Baden-Württemberg
Vogelzählung kommt durchs Wetter durcheinander
Spatz, Meise oder Amsel – welche Vögel sind am Futterhaus zu sehen? Das wollen Naturschutzverbände Jahr für Jahr wissen. Das warme Wetter hat ihnen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.
dpa
Mi, 11. Jan 2023, 18:33 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
"Bisher haben fast 7400 Aktive zu Stift, Handy und Fernglas gegriffen", teilte der Nabu am Mittwoch in einer Zwischenbilanz zu seiner bereits abgeschlossenen Mitmach-Aktion mit. Es seien fast 172.000 Vögel in rund 5400 Gärten notiert worden – das sind etwa 43 Prozent der Vögel und 46 Prozent der Teilnehmenden im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022. Auch die Zahl der Vögel pro Garten ist zurückgegangen, um zwei auf 32. Vor zwei Jahren, im Corona-Jahr 2021, waren es in der endgültigen Bilanz der Aktion noch fast 37. "Dieses Jahr war eher eine Stunde der Regenvögel. Das nasskühle Wetter hat offenbar nur wenige zum Vögelzählen eingeladen", sagte der Nabu-Vogelkundler Stefan Bosch.
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) im bayerischen Hilpoltstein und der Nabu rufen alljährlich zu der nach ihren Angaben größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands auf. Am häufigsten sichteten sie laut Zwischenbilanz erneut Haussperling, Kohlmeise und Blaumeise. Die Zahl der gesichteten Amseln ist aber um fast ein Viertel (23 Prozent) gesunken, weil die Art unter dem tropischen Usutu-Virus leidet.
Überraschend hingegen: Wegen der milden Wochen bleiben die Wintergäste aus Nord- und Osteuropa wie der Erlenzeisig, die Wacholderdrossel und der Bergfink im Südwesten weitgehend aus. "Vermutlich sind sie aufgrund des milden Winters in ihren Brutgebieten geblieben oder nicht so weit nach Südwesten vor dem Winter ausgewichen", sagte Bosch. Ebenfalls seltener wurden Waldvogelarten wie Buchfink, Buntspecht, Eichelhäher oder Kleiber gesichtet. Ein möglicher Grund: 2022 war ein Mastjahr, Eicheln, Fichtensamen und Bucheckern gibt es im Überfluss. "Die Vögel haben im Wald so viel Nahrung, dass sie weniger in unsere Siedlungen kommen", so der Nabu.
Bei der "Stunde der Wintervögel" geht es den Naturschutzverbänden nicht um eine vollständige Erfassung aller Vögel. Die Aktion soll vielmehr Erkenntnisse über Veränderungen in der heimischen Vogelwelt bringen. Dafür werden die Daten über mehrere Jahre verglichen. Die Beobachtungen zeigen dem Nabu zufolge zum Beispiel, dass immer mehr Zugvögel auch im Winter in Deutschland bleiben.
Wer in diesem Jahr mitmachen wollte, konnte vom 6. bis 8. Januar eine Stunde lang die Vögel im Garten, am Balkon, vor dem Fenster oder im Park zählen und übers Internet, per App, Telefon oder Post melden. Ergebnisse können laut Nabu noch bis einschließlich 15. Januar gemeldet werden.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ