Gesundheit

Wie sich Theaterstück und Fachvortrag zu Demenz in Görwihl ergänzen

In Görwihl führen die Theaterfreunde das Stück "Spätes Geschenk" auf und zeigen neue Perspektiven zum Thema Demenz. Ein Fachvortrag ergänzt die Veranstaltung.  

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Auch im Hochsommer Weihnachten zu feie...r Hilfe für Demenzpatienten beitragen.  | Foto: Karin Steinebrunner
Auch im Hochsommer Weihnachten zu feiern, um den unerledigten Wunsch des Vaters zu erfüllen, kann zur Hilfe für Demenzpatienten beitragen. Foto: Karin Steinebrunner

"Spätes Geschenk" heißt das Theaterstück zum Thema Demenz aus der Feder von Autorin und Regisseurin Karin Steinebrunner. Das führten die Theaterfreunde Dachsberg im Rahmen des Festreigens zur Wiedereröffnung der Görwihler Pfarrkirche jüngst im Pfarrsaal in Görwihl auf, wie die Autorin in einer Mitteilung schreibt. Begleitet wurde diese Aufführung demnach von einem von der Demenzinitiative des Landratsamtes Waldshut organisierten Fachvortrag von Martin Frey zum Thema Demenz. Die Görwihler Seniorengruppe der Silberperlen sorgte für die Bewirtung.

Wie brisant das Thema Demenz ist, habe der große Andrang zu dieser Veranstaltung gezeigt, den der Görwihler Pfarrsaal kaum zu fassen vermochte. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Bernhard Stahlberger führte Ulrich Friedlmeier, Dezernent für Arbeit, Jugend und Soziales im Landkreis Waldshut, in das Stück ein.

Paula (Barbara Schramm), die ihren Vater (Burkhard Siegfried) seit seinem Demenzschub nach dem plötzlichen Tod der Mutter pflegt, ist mit der Situation vollkommen überfordert. Als sie ihrem Bruder (Markus Berger) ihr Leid klagt, reagiert der sofort und stellt eine Pflegerin (Nici Philipp) für den Vater ein. Auch dann fällt es der Tochter zunächst schwer, die Verantwortung abzugeben. Aber die unvoreingenommene, zugewandte Art der Pflegerin schafft es schließlich, dass auch das Geschwisterpaar ganz neue Erkenntnisse in Bezug auf den Vater zu gewinnen vermag und ihn damit besser zu verstehen lernen darf. So wird sein verspätetes Geschenk an die verstorbene Ehefrau schließlich zum Geschenk für die ganze Familie.

Die zeitliche Abfolge der einzelnen Szenen des Stückes wurde durch den Einschub kurzer musikalischer Variationssätzchen (Dorle Harrison, Blockflöte, und Angela Gladstone, Fagott) und das Einfrieren der Akteure verdeutlicht. Momente rührender Komik entstehen beispielsweise durch den Auftritt der Nachbarin (Janet Schramm), die bei hochsommerlicher Hitze Gemüse aus dem Garten bringt, während der demente Vater den vermeintlichen Christbaum für das Weihnachtsfest schmückt.

Immer wieder gab es Szenenapplaus für die Darstellung. Berührende Momente, die zum Nachdenken anregen und auch neue Perspektiven eröffnen, habe das Stück auf die Bühne gebracht, meinte Friedlmeier.

Martin Frey hatte seinen Vortrag in mehrere Aspekte aufgegliedert, wobei er immer wieder auch auf das gerade Gesehene Bezug nahm. Zunächst ging er auf das Krankheitsbild und die Symptome ein, danach auf mögliche Ursachen der Erkrankung und auf den praktischen Umgang mit Demenzpatienten. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz, daneben stehen noch die Folgen eines Schlaganfalls.

Die Symptome reichen von Gedächtnis-, Wortfindungs- und Orientierungsstörungen über die Verkennung von Personen und Situationen bis zum Verlust der Entscheidungsfähigkeit. Dabei riet Frey dazu, an noch vorhandene Fähigkeiten so lange wie möglich anzuknüpfen.

Zu den vielfältigen Ursachen eines Demenzschubs zählten auch Schicksalsschläge, wie im Stück gesehen, so Frey. Ebenfalls habe sich aus dem Stück erkennen lassen, wie wichtig das Biographiewissen über die betroffene Person sei, da Reaktionen wie Ängste, Aggressivität oder Unruhe auf Unerledigtes zurückgingen.

Dessen Aufarbeitung zuzulassen, dabei auch Rollenwechsel zu akzeptieren, immer mit Respekt und Wertschätzung dem Erkrankten gegenüber, trage wesentlich zur Verbesserung von dessen Lebensgefühl bei – wie ebenfalls im Stück deutlich wurde. Einfühlsamkeit und Akzeptanz benannte Frey als die Grundpfeiler im Umgang mit Dementen.

Schlagworte: Martin Frey, Ulrich Friedlmeier, Dorle Harrison

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