Zischup-Interview zum Fledermausschutz

"Windräder sind die größte Gefahr für Fledermäuse"

Fledermäuse, die einzigen fliegenden Säugetiere, sind bei uns selten geworden. Von 18 verschiedenen Arten, die im Raum Freiburg leben, sind 14 stark bedroht. Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg (AGF) setzt sich für die Fledermäuse ein. Zischup-Reporterin Anne Beyer hat Edmund Hensle, den Vorsitzenden der AGF, getroffen und ihn zum Thema Fledermausschutz interviewt  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Fledermaus im Flug  | Foto: dapd
Fledermaus im Flug Foto: dapd
Zischup: Was tut die AGF, um die Fledermäuse zu schützen?
Edmund Hensle: Die AGF besteht seit ungefähr 20 Jahren. Wir betreuen Leute, die Fledermäuse bei sich im Haus haben, kontrollieren sowohl Sommerquartiere als auch Winterquartiere von Fledermäusen und werten die Informationen über die Bestände aus, dann kann man schätzen, wie es den Fledermäusen geht.

Zischup: Was sind die größten Gefahren für Fledermäuse hier in der Gegend?
Hensle: Abgesehen von natürlichen Gefahren, wie Katzen, Marder und Schleiereulen ist die Windenergie die momentan größte Gefahrenquelle für Fledermäuse.

Zischup: Gibt es beim Thema Windenergie vielleicht Kompromisse, mit denen man den Fledermäusen helfen kann?
Hensle: Da die Anlagen im Wald stehen und die meisten Fledermäuse bei uns auch im Wald leben, greifen wir Menschen durch die Windräder in den natürlichen Lebensraum der Fledermäuse ein. Das Problem ist, dass die Fledermäuse die Windräder zwar erkennen, sie aber nicht als Gefahr einsortieren. Ein Kompromiss wäre, dass man die Windräder nur im Winter, tagsüber und nur ab bestimmten Windgeschwindigkeiten, wenn sowieso keine Fledermäuse fliegen, laufen lassen würde. Es gibt außerdem auch intelligente Windanlagen, die je nach Luftfeuchtigkeit, Windstärke und Tageszeit laufen oder nicht.

Zischup: Ich habe gehört, dass im Freiburger Friedrichgymnasium eine Wochenstube von Wimpernfledermäusen lebt. Was können Sie mir dazu sagen?
Hensle: Diese Wochenstube besteht seit 40 bis 50 Jahren. Wimpernfledermäuse sind hier bei uns sehr selten und da im Friedrichgymnasium zurzeit der Dachstuhl renoviert wird, werden sie gerade von Biologen betreut.

Zischup: Wie viele Tiere leben dort?
Hensle: Die Zahlen schwanken, da die Fledermäuse Ausweichquartiere haben, aber so um die 80 Stück.

Zischup: Wie kann man sich als Jugendlicher für den Fledermausschutz einsetzen?
Hensle: Als Jugendlicher kann man sich zum Beispiel bei der AGF melden und bei Winterquartierkontrollen, also in alten Stollen im Schwarzwald, mitgehen. Dann ist man schon mal einen ganzen Tag unterwegs, man hilft den Fledermäusen, es ist abenteuerlich und macht Spaß.

Zischup: Eine andere Methode, Fledermäusen zu helfen sind Fledermauskästen, woher kann man solche Kästen bekommen?
Hensle: Fledermauskästen kann man leicht selber bauen, allerdings muss man beachten, dass die Fledermäuse unterschiedliche Ansprüche haben. Manche bevorzugen zum Beispiel Flachkästen mit einem schmalen Spalt, etwa zwei Zentimeter stark.

Zischup: Wo sollte man den Kasten am besten anbringen?
Hensle: Einen Fledermauskasten bringt man am Besten an einem Baum oder Gebäude in einer Höhe von mindestens vier Metern an. Ausrichten sollte man ihn, wenn möglich, nach Süd-Westen. So scheint die Abendsonne darauf, aber nicht die volle Mittagssonne, dadurch wird es den Fledermäusen nicht zu heiß.

Zischup: Was sollte man tun, wenn man eine Fledermaus findet?
Hensle: Fledermäuse sind Wildtiere, deshalb sollte man sie mit Handschuhen anfassen, auch wenn die Zähne von der kleinsten hier heimischen Fledermausart, der Zwergfledermaus, die Haut nicht durchdringen. Am besten setzt man sie in einen kleinen Karton und bringt sie dann zu jemandem, der sich, wie ich, um kranke und verletzte Fledermäuse kümmert und sie füttert.

Zischup: Hatten sie mal ein besonderes Erlebnis mit Fledermäusen?
Hensle: Jedes Jahr, im Zeitraum von Ende August bis Ende September, gibt es so genannte Masseneinflüge. Das heißt, dass manchmal bis 250 Zwergfledermäuse in Wohnungen einfliegen. Wenn dann die Bewohner sagen, dass sie eine Fledermaus in der Wohnung haben, am Ende sind es dann aber über 100, das sind Erlebnisse, die hängen bleiben.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel