Jobs im Handwerk
Die Ausbildung in seltenen Handwerksberufen ist eine echte Alternative
Glasbläser, Drechsler oder Bogenmacherin: Besonders im Handwerk gibt es in manchen Berufen nur noch sehr wenige Auszubildende.
Marina Uelsmann (tmn)
Mi, 7. Jul 2021, 12:13 Uhr
Thema: Handwerk in der Region
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Sterben diese Berufe nicht ohnehin bald aus? Und sollte man von einer Ausbildung absehen?
Auch das eigene Umfeld kann entscheidend sein, wie das Beispiel des Ziseleurs Franco Adamo zeigt. Nachdem er keinen Ausbildungsplatz als technischer Zeichner gefunden hatte, ermutigte sein Vater ihn, es als Ziseleur zu versuchen. Ähnlich wie Steinmetze arbeiten Ziseleure mit Meißel oder Feile: Sie gießen Bronze und bearbeiten Oberflächen, um Embleme und Skulpturen herzustellen.
Für Judith Macherey dagegen war ein freiwilliges kulturelles Jahr (FKJ) in der Denkmalpflege entscheidend. So kam sie zu einer Werkstatt für Orgelbau. Ihr Faible für Kunst und Architektur konnte die Abiturientin dann bei der Arbeit an der Orgel umsetzen. Sie hat eine Ausbildung zur Orgelbauerin begonnen und arbeitet derzeit an ihrer Abschlussprüfung.
Franco Adamo, der inzwischen seit 40 Jahren als Ziseleur arbeitet, hat keine Angst, dass sein Beruf vom technologischen Fortschritt bedroht wird. "Kein 3-D-Drucker kann so ein gegossenes Relief herstellen und einer Figur eigenes Leben einhauchen." Außerdem seien moderne Maschinen wie die CNC-Fräse eine gute Ergänzung des Handwerks.
Oft braucht es besonderen Wagemut, sich für einen seltenen Beruf zu entscheiden. Häufig ist ein Ortswechsel nötig, um einen Ausbildungsbetrieb oder eine Berufsschule zu finden. Und da es in der Regel nur noch wenige Betriebe in diesen Spezialgebieten gibt, muss man nach dem Abschluss womöglich den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Doch die Nischenposition kann als Alleinstellungsmerkmal hochgehalten werden und man kann sogar international gefragt sein. "Eine Orgel bleibt dort stehen, wo sie ist, da muss man schon selbst zu ihr kommen, um sie zu reparieren", sagt Macherey.
Selbst wenn sich herausstellt, dass man den Ausbildungsberuf nicht das ganze Leben lang ausüben kann, sei es gut, eine abgeschlossene Ausbildung zu haben, betont Monika Hackel. "Mit einer abgeschlossenen Ausbildung ist das Risiko von dauerhafter Arbeitslosigkeit im Durchschnitt viermal geringer als ohne Abschluss." Schließlich sammelt man in der Ausbildung Berufserfahrung und erwirbt viele wichtige Kompetenzen. Darauf aufbauen können Zusatzqualifikationen oder Weiterqualifizierungen. Es gilt: Besser etwas Seltenes gelernt als gar nichts gelernt.