Die russischen Angriffe haben das Leben in Kiew verändert. Immer wieder muss der Strom abgestellt werden, viele Menschen sind ganz ohne Strom. Über eine Stadt, die sich trotzdem treu bleibt.
Die japanische Nudelsuppe wärmt den Bauch. Die kleine Portion in der Asia-Kette China Ma unweit des Kiewer Pivdennyi-Bahnhofs hat den Appetit aber eher angeregt, als den Hunger zu stillen. Kaum ist das Smartphone in der Hand, um den QR-Code für die Speisekarte zu öffnen, wird es dunkel. Nur das Handy spendet noch bläuliches Licht. Mitarbeiter in Kochhüten schneiden auf einer Theke Sushi-Rollen. Die Küche bleibt jetzt kalt.
Gäste stehen vor dem China Ma auf dem unbeleuchteten Gehsteig. Der ganze Innenstadtbezirk ist finster. Uber und andere Online-Vermittlungsdienste zur Beförderung haben in Kiew schon vor Jahren Taxis verdrängt. Ohne stabiles Netz bleibt vielen nur der Gang zu Fuß. Vielleicht findet sich eine bessere Internetverbindung auf dem Weg, die es erlaubt, einen Fahrer zu bestellen. Leuchtende Displays verbreiten sich wie ein Schwarm von Glühwürmchen in alle Richtungen.
Nacht und Novembernebel liegen wie Watte über den Straßen. ...