UN-Artenschutzabkommen
30 Prozent der Erde sollen bis 2030 zu Schutzgebieten werden
Die Natur ist weltweit auf dem Rückzug und viele Arten stehen vor dem Aussterben. Das bedroht die Stabilität des Ökosystems der Erde und damit auch die Lebensgrundlage des Menschen.
Mo, 19. Dez 2022, 20:12 Uhr
Ausland
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Mit dem Abkommen wollen die Länder sicherstellen, dass das massenhafte Aussterben von Tier und Pflanzenarten bis zum Jahr 2050 gestoppt wird und die Menschheit in "Harmonie mit der Natur" lebt. Um diese Ziele zu erreichen, sollen die Länder nationale Artenschutzstrategien entwickeln, regelmäßig über ihre Fortschritte berichten und ihre Ziele bei Bedarf nachschärfen.
Li Shuo von der Umweltorganisation Greenpeace sagte zum Abschluss: "Das Paket ist keineswegs makellos, aber es ist nicht das Ende. Bis zur nächsten CBD-Konferenz im Jahr 2024 haben die Regierungen eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, um die vereinbarten Ziele in die Tat umzusetzen. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass die Nichtregierungsorganisationen die Regierungen an diese Versprechen erinnern werden."
Ob das reichen wird, zeigt sich im Jahr 2026. Dann wollen alle Länder gemeinsam eine Bestandsaufnahme hinsichtlich des globalen Artenschutzes machen. Die Konferenz wäre beinahe an der Finanzierung des Artenschutzes in den Entwicklungsländern gescheitert. Viele Entwicklungsländer forderten einen speziellen Artenschutzfonds. Doch dieser wurde nicht beschlossen, weswegen DRC die Abschlusserklärung nicht mittrug. DRC-Umweltministerin Ève Bazaiba sagte vor dem Beschluss: Das Land sei "nicht in der Lage, die Verabschiedung des Abkommens zu unterstützen, wenn kein transparenter und unabhängiger globaler Fonds für die biologische Vielfalt eingerichtet wird". Aber auch ohne den Fonds soll mehr Geld in den Naturschutz investiert werden. Der Abschlusstext stellt fest, dass es eine Finanzierungslücke in Höhe von 700 Milliarden Dollar pro Jahr gibt, die "schrittweise geschlossen" werden soll.
In einem ersten Schritt sollen bis zum Jahr 2030 dazu 200 Milliarden Dollar pro Jahr mobilisiert werden. Dazu sollen "alle Quellen" angezapft werden, was bedeutet, dass die Industriestaaten nur einen kleinen Teil dieses Geldes aus ihren Steuergeldern bereitstellen müssen: Bis zum Jahr 2025 sollen sie ihre Naturschutzfinanzierung von heute zehn auf 20 Milliarden und bis 2030 auf 30 Milliarden Dollar steigern. Zudem können sich auch Entwicklungsländer an der Bereitstellung dieses Geldes beteiligen, die "freiwillig die Verpflichtungen der Industriestaaten annehmen".
Damit wurde der Gegensatz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern bei der Finanzierung des globalen Umweltschutzes zumindest aufgeweicht. Franz Perrez, der Leiter der Schweizer Delegation, sagte: "Diese Formulierung hat zur Folge, dass die freiwilligen Beiträge von Entwicklungsländern auch auf die Finanzziele angerechnet werden." Damit ist aber auch klar, dass die Länder den größten Teil der Mittel für den Artenschutz selber aufbringen müssen.
Außerdem soll die Wirtschaft helfen: Das Abkommen sieht Kompensationszahlungen vor, mit denen Firmen ihre negativen Umweltauswirkungen an einem Ort an einem anderen Ort wiedergutmachen. Damit Firmen die Folgen ihrer Tätigkeit überhaupt kennen, sollen sie künftig über "ihre Abhängigkeiten von der und ihre Auswirkung auf die Artenvielfalt" berichten. Andy Howard vom britischen Vermögensverwalter Schroders erhofft sich davon weitreichende Folgen für die Finanzmärkte: "Die Ergebnisse der CBD-Konferenz sollten die Finanzaufsichtsbehörden aufhorchen lassen. Das Naturrisiko ist ein wesentlicher Faktor für das Anlagerisiko und die Rendite, und es gibt eine klare Möglichkeit, die Finanzströme auf positive Ziele für Natur- und Artenschutz auszurichten."
Trotz Kritik an einzelnen Punkten überwog in den Augen der meisten Beobachter schließlich die Erleichterung, dass überhaupt ein Abkommen zustande kam. Georgina Chandler vom britischen Vogelschutzbund sagte stellvertretend für viele über das Abkommen: "Es ist bei weitem nicht perfekt – aber meine Güte, wenn wir unsere Verpflichtungen bis 2030 weltweit erfüllen würden – wie könnte die Welt dann aussehen?"
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