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Vom Kindergarten ins Nationalteam

  • dpa

  • Mo, 07. Februar 2022
    Olympische Spiele

     

Die Snowboarderinnen Hofmeister, Langenhorst und Hochreiter kennen sich seit Sandkasten-Zeiten.

Ramona Hofmeister gewann 2021 den Gesamtweltcup im Snowboard.  | Foto: GEPA pictures/ Jasmin Walter via www.imago-images.de
Ramona Hofmeister gewann 2021 den Gesamtweltcup im Snowboard. Foto: GEPA pictures/ Jasmin Walter via www.imago-images.de
Früher griffen sie nach ihren Schaufeln im Sandkasten, nun nach olympischen Medaillen im Schnee von Zhangjiakou. Die alpinen Snowboarderinnen Ramona Hofmeister, Carolin Langenhorst und Melanie Hochreiter sind seit frühester Kindheit befreundet – und bei den Winterspielen in China Kandidatinnen für Edelmetall. Allen voran Hofmeister, die nach Bronze 2018 im Parallel-Riesenslalom diesmal nur allzu gerne Gold mit nach Hause nehmen würde. Bei den Männern hat Stefan Baumeister gute Aussichten auf einen Podestplatz. Die Deutschen haben sich zu einer der führenden Raceboarder-Nationen gemausert – und wollen das auch am Dienstag beweisen.

Hofmeister, Langenhorst und Hochreiter wurden alle im Jahr 1996 geboren, besuchten die Schule in Berchtesgaden. "Wir sind zusammen in den Kindergarten gegangen und zusammen aufgewachsen, haben alle zusammen angefangen, waren zusammen in den Trainingsgruppen und haben uns bis ganz nach oben gekämpft", sagt Hofmeister über das Trio aus Bischofswiesen. Was dort während des Wettkampfs wohl los ist, wolle sie sich lieber nicht vorstellen, scherzt sie. "Dass wir jetzt alle bei Olympia dabei sind, ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes." Im olympischen Dorf leben sie in einer Dreier-Wohngemeinschaft. Beim abendlichen Billardspielen hätten sie schon gemerkt, dass ihre Stärken eher beim Snowboarden liegen, sagt Hochreiter und lacht. Was offenbar nicht ist, kann ja aber noch werden. "Die Meli ist die Fleißigste von uns", sagt Langenhorst jedenfalls über ihre Kollegin. Bei Hofmeister bewundert sie vor allem ihre "Willensstärke". In Summe, so Langenhorst, "passen wir alle einfach super zusammen."

Es sei "wirklich eine schöne Konstellation", sagt der Sportdirektor der deutschen Snowboarder, Andreas Scheid. "Einerseits sind sie alle nicht auf den Mund gefallen, gewitzt, ein bisschen frech – und andererseits maximal professionell. Sie sind sowohl Freundinnen als auch Konkurrentinnen. Im Training gibt’s immer eine gesunde Reibung."

Im Weltcup schlägt sich das regelmäßig nieder. Hofmeister gewann in den vergangenen beiden Wintern jeweils die Gesamtwertung und ist in dieser Saison aktuell Zweite. 13 Weltcup-Siege hat sie in ihrer Karriere schon eingefahren – elf davon im Parallel-Riesenslalom, der ihre Paradedisziplin und anders als der Parallel-Slalom auch olympisch ist. Langenhorst holte immerhin drei Weltcup-Podestplätze, Hochreiter ihren ersten vor gut drei Wochen auf der Simonhöhe.

Hofmeister ist das Zugpferd der Truppe. Erst recht, nachdem die zweimalige Weltmeisterin Selina Jörg ihre aktive Laufbahn nach dem vergangenen Winter beendet hat. Doch Hofmeister, deren Schal im Leoparden-Muster zu einer Art Markenzeichen geworden ist, nimmt diese Rolle und die gesteigerte Erwartungshaltung gerne an. Vor der Saison unterzog sie sich wegen anhaltender Rückenprobleme einem kleinen Eingriff, zuletzt präsentierte sie sich wieder in Topform.

Genau wie Stefan Baumeister, der Zweite des Gesamtweltcups 2019/2020. Zwei erste und zwei zweite Plätze hat er in den Einzelrennen dieser Saison schon eingefahren. Auch in China zählt der 28-Jährige nun zu den Favoriten. Es sei "schade", dass die Leistungen und Erfolge seiner Schützlinge öffentlich oft weitgehend unbemerkt bleiben, sagt Sportdirektor Scheid. "Wir würden uns schon sehr wünschen, dass wir etwas mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen würden." Eine bessere Chance als bei Olympia, der größten Bühne des Sports, gibt es dafür nicht. Auch nicht für die drei Freundinnen aus dem Sandkasten.

Ressort: Olympische Spiele

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 07. Februar 2022: PDF-Version herunterladen

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