Sportförderung

Viele Gespräche, wenig Konkretes: Die deutsche Sportförderung ist eine Baustelle

Das geplante Sportfördergesetz in Deutschland lässt auf sich warten. Doch ein Gesetz allein wird die deutschen Medaillenbilanzen wohl nicht retten.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Geht wegen der besseren Bedingungen in die USA: die Turnerin Emma Malewski  | Foto: Sebastian Kahnert (dpa)
Geht wegen der besseren Bedingungen in die USA: die Turnerin Emma Malewski Foto: Sebastian Kahnert (dpa) 

Turnerin Emma Malewski hatte nach ihrem Abitur in diesem Sommer in Deutschland die Wahl: Entweder sie geht zur Bundeswehr oder sie beendet ihre sportliche Karriere. Die Schwebebalken-Europameisterin von 2022 in München will beides nicht – und entschied sich für die USA, weil die Rahmenbedingungen für Leistungssport dort besser sind als hierzulande.

In den USA könne sie dank eines Stipendiums an der Clemson University im Bundesstaat South Carolina Sport und Studium miteinander verbinden. Das sei in Deutschland so nicht möglich. "Ich habe jetzt ein Stipendium für vier Jahre. Mal sehen, ob ich so lange da drüben bleibe. Ich gucke von Jahr zu Jahr", sagt Malewski, die jahrelang in der Turn-Hochburg Chemnitz trainierte.

Während die USA als Erfolgsschmiede gelten, sorgte Deutschland vor genau einem Jahr in Paris für das schlechteste Ergebnis im Medaillenspiegel bei Olympischen Sommerspielen seit der Wiedervereinigung. Die Bilanz löste mal wieder eine Debatte um die Sportförderung aus. Eine Debatte ohne bisherige Lösung.

Athleten müssen von ihrem Sport leben können, lautet eine Forderung

Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbunds und Sprecher der Spitzenverbände des Deutschen Olympischen Sportbunds, erklärte, dass die gesellschaftliche Position des Leistungssports in Deutschland gesunken sei. "In vielen Sportarten werden die Athleten nicht angemessen entlohnt. Für diese Athleten muss sich Leistung wieder stärker lohnen als in der Vergangenheit und sie müssen von ihrem Sport leben können", sagte Michelmann. Da müsse das geplante Sportfördergesetz ansetzen.

Doch genau dieses Gesetz, das aufgrund des Bruchs der Ampel-Regierung nicht vollendet werden konnte, lässt auf sich warten. Es sollte der größeren Planungssicherheit, dem Bürokratieabbau und am Ende der besseren Leistungsfähigkeit der Sportler und Sportlerinnen dienen. Kernstück ist die Gründung einer unabhängigen Sportagentur zur Verteilung der Fördermillionen.

Erste Entscheidungen im Herbst

Nach Angaben eines Sprechers der neuen Sport-Staatsministerin Christiane Schenderlein (CDU) wurden in den vergangenen Wochen und Monaten immerhin viele gute und konstruktive Gespräche dazu geführt, wie die Spitzensportförderung in Deutschland effizienter und effektiver aufgestellt werden sollte. Es habe sich gezeigt: "Es besteht kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsdefizit." Nun werde sich Schenderlein an den bereits eingeleiteten Prozessen orientieren, heißt es weiter und erste Entscheidungen im Herbst treffen.

Dass die Sport-Staatsministerin im Bundeskanzleramt integriert ist, ist laut Michelmann ein klares Zeichen der Politik, welchen Stellenwert der Sport in Zukunft einnehmen soll. Das Bekenntnis zu einer Bewerbung um Olympische Spiele in Deutschland sei ein weiteres klares Signal. "Denn nichts löst so einen Impuls aus wie Olympische Spiele im eigenen Land. Aus Gesprächen weiß ich, dass auch Themen wie die akademische Trainerausbildung sowie die Weiterentwicklung des Frauensports auf der Liste der Ministerin stehen und das ist eine positive Entwicklung", so Michelmann.

Schlagworte: Andreas Michelmann, Emma Malewski, Christiane Schenderlein

Weitere Artikel