Tradition
Zucht von Schwarzwälder Kaltblütern war einst verboten – beim St. Märgener Roßfest sind sie jetzt Highlight
Das Roßfest in St. Märgen zeigt die stolze Tradition der Schwarzwälder Kaltblutpferde. Das Fest ist auch der Sturheit der Schwarzwälder in der Vergangenheit zu verdanken.
Di, 2. Sep 2025, 6:30 Uhr
St. Märgen
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Nur wenige wissen so viel über den "St. Märgener Fuchs" und das Roßfest wie Helmut Faller. Der Vorsitzende der Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaft ist seit Jahrzehnten im Organisationsteam. "Das Roßfest ist für unsere Gemeinde, aber auch für die ganze Region ein Riesenevent", sagt Helmut Faller. "Es ist aber auch ein bisschen eine Wettersache." 20.000 bis 30.000 Besucher kommen nach St. Märgen zur dreitägigen Veranstaltung rund um das Schwarzwälder Kaltblutpferd und säumen vor allem die Straßen im Ort, wenn am Sonntag der große Umzug stattfindet. "Das inzwischen alle drei Jahre stattfindende Roßfest ist für unsere Genossenschaft, aber auch für die Gemeinde das größte Fest. Wichtig sind für uns aber auch die Stutenschauen im normalen Jahresrhythmus."
Hochschwarzwälder schätzen Robustheit und Charakter der Kaltblüter
Dass es überhaupt zu den Roßfesten mit der Präsentation der Schwarzwälder Kaltblutpferde kommen kann, lag an der Sturheit der Hochschwarzwälder. Sie züchteten trotz staatlicher Verbote um das Jahr 1900 das Kaltblut weiter, das bereits seit Hunderten von Jahren bestens geeignet war für die schwere Arbeit im Schwarzwald – ruhig, nicht zu groß, anspruchslos, einsetzbar für die schwere Arbeit in der Landwirtschaft auch an den steilen Hängen sowie beim Holzrücken.
Doch das Schwarzwälder Kaltblut stand durch die Industrialisierung vor dem Aus, ehe Züchter vor allem aus St. Märgen sich der weiteren Zucht annahmen. Nach dem Ersten Weltkrieg um 1920 beschloss schließlich die Zuchtgenossenschaft St. Märgen, Hengste zu erwerben und eine Hengststation zu errichten. "Ein existenzbedrohender Rückgang der Stutenzahl und ein starkes Absinken der Bedeckungszahlen waren bedingt durch die Mechanisierung der Landwirtschaft", schrieb Katrin Mäder in der Ortschronik zum 900-jährigen Bestehen der Gemeinde St. Märgen. Lediglich "die Treue der Züchter zu dem angestammten Gefährten verhinderten diesen Zusammenbruch dieses traditionsreichen schönen Pferdes." Durch sein Aussehen, seine Kraft, seine Bewegung, seine Anspruchslosigkeit und seinen Charakter habe das Schwarzwälder Pferd inzwischen aber viele neue Freunde gefunden, sodass nicht mehr um seine Zukunft gebangt werden müsse.
Gefahr von Inzucht gebannt
"Wir haben inzwischen wieder 770 eingetragene Stuten und 60 Hengste", berichtet Faller. Und tatsächlich gebe es den St. Märgener Fuchs nicht mehr alleine im Schwarzwald, sondern weit darüber hinaus bis ins Elsass und am Bodensee, ja selbst in Australien und Kanada würde dieses Kaltblut geschätzt. Durch das zusätzliche Einkreuzen von Freiberger und Schleswiger Kaltblüter, wobei sich aber die robusten Schwarzwälder Stuten durchgesetzt hätten, sei auch die Gefahr von Inzucht durch das Entstehen neuen Zuchtlinien "F" und "V" gebannt.
Das erste Roßfest wurde am 8. September 1949 durchgeführt und sollte in der Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur eine Pferdeschau sein, sondern auch ein Gemeinde- und Heimatfest, schreibt Katrin Mäder. In der Folge wurde dieses Fest in St. Märgen zum jährlichen Event. "Es hat sich aber schon sehr schnell herausgestellt, dass der von Ehrenamtlichen getragene monatelange Aufwand der Vorbereitung nicht zu stemmen war", sagt Faller.
Wie sich das Roßfest entwickelt hat
Ab 1955 wurde das Roßfest daher im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführt, 20 Jahre später entschloss man sich, das Fest nur noch alle drei Jahre anzubieten. 40 Jahre nach dem ersten Roßfest fand 1989 das 19. Spektakel statt, zu dem 25.000 Menschen nach St. Märgen kamen. Drei Jahre später waren 269 Pferde bei der Prämierung zu sehen und erstmals fand ein Festumzug statt mit 42 Gruppen bei 30.000 Besuchern.
2007 wurde das Fest auf zwei Tage verteilt, inzwischen findet es von Freitag, mit Eröffnung und Partynacht, bis Sonntag mit dem Umzug als Höhepunkt an drei Tagen statt. "Mit dabei beim Umzug sind rund 65 Gruppen, auch Ochsen- und Ponygespanne sind zu sehen", berichtet Faller. Am Samstag bei der traditionellen Stutenschau sind 86 Pferde gemeldet sowie sechs Zuchthengste zu sehen.
Das Roßfest findet von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. September, in St. Märgen in der Weißtannen- und Schwarzwaldhalle beim Sportplatz (an der L128) statt. Infos und Festprogramm: mehr.bz/rossfest2025.