleinem Rahmen zusammenkommen und über das Erlebte diskutieren.

Tanzperformance „Heimat“ des Arcis Collectiv München  | Foto: MCCM
Tanzperformance „Heimat“ des Arcis Collectiv München Foto: MCCM 

BZ: Es kommt also immer noch auf das Miteinander an?

Ja. Genau. Wir Kulturveranstaltende arbeiten daran, Räume für Kommunikation zu schaffen. Füllen kann sie jeder mit seinem eigenen Beitrag, indem er in den Pausen einer Veranstaltung auf die Leute zugeht und auf freundliche Weise mit ihnen ins Gespräch kommt, vor allem wenn sie alleine stehen.

Der Südwestrundfunk veranstaltet am 22. November die "Nacht gegen die Einsamkeit" und fordert Vereine, Organisationen, Institutionen und Initiativen dazu auf, sich mit Veranstaltungen zu beteiligen.

Das Kulturamt Lahr zeigt als sogenanntes Spielzeit-Experiment das Tanztheaterstück "Heimat" des Arcis Collectivs aus München. Es gibt keine Pause. Der Polizeichor bewirtet im Anschluss. Informationen und Tickets sind im Kulturbüro Lahr, Kaiserstraße 1, Lahr unter 07821-950210 sowie online unter kultur.lahr.de erhältlich.

Schlagworte: Valerie Silberer

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