"Wir möchten auf der Schau kein SWR4"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Ulrike Karl, der Geschäftsführerin der Landesgartenschau Lahr, über das Haus am See, eine Party für Jugendliche und Blumenköpfe.  

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Der See ist schon da, das Drumherum fehlt noch. Foto: Landesgartenschau GmbH

Auf einer Landesgartenschau kann man durch perfekt arrangierte Landschaften spazieren, Blumen bewundern und – wenn man Kleinkind ist – Wasser aus einem Brunnen schöpfen. Was aber hat eine Landesgartenschau Jugendlichen zu bieten? Jana Brinken und Marlene Schmitt, beide Schülerinnen der Klasse 9c des Max-Planck-Gymnasiums in Lahr, haben Ulrike Karl gefragt. Sie ist die Geschäftsführerin der Landesgartenschau in Lahr.

Zischup: Wie ist die Landesgartenschau überhaupt nach Lahr gekommen?
Karl: Im Jahr 2008 hat sich die Stadt Lahr darum beworben. Man stellt ein Konzept vor und das geht an das Land Baden-Württemberg. Die bereisen alle Städte und schauen, ob man sich das in der jeweiligen Stadt vorstellen kann. In Lahr hat man sich unter anderem den Stadtpark angeschaut. Dann wird entschieden, ob diese Stadt Entwicklungspotenzial hat und ob das Projekt an diesem Standort sinnvoll ist. Die Entscheidung fiel schon 2009 auf Lahr.

Zischup: Das hat aber lang gedauert.
Karl: Stimmt und da waren sicherlich dreimal so viele Städte dabei, wie Gartenschauen überhaupt vergeben werden konnten. Lahr hat sich schon das zweite Mal beworben. Im Jahr 2002 hat man sich mit dem Kasernenareal Richtung Kuhbach beworben, allerdings erfolglos.
Zischup: Und wann ging es dann mit der Organisation los?
Karl: 2009 haben wir den Zuschlag bekommen und im Sommer 2010 haben wir schon angefangen.

Zischup: Was sind ihre Aufgaben?
Karl: Zuerst gab es einen Wettbewerb, in dem wir einen Landschaftsarchitekten gesucht haben, der die Pläne geschrieben hat. Die Stadt hat bis 2013 daran gearbeitet und dann wurden wir gegründet, die Landesgartenschau Lahr 2018 GmbH. Wir sind zuständig für Planung, Bau und Durchführung. Das heißt, wir planen und bauen das, was bleibt, aber wir machen natürlich auch die Veranstaltungen für das Gartenschaujahr. Wir sind zwei Geschäftsführer, Tobias de Haan und ich. Meine Aufgabe ist es, mich um die Veranstaltungen zu kümmern, ums Marketing, ums Geld und um den Gesamtüberblick. De Haan ist Landschaftsarchitekt und für den Bau zuständig.

Zischup: Wieso lohnt es sich speziell für Jugendliche, die Gartenschau zu besuchen?
Karl: Auf dem Gartenschaugelände haben wir für Jugendliche ein paar Einrichtungen, die schon vorhanden sind und auch bleiben. Es gibt ein Multifunktionsfeld und es wird auch eine neue ausgebaute Jugendverkehrsschule geben. Dann haben wir natürlich den großen See. Relativ weit mit der Planung sind wir mit dem Jugendcafé. Kürzlich habe ich mit zwei jungen Damen des Jugendgemeinderates den wunderbaren Waggon angeschaut. Es ist ein alter Eisenbahnwaggon, ein Buffetwagen, der auch von Jugendlichen betrieben wird. Wir hoffen natürlich, dass wir für die Jugendlichen auch ein gutes Veranstaltungsprogramm aufstellen.

Zischup: Also gibt es 2018 extra Veranstaltungen?
Karl: Genau, also 2018 haben wir 186 Veranstaltungstage und planen zwischen 3000 und 4000 Veranstaltungen. Wir versuchen, ein ganz gemischtes Programm zu erstellen. Im Beteiligungsprozess hat es damals immer geheißen, wir möchten kein SWR4 (lacht), also dieses sehr volksmusiklastige Element möchte man nicht. Wir versuchen, und das ist durchaus nicht ganz einfach, Formate zu finden, die auch Jugendlichen Spaß machen. Wir haben allerdings das Problem, dass wir momentan Künstler buchen und nicht wissen, wo diese 2018 stehen. Wir diskutieren im Moment mit dem SWR, ob wir eine Party organisieren, so dass sich die Jugendlichen im Programm auch wiederfinden.

Zischup: Wie viele Leute kommen schätzungsweise? Und vor allem woher?
Karl: Wir hoffen natürlich, dass die Besucher aus ganz Deutschland kommen, auch aus Frankreich und der Schweiz. Wir rechnen mit 800 000 Menschen. Das heißt, nur dann geht es finanziell auf.

Zischup: Was bringt die Landesgartenschau Lahr?
Karl: Erstens kriegt Lahr natürlich ganz viel neue Infrastruktur, zum Beispiel den See. An diesem See wird auch ein Lokal stehen. Es werden zwei Sportplätze, ein Echt- und ein Kunstrasenplatz, der Multifunktionsplatz und eine große Dreifeldsporthalle entstehen. Wir bauen auch eine neue Kindertagesstätte mit fünf Gruppen und eben die neue Jugendverkehrsschule. Sie wird sicher eine der schönsten in ganz Baden-Württemberg werden, wenn nicht sogar der schönste Übungsplatz in Deutschland. Dann bauen wir ein Museumsgebäude, denn es wurde eine römische Zivilsiedlung gefunden. Der Punkt, den ich persönlich am wichtigsten finde, ist, dass die Menschen, die in der Nähe des Gartenschaugebiets wohnen, eine Grünanlage bekommen, in der sie spazieren und sich aufhalten können.

Zischup: Wie groß ist das Gelände insgesamt? Und ist alles an einem Stück?
Karl: 38 Hektar. Und nein, es gibt drei verschiedene Parkteile. Einmal direkt gegenüber von den Hochhäusern in der Römerstraße, dann rechts von der Bundesstraße, wenn man in die Stadt hineinfährt von der Autobahn, und alles zwischen Blockheizkraftwerk und Kletterturm.

Zischup: Bei der Chrysanthema gibt es eine Königin. Hat die Landesgartenschau auch so etwas?
Karl: Gartenschauen haben üblicherweise ein Maskottchen. Ich bin kein großer Fan davon. Ich finde, man spricht damit nur bestimmte Menschen an. Wir haben letztes Jahr eine Aktion gemacht, bei der wir Blumenköpfe gesucht haben, also Menschen, die unsere Werbeträger sein möchten. Das sind Lahrer. Wir möchten die Gartenschau nicht an einer Person festmachen, sondern Menschen Blumen auf den Kopf setzen. Das verändert diese Menschen völlig und macht sie zu etwas Besonderem.

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