Fragen und Antworten
Wie sind die Ahnen-Köpfe der Maori ins Mannheimer Museum gekommen?

Sie waren einmal eine Attraktion und erinnern an ein düsteres Kapitel europäischer Kolonialgeschichte: In vielen Museen gibt es noch heute menschliche Überreste anderer Kulturen. Wie kamen sie dorthin?
In vielen deutschen Museen lagern Kunst oder ungewöhnliche Dinge, die während der Kolonialzeit aus den Herkunftsländern geraubt wurden. Nach Jahrzehnten des Zögerns und auch Diskussionen werden jetzt nach und nach Raubgut-Stücke zurückgegeben. Schlagzeilen machten die berühmten Benin-Bronzen. Aber es gibt noch ganz andere Museumsrelikte, die nun zurückgeführt werden: menschliche Überreste zum Beispiel.
An diesem Freitag werden drei mumifizierte Maori-Köpfe in einer feierlichen Zeremonie aus den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim an eine neuseeländische Delegation übergeben. Am Dienstag holen die Neuseeländer ebenfalls nach einer Rückgabe-Zeremonie sterbliche Überreste von fünf Vorfahren ("Tupuna") aus dem Linden-Museum Stuttgart nach Hause zurück.
Wer mumifiziert Köpfe?
Bei den drei Köpfen in den Reiss-Engelhorn-Museen handelt es sich um die erwachsener Männer mit Tätowierungen nach Maori-Tradition. Sie werden in der indigenen Sprache als "Toi Moko" bezeichnet und spielten eine wichtige Rolle in der spirituellen Welt der Maori. Die spiralförmigen Ornamente und strahlen- sowie schlangenförmigen Linien geben Auskunft über die Herkunft und Stellung der Verstorbenen. Die Köpfe wurden dem Museum zufolge durch aufwendige Räucherprozesse mumifiziert. Sie dienten der Ahnenverehrung, konnten aber auch Trophäen getöteter Feinde sein.
Das geschah auf sehr unterschiedliche Weise: Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums etwa im Zuge rassistisch motivierter Forschungen, die Menschen in unterschiedliche Kategorien anhand von Hautfarbe oder Schädelform gruppieren wollten, um eine angebliche Hierarchie menschlicher "Rassen" zu belegen.
Die Mannheimer Ahnen-Köpfe sollen hingegen zwischen 1769 und den 1830er Jahren begehrte Handelsware gewesen sein. Teils wurden sie gestohlen oder bei gewalttätigen Auseinandersetzungen geraubt. 1831 wurde die Ausfuhr gesetzlich verboten; wegen der internationalen Nachfrage gelangten dennoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts "Toi Moko" in Museen. Doch nicht alles, was in der Kolonialzeit in Museen kam, wurde geraubt: Vieles wurde auch gekauft, getauscht oder geschenkt.
Vor Mannheim war eine neuseeländische Delegation in Leipzig. Am Dienstag gibt es eine Rückgabe-Zeremonie in Stuttgart, weitere sind nach Informationen der Mannheimer Museumssprecherin in Göttingen, Hildesheim und Wiesbaden geplant. In dem Kontext gab es bereits zahlreiche Rückführungen aus europäischen Museen und weitere werden folgen. So nahmen Anfang April Vertreter aus Hawaii in einer feierlichen Zeremonie die menschlichen Überreste von 19 indigenen Hawaiianerinnen und Hawaiianern aus baden-württembergischen Sammlungen entgegen.
Sie stehen im größeren Zusammenhang von Rückgaben von Museumsstücken aus der Kolonialzeit. Museen wollen bei der Aufarbeitung des kolonialen Erbes ihren Beitrag zur Wiedergutmachung leisten. Denn die Stücke wurden in ehemaligen europäischen Kolonien erworben, deren Rahmenbedingungen durch das Herrschafts- und Machtgefälle zwischen Kolonialmacht und Einheimischen geprägt war. "Die Rückgabe der menschlichen Überreste ist uns als Landesregierung ein tiefes Bedürfnis. Sie sind zu Unrecht nach Europa verbracht worden. Wir sehen uns dabei auch in der Verantwortung, umfassend über unsere koloniale Vergangenheit zu informieren", sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne).
Deutschland hatte Ende 2022 zunächst 20 wertvolle Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an das afrikanische Land zurückgegeben. Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, waren bisher in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.
Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein unter den etwa 40.000 Kulturgütern der Sammlung Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen befinden sich der Institution zufolge viele aus kolonialen Kontexten. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums und früherer Chef des Deutschen Museumsbundes kann sich vorstellen, dass auch vieles in Museen bleibt - etwa als Dauerleihgabe, in Ausstellungen oder durch Übereinkünfte mit rechtmäßigen Besitzern.
An diesem Freitag werden drei mumifizierte Maori-Köpfe in einer feierlichen Zeremonie aus den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim an eine neuseeländische Delegation übergeben. Am Dienstag holen die Neuseeländer ebenfalls nach einer Rückgabe-Zeremonie sterbliche Überreste von fünf Vorfahren ("Tupuna") aus dem Linden-Museum Stuttgart nach Hause zurück.
Wer mumifiziert Köpfe?
Bei den drei Köpfen in den Reiss-Engelhorn-Museen handelt es sich um die erwachsener Männer mit Tätowierungen nach Maori-Tradition. Sie werden in der indigenen Sprache als "Toi Moko" bezeichnet und spielten eine wichtige Rolle in der spirituellen Welt der Maori. Die spiralförmigen Ornamente und strahlen- sowie schlangenförmigen Linien geben Auskunft über die Herkunft und Stellung der Verstorbenen. Die Köpfe wurden dem Museum zufolge durch aufwendige Räucherprozesse mumifiziert. Sie dienten der Ahnenverehrung, konnten aber auch Trophäen getöteter Feinde sein.
Wie kommen sterbliche Überreste von Menschen ins Museum?
Das geschah auf sehr unterschiedliche Weise: Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums etwa im Zuge rassistisch motivierter Forschungen, die Menschen in unterschiedliche Kategorien anhand von Hautfarbe oder Schädelform gruppieren wollten, um eine angebliche Hierarchie menschlicher "Rassen" zu belegen.
Die Mannheimer Ahnen-Köpfe sollen hingegen zwischen 1769 und den 1830er Jahren begehrte Handelsware gewesen sein. Teils wurden sie gestohlen oder bei gewalttätigen Auseinandersetzungen geraubt. 1831 wurde die Ausfuhr gesetzlich verboten; wegen der internationalen Nachfrage gelangten dennoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts "Toi Moko" in Museen. Doch nicht alles, was in der Kolonialzeit in Museen kam, wurde geraubt: Vieles wurde auch gekauft, getauscht oder geschenkt.
Gibt es auch in anderen Museen solche Relikte?
Vor Mannheim war eine neuseeländische Delegation in Leipzig. Am Dienstag gibt es eine Rückgabe-Zeremonie in Stuttgart, weitere sind nach Informationen der Mannheimer Museumssprecherin in Göttingen, Hildesheim und Wiesbaden geplant. In dem Kontext gab es bereits zahlreiche Rückführungen aus europäischen Museen und weitere werden folgen. So nahmen Anfang April Vertreter aus Hawaii in einer feierlichen Zeremonie die menschlichen Überreste von 19 indigenen Hawaiianerinnen und Hawaiianern aus baden-württembergischen Sammlungen entgegen.
Warum gibt es Rückführungen?
Sie stehen im größeren Zusammenhang von Rückgaben von Museumsstücken aus der Kolonialzeit. Museen wollen bei der Aufarbeitung des kolonialen Erbes ihren Beitrag zur Wiedergutmachung leisten. Denn die Stücke wurden in ehemaligen europäischen Kolonien erworben, deren Rahmenbedingungen durch das Herrschafts- und Machtgefälle zwischen Kolonialmacht und Einheimischen geprägt war. "Die Rückgabe der menschlichen Überreste ist uns als Landesregierung ein tiefes Bedürfnis. Sie sind zu Unrecht nach Europa verbracht worden. Wir sehen uns dabei auch in der Verantwortung, umfassend über unsere koloniale Vergangenheit zu informieren", sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne).
Was war mit den Benin-Bronzen?
Deutschland hatte Ende 2022 zunächst 20 wertvolle Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an das afrikanische Land zurückgegeben. Mehr als 1100 der Arbeiten aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, waren bisher in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.
Gibt es viele zweifelhafte Objekte in Museen?
Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein unter den etwa 40.000 Kulturgütern der Sammlung Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen befinden sich der Institution zufolge viele aus kolonialen Kontexten. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums und früherer Chef des Deutschen Museumsbundes kann sich vorstellen, dass auch vieles in Museen bleibt - etwa als Dauerleihgabe, in Ausstellungen oder durch Übereinkünfte mit rechtmäßigen Besitzern.
Ethnologin über Benin-Bronzen: "Eine Restitution ist eine Restitution"