Für Menschen mit Behinderung

Wehrer Hans-Gerd Wiesner wird für jahrzehntelanges Engagement in Argentinien geehrt

Der Wehrer Hans-Gerd Wiesner und das von ihm gegründete Heim "Granja El Ceibo" für Menschen mit Behinderung in Argentinien wurden geehrt. Der Gemeinderat von Rafaela würdigte das Engagement.  

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Hans-Gerd Wiesner (2. von links) und d...derat der Stadt Rafaela ausgezeichnet.  | Foto: privat (Hans-Gerd Wiesner)
Hans-Gerd Wiesner (2. von links) und die Behinderteneinrichtung „Granja El Ceibo“ werden für ihr Wirken durch den Gemeinderat der Stadt Rafaela ausgezeichnet. Foto: privat (Hans-Gerd Wiesner)

Vor 37 Jahren hat der Wehrer Hans-Gerd Wiesner in Rafaela (Argentinien) das Heim "Granja El Ceibo" gegründet, seitdem ein liebevolles Zuhause für Menschen mit psychischen und geistigen Behinderungen. Nun wurden das Werk und Wirken von Hans Gerd-Wiesner Gegenstand einer Auszeichnung durch den versammelten Gemeinderat der 111.000 Einwohner großen Gemeinde. Rainer Hilpert vom Wehrer Freundeskreises "Granja El Ceibo" hat die spanischsprachigen Pressemeldungen aus Rafaela zum Thema übersetzt, zusammengefasst und der BZ zugänglich gemacht. Demnach hat der Gemeinderat von Rafaela seine Sitzung für die Ehrung nicht wie üblich im städtischen Sitzungssaal ab, sondern kam für diesen Anlass in den Räumlichkeiten der Granja zusammen, um Wiesner für seine jahrzehntelange Arbeit mit und für behinderte Menschen zu danken.

Auf einem fünf Hektar großen Gelände haben den Berichten zufolge aktuell 17 behinderte Menschen ihr festes Zuhause, zwölf weitere kommen zur Tagesbetreuung. Die Betreuten leiden unter mittlerer bis schwerer geistiger Beeinträchtigung, viele haben Psychosen. In der Granja (spanisch für "Bauernhof/Gutshof") lernen sie verschiedene Tätigkeiten, zum Beispiel in Küche und Backstube, oder auch die Reinigung öffentlicher Plätze, und tragen so einen Teil zum Unterhalt des Heimes bei.

Hans-Gerd Wiesner bei seiner Dankesrede  | Foto: privat
Hans-Gerd Wiesner bei seiner Dankesrede Foto: privat

Hans-Gerd Wiesner war lange Zeit ein angesehener Koch in renommierten Restaurants in Deutschland. Im Rahmen einer Südamerikareise kam er 1988 erstmals in die argentinische Stadt Rafaela. 1991 gründete er zusammen mit seinem Freund Diego Stocchero die gemeinnützige Stiftung "Granja Hogar El Ceibo". "Über die Zeit entwickelte sich das Projekt in ein Vorzeigeprojekt für Inklusion und Menschlichkeit in Rafaela", urteilte Stadträtin Alejandra Sargadoy.

Und Stadträtin Valeria Soltermann ergänzte, an Wiesner gewandt: "Wo andere nichts sahen, hattest du die Vision eines Zuhauses. Die heutige Auszeichnung gilt deiner Beharrlichkeit und deiner Hingabe über mehr als drei Jahrzehnte. Das Wertvollste hier sind nicht die Räumlichkeiten, sondern der Geist, der in diesen Räumlichkeiten herrscht. Dein großes Werk ist die tiefe und von Herzen kommende Liebe – Liebe, die hier herrscht, und die uns alle verbindet. Danke dafür, dass du uns vorlebst, dass die Liebe gegenüber den Nächsten die größte Kraft ist, und wie diese Liebe Leben verändern kann. Dein Wirken ist ein Leuchtturm und Vorbild für uns!" Im Anschluss wurde Hans-Gerd Wiesner eine Ehrenurkunde im Namen des Gemeinderats von Rafaela überreicht.

Dank an das gesamte Team, das das Projekt möglich macht

Sichtlich gerührt bedankte sich Wiesner für diese Auszeichnung. Er gestand, dass er nicht gerne im Zentrum dieser Ehrung steht. Stattdessen verwies er auf die gemeinschaftliche Arbeit mit den Betreuten, bedankte sich für die Unterstützung durch die Familien, Ehefrau Sonia Falkenberg, den Mitarbeitern der Stiftung, dem unterstützenden Freundeskreis der Granja in Wehr sowie beim Gemeinderat und der Stadt Rafaela.

Gleichzeitig gab Wiesner seiner Sorge Ausdruck, über die wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten der Behindertenheime und Stiftungen: "Wir durchleben eine tiefe Krise, die uns an den Rand des Abgrunds führt". Im Zuge der staatlichen Sparprogramme sänken auch die Einnahmen der "Granja El Ceibo". Wiesner: "Es ist sehr schmerzhaft, dass sich nach 37 Jahren diese große Familie aus Betreuern und Betreuten in so einer schwierigen Situation befindet. Noch nie war die Situation so schlimm, und wenn es uns heute noch gibt, dann auch dank der Unterstützung aus Deutschland." Er fuhr fort: "Alles, was wir erreicht haben, ist die Frucht der gemeinsamen Arbeit, wir halten zusammen in unserem gemeinsamen Bestreben. Denn das ist der größte Schatz, den wir besitzen: Teil zu sein von etwas, das größer ist als wir selbst."

Langanhaltender Beifall des zahlreichen Publikums beschloss die Rede, bevor ein Video die Geschichte der Stiftung und das Leben von Hans-Gerd Wiesner nachzeichnete. Hierbei kamen auch Zeitzeugen aus Argentinien und Deutschland zu Wort.

Arbeitseinsatz in der Backstube der Granja.  | Foto: Hansjörg Bader
Arbeitseinsatz in der Backstube der Granja. Foto: Hansjörg Bader
Schlagworte: Wehrer Hans-Gerd Wiesner, Hans-Gerd Wiesner, Valeria Soltermann

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