Kreis Waldshut

Wohnhausbrand in St. Blasien macht elf Menschen obdachlos

In einem Mehrfamilienhaus in St. Blasien bricht am Montagabend ein Feuer aus – es raucht so stark, dass die gesamte Nachbarschaft gewarnt werden muss. 120 Feuerwehrleute aus der ganzen Region kommen zum Einsatz.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Am Morgen danach sieht man das Ausmaß des Brandes in St. Blasien.  | Foto: Feuerwehr St. Blasien
Am Morgen danach sieht man das Ausmaß des Brandes in St. Blasien. Foto: Feuerwehr St. Blasien

Am Morgen nach dem Brand sind in der Straße, die vom Fitnessstudio in Richtung Friedhof führt, noch immer viele Fahrzeuge der Feuerwehr zu sehen. Vom Dachstuhl des Mehrfamilienhauses, das am Abend brannte, ist nur noch ein Haufen Schutt übrig. Vor der Gebäuderuine liegen verkohlte Balken, Ziegel, eine angekokelte Matratze und zerfetzte Vorhänge. Noch immer sind Mitglieder der Feuerwehr mit Arbeiten beschäftigt. Doch handelt es sich zu diesem Zeitpunkt nur noch um eine Brandwache. Nach einem 14-stündigen Einsatz heißt es durchatmen. Um 19.21 Uhr war die Feuerwehr zu dem Gebäudebrand in der Friedhofstraße gerufen worden. Laut Tobias Schneider, Kommandant der St. Blasier Wehr, ist das Feuer nach bisherigen Erkenntnissen im Obergeschoss ausgebrochen. "Scheinbar gab es viele Anrufe bei der Leitstelle, denn die ganze Stadt war voller Rauch", sagt Schneider. Als die St. Blasier Wehr am Brandort ankam, habe das ganze Dachgeschoss bereits in Vollbrand gestanden. Einsatzkräften aus den umliegenden Gemeinden seien daraufhin alarmiert worden. Vor Ort waren rund 120 Feuerwehrleute, zudem das Technische Hilfswerk und das DRK mit einem großen Aufgebot sowie die Führungsgruppe der Raumschaft.

In dem Mehrfamilienhaus sind elf Personen gemeldet, zum Zeitpunkt des Brandes waren jedoch nur neun Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort. Alle konnten das Gebäude unverletzt verlassen. "Zunächst war eine Person vermisst", berichtet Kommandant Schneider. Die Wehr machte sich umgehend auf die Suche, wenig später stellte sich heraus, dass sich die Person nicht mehr im Gebäude befand. Eine Rettungsaktion fand dennoch statt: "Ein Hase war noch im Gebäude, den wir unversehrt rausholen konnten."

Gegen 21 Uhr wurden die Anwohner mithilfe der Warn-App Nina über die starke Rauchentwicklung informiert. Wenig später war der Brand so weit fortgeschritten, dass die Wehren das Gebäude auch mit Atemschutz nicht mehr betreten konnten. Ein Bagger wurde angefordert, um das Dach abzutragen, um so an die zahlreichen Glutnester heranzukommen.

Eine Herausforderung war es laut Schneider, den direkt angebauten Gebäudeteil – hier ist die Sozialstation untergebracht – zu halten. Gelöscht sei der Brand gegen 6 Uhr gewesen. Danach startete die Feuerwehr mit der Brandwache. Von dem betroffenen Mehrfamilienhaus stehen nur noch die Grundmauern, so der Kommandant. Er vermutet einen Totalverlust, doch dies müsse die Versicherung beurteilen. Die Brandursache ist noch ungeklärt, Kriminaltechniker haben die Ermittlungen aufgenommen.

Am Brandabend war auch St. Blasiens Bürgermeister Adrian Probst vor Ort. Er berichtete, dass die neun Bewohner des Hauses, von denen fünf durch das Einatmen von Rauch leicht verletzt worden seien, vom DRK in einem Einsatzzelt versorgt wurden. "Ich wohne da, was soll ich machen?", lautete die Frage eines schockierten Bewohners.

Am Dienstag gibt es Antworten. Für eine Mutter mit ihrem Sohn konnte nach Auskunft von Probst eine Wohnung gefunden werden. Vier Arbeiter eines regionalen Betriebs waren eine Nacht in einem Hotel untergebracht, jetzt habe ihr Arbeitgeber eine Wohnmöglichkeit für sie gefunden. Für eine Person laufe die Suche nach einer Unterbringung noch.

Auf Seiten der Polizei ist nun die Kriminaltechnik am Zug. Die Ermittler können derzeit allerdings noch nicht in das Gebäude, erklärte Pressesprecher Christoph Efinger auf BZ-Anfrage. Für die polizeilichen Ermittlungen stehe die Feststellung eines eventuellen Verschuldens im Mittelpunkt, fuhr er fort. Bei der Untersuchung gehe es unter anderem um die die größte Brandlast, mögliche Brandbeschleuniger und Hinweise auf ein Verschulden an dem Brandereignis. Die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen werden an die Staatsanwaltschaft übermittelt, dazu gehören nicht nur die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung, sondern auch die Erkenntnisse der Beamten, die beim Brandereignis vor Ort waren. Von Seiten der Staatsanwaltschaft wird dann entschieden, ob ein entsprechendes Gutachten erstellt wird. Dies sei bei unklarer Brandursache meist der Fall, so Christoph Efinger.

Unabhängig von den Ermittlungen zur Brandursache und einem eventuellen Verschulden sind die Gutachten der Versicherungen, bei denen es lediglich um die Schadenshöhe geht.

Die Stadt St. Blasien hat nach Auskunft der Verwaltung inzwischen ein Spendenkonto für die von dem Brand Betroffenen eingerichtet.

Der Brand in dem Mehrfamilienhaus in St. Blasien hat auch Folgen für das direkt angebaute Nachbargebäude. Dort ist die Sozialstation des Caritasverbands Hochrhein untergebracht, außerdem in einer Wohnung vier ihrer Auszubildenden. "Das Haus ist nicht mehr bewohnbar", sagt Rolf Steinegger, Vorstand des Caritas-Verbands Hochrhein. Er ist am Dienstagvormittag vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Durch das Löschwasser, berichtet er, sei ein immenser Schaden in dem Gebäude entstanden. "Der Putz fällt von den Wänden, das Haus darf nur noch in Begleitung der Feuerwehr betreten werden", berichtet er auf BZ-Nachfrage. Die Azubis können in eine Wohnung der Caritas nach Waldshut umziehen.

Aufwändiger sei die nach dem Brand notwendige Neuorganisation der Sozialstation mit ihren 50 Mitarbeitenden und den 14 Touren, auf denen Patienten in der ganzen Region versorgt werden. "Die Mitarbeiter sind klasse. Nachts haben sie schon angefangen, zu planen. Am Morgen wurde in die Touren gegangen, so dass die Patientenbesuche gesichert waren", sagt Steinegger.

Sozialstation fängt nachts bereits an, die Versorgung der Patienten zu planen

Im Lauf des Dienstags wird sondiert, wo die Sozialstation übergangsweise unterkommen kann. Laut Probst gibt es dafür mehrere Möglichkeiten: etwa in direkter Nachbarschaft im ehemaligen Lidl-Gebäude oder im Rondell am Busbahnhof, dieses Gebäude gehört der Stadt. Caritas-Vorstand Steinegger ist ebenfalls zuversichtlich, dass die Sozialstation schnell eine Bleibe findet und umziehen kann.

Wofür es keine schnelle Lösung gibt, ist das Essen auf Rädern. Für 25 Kunden wurden täglich in dem Gebäude Mahlzeiten zubereitet. Die dafür nötige Infrastruktur ist laut Steinegger komplett beschädigt. "Dieses Angebot müssen wir neu aufbauen – das wird bald sein", versichert er.

Beeindruckt von der Solidarität

Begeistert ist Steinegger von der Hilfe, welche die Caritas gleich nach dem Brand erfahren hat: von Mitgliedern der Pfarrgemeinde, welche die vier Azubis in der Nacht bei sich privat aufgenommen haben, vom Kirchengemeinderat und den Kommunen, allen voran Bürgermeister Adrian Probst und Dachsbergs Bürgermeister Stephan Bücheler, der selbst im Feuerwehreinsatz war. "Ich bin sehr dankbar und beeindruckt von der Solidarität." Für Probst ist das eine Selbstverständlichkeit: "So was muss funktionieren."

Am Montagabend gegen 19.30 Uhr wurden ...amilienhaus in St. Blasien informiert.  | Foto: Feuerwehr St. Blasien
Am Montagabend gegen 19.30 Uhr wurden Polizei und Feuerwehr über den Brand in einem Mehrfamilienhaus in St. Blasien informiert. Foto: Feuerwehr St. Blasien
Bei dem Großbrand in St. Blasien waren...ussichtlich nicht mehr zu retten sein.  | Foto: Christiane Sahli
Bei dem Großbrand in St. Blasien waren rund 120 Einsatzkräfte vor Ort. Die vom Feuer betroffene Haushälfte wird nach Auskunft der Feuerwehr voraussichtlich nicht mehr zu retten sein. Foto: Christiane Sahli
Brandbekämpfung über die große Drehleiter.  | Foto: Christiane Sahli
Brandbekämpfung über die große Drehleiter. Foto: Christiane Sahli
Auch eine Drohne war bei der Brandbekämpfung im Einsatz.  | Foto: Christiane Sahli
Auch eine Drohne war bei der Brandbekämpfung im Einsatz. Foto: Christiane Sahli
Der Brand richtete einen großen Schaden am Gebäude an.  | Foto: Lina Boegel
Der Brand richtete einen großen Schaden am Gebäude an. Foto: Lina Boegel
Verkohlte Überreste des Dachstuhls neben dem Gebäude.  | Foto: Lina Boegel
Verkohlte Überreste des Dachstuhls neben dem Gebäude. Foto: Lina Boegel
Schlagworte: Adrian Probst, Tobias Schneider, Rolf Steinegger

Weitere Artikel