Wie die berühmte englische Schriftstellerin Sybille Bedford ihre Kinderjahre im südbadischen Feldkirch erlebte – und erlitt / Von Martin Halter
Das Feldkircher Schloss hat viele große Geister beherbergt; der größte war womöglich ein richtiger Geist. Ignaz Heinrich von Wessenberg, Schöngeist, Pädagoge, Dichter, Konstanzer Generalvikar; nur seine von keinem Geringeren als Kardinal Ratzinger gerühmte kirchenreformerische Kühnheit verhinderte, dass er der erste Bischof von Freiburg wurde. Sein Nachfahr, Professor Peter Heinrich von Wessenberg, verwahrte sich in einem genealogischen Vortrag in Feldkirch zwar energisch gegen das Geschwätz von einem "Wessenberggespenst", aber für Sybille Bedford (1911–2006) war der Bischof jedenfalls der Schrecken ihrer Feldkircher Kindheit. Wenn sie abends für ihren Vater Wein aus dem Keller holen musste, so erzählt sie in ihrer (soeben neu übersetzten) Autobiografie "Jigsaw", wurde ihr immer angst und bange: "Zwei Treppen vom Morgenzimmer hinunter, durch die große Halle voller ...