Account/Login

"Wir wollen nachhaltig produzieren"

Fr, 19. Dezember 2014

Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Biobauer Hansjörg Sprich.

Sprich   | Foto: Privat
Sprich Foto: Privat

In Haltingen gibt es noch einige Landwirte. Einer davon ist der Biolandwirt Hansjörg Sprich. Von ihm wollte Zisch-Reporterin Joana Müller aus der Klasse 9a des Lörracher Hebel-Gymnasiums wissen, was das Besondere an der Biolandwirtschaft ist.

Zischup: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Sprich: Meine Eltern hatten schon diesen Hof. Und meine Geschwister haben alle andere Berufsziele gewählt, und einer sollte den Hof übernehmen.
Zischup: Warum sind Sie Biobauer geworden?
Sprich: Als ich damit anfing, wurde viel darüber gesprochen, dass man mit relativ hohem Energieaufwand Nahrungsmittel produziere, die zum Teil gar nicht als solche verwendet wurden. Es gab damals eine Phase, in der relativ viele Lebensmittel vernichtet wurden, um den Preis zu stabilisieren. Man hat zum Beispiel lastwagenweise Tomaten und Getreide ins Meer gekippt, um die Menge zu reduzieren. Ähnlich absurd ist, dass viele Futtermittel, die in Deutschland an Tiere verfüttert werden, eigentlich aus anderen Ländern stammen. In Brasilien zum Beispiel wird Soja für deutsche Schweine angebaut. Die Fläche fehlt dann aber, um Nahrungsmittel für das eigene Land anzubauen. So denken kann ich nicht, also habe ich mich dazu entschlossen, es anders zu machen.
Zischup: Und wie?
Sprich: Im möchte so produzieren, dass der Boden nicht geschädigt wird. Ein anderes Argument, warum ich in Bio mache ist, dass ich ein gläubiger Mensch bin und als solcher Verantwortung übernehmen möchte. Und das bedeutet für mich: nachhaltig zu produzieren, und zwar mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen.
Zischup: Was ist überhaupt der Unterschied zwischen einem normalen Landwirt und einem Biobauern?
Sprich: Wir Biobauern verzichten auf chemische und synthetische Spritz- und Düngemittel. Wir bemühen uns darum, nachhaltig zu produzieren, also den Boden so zu bewirtschaften, dass auch spätere Generationen dazu in der Lage sein werden, auf genau der gleichen Grundlage ihre Nahrungsmittel zu produzieren.
Zischup: Mit was für Produkten verdienen Sie Ihr Geld?
Sprich: Wir betreiben Wein- und Obstbau. An Obst bauen wir Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Kirschen an. Nebenbei betreiben wir auch Ackerbau. Ein weiteres Standbein ist die Hühnerhaltung. Wir haben rund 15 000 Legehennen.
Zischup: Wie viele Menschen arbeiten hier auf dem Hof?
Sprich: Also das sind zum einen meine Frau und ich. Und dann noch Arbeitskräfte, in der Regel zwei Saisonarbeiter. Dann gibt es noch Leute aus dem Dorf, die helfen zum Beispiel beim Herbsten, das sind dann manchmal bis zu zehn Leute, aber nur an einzelnen Tagen.
Zischup: Wie lang ist Ihr Arbeitstag?
Sprich: In der Regel zwölf bis 14 Stunden.
Zischup: Würden Sie sich noch einmal dazu entscheiden, Biolandwirtschaft zu betreiben?
Sprich: Grundsätzlich ja. Ich bin mir bewusst, dass es inzwischen ein schwerer Weg ist, da die Arbeit oft nicht angemessen entlohnt wird. Aber wenn die finanziellen Grundlagen vorhanden sind, gibt es für mich überhaupt keinen Grund aufzugeben.

Ressort: Schülertexte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Fr, 19. Dezember 2014:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel