Worte mit Wucht in der Kunsthalle Altdorf

Fünf Poetinnen und Poeten haben sich beim Poetry Slam in Altdorf gemessen. Der Förderverein Ehemalige Synagoge hatte im Rahmen der "Woche der Demokratie" zu dem Wettstreit eingeladen. Das Publikum wurde dabei zur Jury.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Die Ettenheimer Schülerin Mia Kemper t...ext zur Bedeutung der Demokratie vor.   | Foto: Bertold Obergföll
Die Ettenheimer Schülerin Mia Kemper trug beim Poetry Slam in Altdorf einen Text zur Bedeutung der Demokratie vor. Foto: Bertold Obergföll
Zuhören und andere verstehen wollen, das sei der Antrieb für diese Veranstaltung gewesen, sagte Dagmar Abt für den Förderverein in ihrer Begrüßung. Mia Kemper, Schülerin aus Ettenheim, stellte in ihrem Text vor Beginn des eigentlichen dichterischen Wettstreits die eindringliche Frage an das Publikum, in was für einer Welt es eigentlich leben wolle. Hänge der Respekt vor jedem einzelnen Menschen von der Hautfarbe ab, von dessen Geschlecht? Demokratie erfordere Toleranz, bedeute Leben in einer Welt ohne Hass, bedeute Freiheit für alle.

Moderator Ansgar Hufnagel zeigte sich in der ehemaligen Synagoge beeindruckt von "dieser sehr besonderen Location" ehemaliger jüdischer Mitbürger.

Fünf Poeten begeisterten anschließend mit ihren selbstverfassten Texten. Deren Vortrag durfte nicht länger als sieben Minuten dauern, das war eine der Vorgaben im Wettstreit. Mit seinem Applaus wurde das Publikum zur Jury und entschied letztlich über den Sieg an diesem Abend. "Neid unter den Beteiligten gibt es durchaus, aber keinerlei Missgunst", wie Ansgar Hufnagel erläuterte. Der Respekt vor der Leistung des anderen sei absolut vorrangig und wesentlich.

Dominik Heißler, der amtierende baden-württembergische Meister im Poetry Slam, präsentierte in seinem Text Widersprüche im Alltagsleben. Von der persönlichen Geschmacksfrage wie der, ob Nutella mit Butter oder ohne gegessen werde, ob fliegen in den Urlaub oder nicht? Mit lautem Aaa oder ebenso starkem Iiii wurde in den Vortrag hinein abgestimmt.

Philipp Multhaupt gestaltete wortreich die Frage nach Selbstwert und Selbstüberschätzung. Antonia Prassert forderte in rhythmischen Reimen dazu auf, helfenden Menschen zumindest Danke zu sagen, der Bedienung zum Beispiel oder dem Buspersonal. Elias Zand Akbari spitzte die Äußerung, "man wird doch zumindest mal sagen dürfen" aus den Erfahrungen im Pandemie-Lockdown politisch zu und warnte vor verheerenden Folgen. Nadja Spennemann trug in leiseren Tönen häufig gehörte Vorurteile gegenüber Feministinnen vor. Wut sei nie deren Ziel gewesen, Lächeln allein habe aber auch nicht weitergeführt im Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen.

Allen Texten gemeinsam war die gleiche, starke Botschaft, dass die Freiheiten, die Menschen heutzutage genießen dürfen, nicht selbstverständlich seien. Sie zu erhalten, erfordere Tag für Tag Mut, Zivilcourage und Respekt. Starke Applausraketen für die Künstlerinnen und Künstler und die Veranstalter zeigten den Dank des Publikums.

Isolde Wawrin, Künstlerin und Hausherrin der Kunsthalle Altdorf, begeisterte mit Liedern von Bertolt Brecht und Lilian Harvey die Anwesenden. Ihr Song "S’ Läwe isch easy un s’Welschkorn isch high" sorgte für ein humorvolles Finale eines zugleich ernsten wie auch unterhaltsamen und interaktiven Abends.
Schlagworte: Ansgar Hufnagel, Nadja Spennemann, Isolde Wawrin
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel