Angriffe auf Menschen

Vancouver: Wo Kojoten gerne Jogger jagen

Nach jahrelanger friedlicher Koexistenz attackieren die Präriewölfe in einem beliebten Park in Vancouver immer wieder Menschen. Seit Dezember 2020 wurden 15 Attacken auf zumeist Jogger gemeldet.  

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Seit  Dezember 2020 wurden 15 Attacken...ark im kanadischen Vancouver gemeldet.  | Foto: imago stock&people
Seit Dezember 2020 wurden 15 Attacken von Kojoten auf Menschen im Stanley Park im kanadischen Vancouver gemeldet. Foto: imago stock&people
Joggen im populären Stanley Park von Vancouver kann in diesen Tagen riskant sein. Binnen drei Monaten wurden in dem Stadtpark der westkanadischen Metropole fünfzehn Attacken von Kojoten auf Freizeitsportler und Spaziergänger gemeldet. Mehrere Wege durch den Park wurden gesperrt.

Azi Ramezani liebt den Stanley Park in Vancouver. Seit einem Jahrzehnt kommt sie zum Joggen in den 400 Hektar großen Park direkt an der Pazifik-Küste. Sie läuft auf den befestigten Straßen und Wegen und meidet die Wanderwege durch dichte Wälder und Gebüsch. Und niemals hatte sie, wie sie jetzt erzählt, eine bedrohliche Konfrontation mit einem Tier. Das änderte sich am späten Nachmittag des 21. Januar. Sie hörte ein Knurren und entdeckte einen Kojoten, der ihr nachlief, und dann verspürte sie auch schon den Biss. "Er war direkt hinter mir und biss mich in mein rechtes Bein. Das Tier beißt wirklich heftig zu. Es ist nicht nur ein Zwicken. Wenn sie beißen, dann gehen die Zähne tief in die Haut", berichtet sie kanadischen Medien. Azi fiel hin. Das Tier ließ von ihr ab, aber sie befürchtete einen erneuten Angriff und rief um Hilfe. Radfahrer hielten und blieben bei ihr, bis ärztliche Hilfe eintraf.

Nach Schätzungen der Parkverwaltung lebt in dem Areal etwa ein Dutzend Kojoten. Anfang des Jahres mussten zwei von ihnen wegen mehrfachen aggressiven Verhaltens gegenüber Menschen getötet werden. Die Parkverwaltung, das "Vancouver Board of Parks and Recreation", sperrte einige Wanderwege und stellte Warnschilder auf. Zudem wird an Ständen darüber informiert, wie Kontakte mit Kojoten vermieden werden können und wie Menschen sich im Falle eines drohenden Angriffs verhalten sollen.

15 Attacken wurden seit dem 1. Dezember 2020 gemeldet

Kojoten, die auch als Präriewölfe bezeichnet werden, haben die Größe eines kleinen Wolfs, sie sind etwa 50 Zentimeter hoch und einen Meter lang und erreichen ein Gewicht von etwa 20 Kilogramm. In Nordamerika lebten sie ursprünglich nur im Westen des Kontinents und in den trockeneren Regionen. Mittlerweile haben sie sich fast über den gesamten Kontinent mit Ausnahme der Polargebiete ausgedehnt und ihre Zahl wächst. Ihre natürlichen Feinde waren früher Wölfe und Jaguare. Die Kojoten profitierten davon, dass die Zahl der Wölfe und Jaguare zurückging, berichtet die Weltnaturschutzorganisation International Union for Conservation of Nature. Die IUCN stuft die Kojoten auf der Roten Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten als "nicht gefährdet" ein. Zu ihrer Ausbreitung kann auch die Kreuzung mit Wölfen und Hunden beigetragen haben.

Im Herbst 2009 hatte eine tödliche Kojotenattacke im kanadischen Cape-Breton-Nationalpark weltweit Aufsehen erregt. Die 19-jährige Folksängerin Taylor Mitchell, eines der großen Nachwuchstalente der kanadischen Folk-Szene, war bei einer Wanderung von zwei Kojoten angefallen und tödlich verletzt worden.

Bislang galten Angriffe von Kojoten auf Menschen aber eher als selten. Die Experten in Vancouver wissen noch nicht genau, warum sich nun die Angriffe im Stanley Park häufen. 15 Attacken wurden seit dem 1. Dezember 2020 gemeldet, meist waren die Opfer Jogger. 13 Menschen wurden ernsthaft gebissen. Sogar zwei Radfahrer wurden attackiert.

Vermutlich fühlten sich die Kojoten nicht angegriffen, sondern sahen in den Menschen eine Beute. Ein davonlaufendes Tier zu verfolgen und es von hinten in die Beine zu beißen, entspricht ihrem Naturell. "Es ist so, wie sie es bei einem Beutetier wie etwa einem Reh machen würden", sagt Simon Gravel, Mitarbeiter der Naturschutzbehörde für den Stanley Park. Daher sollten Menschen nicht auf den Pfaden in den Wäldern des Parks rennen. Hinzu komme, dass die Kojoten offenbar die Scheu vor Menschen verloren haben, mutmaßt Gravel. Zwar ist es bei Androhung empfindlicher Geldbußen, die von einem sofort ausgestellten Strafzettel in Höhe von 345 kanadischen Dollar bis zu einer Maximalstrafe von 50 000 Dollar (34 000 Euro) reichen können, strikt verboten, Wildtiere zu füttern, aber offenbar halten sich nicht alle an diese Vorschrift. "Wir haben in den vergangenen Monaten viele Hinweise bekommen, dass Parkbesucher Tiere füttern", sagte Gravel der Vancouver Sun. Auch dass Parkbesucher Futter für Vögel ausstreuen, kann dazu führen, dass Kojoten die Scheu vor Menschen verlieren.

Azi Ramezani rechnet damit, dass es mehrere Monate dauern wird, bis sie sich von den schweren Verletzungen ihrer Beinmuskulatur, die operiert werden musste, erholt hat. Ob sie so aktiv sein kann wie vor der Attacke, ist ungewiss.

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