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Ängste vor Inflation und Krieg

  • Lotta Wellnitz

  • Mi, 08. Februar 2023
    Deutschland

Was bereitet den Deutschen die größten Sorgen? Mehr als 80 Prozent nennen in einer Umfrage die Preissteigerungen und den Krieg in der Ukraine. Besonders stark gestiegen ist die Angst, dass Deutschland in einen Krieg hineingezogen wird.

Viele Deutsche fürchten Preissteigerungen.   | Foto: Monika Skolimowska (dpa)
Viele Deutsche fürchten Preissteigerungen. Foto: Monika Skolimowska (dpa)
Die Angst, dass Deutschland Kriegspartei werden könnte, ist stark gestiegen. Davor fürchten sich 63 Prozent der Bevölkerung. Vor einem Jahr waren es noch 37 Prozent. Zu diesem Ergebnis ist der "Sicherheitsreport 2023" gekommen, den das Meinungsforschungsinstitut Allensbach am Dienstag mit dem Centrum für Strategie und Höhere Führung vorgestellt hat. Die repräsentative Umfrage, für die im Januar dieses Jahres rund 1000 Menschen ab 16 Jahren befragt wurden, zeigt, dass noch weitere Entwicklungen mehr als die Hälfte der Bevölkerung beunruhigen: darunter die Sorge vor einen erneuten Flüchtlingsandrang nach Europa, aber auch die Angst, dass man im Krankheitsfall medizinisch nicht gut versorgt werden könnte.

57 Prozent der Befragten geben zudem an, sie machten sich große Sorgen über den zunehmenden Unterschied zwischen Arm und Reich. Der Klimawandel und die Angst, die Energieversorgung könne nicht mehr gesichert sein, beschäftigt zwar mehr als jeden Zweiten in Deutschland – die Sorgen wegen des Krieges und der Inflation sind aber deutlich stärker. Die Corona-Pandemie spielt, was die Ängste der Deutschen angeht, nur noch eine eher untergeordnete Rolle.

Renate Köcher, Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstituts Allensbach, sagte bei der Vorstellung des Reports, man müsse zwischen generellen Sorgen und der Frage, wie stark der einzelne Bürger sich persönlich bedroht fühle, unterscheiden. Letzteres sei gerade bei der Inflation der Fall – und eben auch bei der Frage militärischer Auseinandersetzungen. "Das haben wir Jahrzehnte nicht gehabt", sagte sie. So fühlten sich 2021 lediglich 10 Prozent der Bevölkerung durch Krieg und militärische Auseinandersetzungen, in die Deutschland verwickelt ist, persönlich bedroht, ein Jahr später waren es 21 Prozent. Anfang des Jahres 2023 sind es nun 47 Prozent.

Vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage wurde in der Umfrage auch ausdrücklich nach dem Umgang mit der Nato-Bündnispflicht gefragt. Das Ergebnis ist zwiegespalten: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist der Meinung, die Nato sei wichtig und Deutschlands Mitgliedschaft im Militärbündnis richtig. Doch nur 45 Prozent befürworten es, dass Deutschland gemäß Artikel Fünf des Nato-Bündnisvertrags im Ernstfall zur Verteidigung eines anderen Nato-Mitgliedsstaats beiträgt – auch mit Waffengewalt. 35 Prozent sagen, Deutschland solle sich in diesem Fall heraushalten, weitere 20 Prozent sind unentschieden.

Hier gibt es Unterschiede zwischen Ost und West. Während sich 48 Prozent der Deutschen im Westen in so einem Fall für eine Beteiligung am Militäreinsatz aussprechen, sind es im Osten nur 30 Prozent. Ebenso fällt der Blick auf die Vereinigten Staaten als einen der wichtigsten Bündnispartner unterschiedlich aus: In Westdeutschland hält jeder zweite die Großmacht für einen verlässlichen Bündnispartner, in den neuen Bundesländern nur 26 Prozent.

Auch im Blick auf Russland gibt es Unterschiede. Im Westen sagen 84 Prozent der Menschen, sie sähen Russland als größte Gefahr für den Weltfrieden. Im Osten sind 73 Prozent dieser Auffassung – 10 Prozentpunkte weniger also. Für Gesamtdeutschland liegt der Wert bei 82 Prozent. Vor zwei Jahren hielten nur 32 Prozent Russland für die größte Gefahr.

Noch etwas zeigt der Report sehr klar: Die Diskussion über die Ausstattung der Bundeswehr sowie über Deutschlands Verteidigungsfähigkeit hat sich verändert. 67 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass der Staat hier mehr investieren soll.

Ressort: Deutschland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 08. Februar 2023: PDF-Version herunterladen

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