Bei einer Polizeiaktion in Rio de Janeiro sterben 28 Menschen. Menschenrechtler fordern Aufklärung, Aktivisten sprechen von Genozid. Die Brutalität ist auch Ergebnis des verfehlten "War on drugs."
Es war gegen neun Uhr morgens, als sich der junge Mann in die Wohnung von Flávia Luciana Caldes im verwinkelten Innern der Favela schleppte. Caldes erinnert sich, das er barfuß war und kein Hemd anhatte, lediglich Badeshorts trug. Und dass einer seiner Füße blutete, er war von einer Kugel getroffen worden. "Der Junge hatte große Angst", sagt Caldes. "Er flehte um Hilfe und wollte sich verstecken, aber die Blutspur verriet ihn."
Kurz darauf kam ein Polizist mit einem Gewehr im Anschlag die Treppe in den zweiten Stock hinauf gerannt und drang in die Wohnung von Caldes und ihrer Familie ein. "Ich sagte ihm, dass ein Verwunderter da ist, aber er stieß mich weg", erzählt sie. "Er wirkte wie besessen." Sie flüchtete mit ihrem Mann und ihrer Tochter in die Küche der kleinen Wohnung.
Die Geschichte, die Flávia Caldes erzählt, ereignete sich Anfang Mai in der Favela Jacarezinho in Rio de ...