Alkohol bleibt die Droge Nummer eins

Der Arbeitskreis Suchthilfe stellt fest: Der Konsum legaler und illegaler Drogen beginnt immer früher und reicht bis ins hohe Alter.  

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Macht auch süchtig: Glücksspiel.  | Foto: thomas kunz
Macht auch süchtig: Glücksspiel. Foto: thomas kunz

Vom Ungeborenen im Bauch einer Schwangeren bis zum Achtzigjährigen – das ist die Altersspanne derer, die bei den sechs im Arbeitskreis Suchthilfe zusammenarbeitenden Beratungsstellen in Freiburg Hilfe suchen. Diese hatten 2009 Kontakt zu 2768 Menschen. Und stellen danach fest: Jene, die zur Beratung kommen, werden einerseits immer jünger, zum anderen reicht der Konsum legaler und illegaler Drogen bis ins hohe Alter; und die Zahl der Trinkerinnen und Trinker nimmt zu.

Die Droge Nummer eins ist nämlich noch immer der Alkohol, gefolgt von Methadon/Polamidon und an dritter Stelle Cannabis. Das ergibt die Auswertung von mehr als 15 500 Gesprächskontakten und gut 13 000 Kontakten in offenen Angeboten. "Der Cannabis-Konsum ist in Freiburg auf einem extrem hohen Niveau ", beobachtet Jeanette Piram von der Drogenhilfe der Arbeiterwohlfahrt. Sie allein hatte es vergangenes Jahr in ihren beiden Beratungsstellen "Drobs" und Kontaktladen mit jeweils knapp 600 Menschen zu tun, die hauptsächlich illegale Drogen konsumieren.

Den Schwerpunkt ihrer Arbeit sehen die Beratungsstellen nach eigenen Angaben darin, "Menschen aus der Sucht herauszuentwickeln". Als Erfolg wertet es der Arbeitskreis Suchthilfe, dass voriges Jahr immerhin 361 Frauen und Männer eine stationäre oder ambulante Sucht-Rehabilitation begonnen haben. 77 nahmen die Nachsorge in Anspruch. "Bei Alkoholkranken erreichen wir in Freiburg einen recht hohen Anteil von zehn Prozent", sagt Klaus Limberger von der Fachstelle Sucht. Sie konzentriert sich wie die AGJ, der Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg, vor allem auf Menschen, die die Droge Alkohol krank macht. Diese gewollte und abgesprochene Spezialisierung erleichtert nach Ansicht der Fachleute, die es zusammen auf 19 hauptamtliche Stellen bringen, die Zusammenarbeit miteinander. Die Psychosoziale Beratungsstelle "Frauenzimmer" kümmert sich zum Beispiel ausschließlich um Frauen. Hier registriert Mitarbeiterin Christrun Oelke einen auffälligen Wandel: Die Zahl der Essstörungen ist zurückgegangen, während gleichzeitig der Anteil der von Alkohol abhängigen Frauen bei den Besucherinnen von etwa 55 auf 70 Prozent gestiegen ist. In der Regio-Beratungsstelle der Evangelischen Stadtmission hat es derweil Willi Vötter immer wieder auch mit nicht an einen Stoff (wie Alkohol, Medikamente, Tabak, Opiate) gebundenen Süchten zu tun. "Typisch ist etwa der krankhafte Glücksspieler, der mit 25 000 Euro Schulden zu uns kommt."

Mit einem im Sommer beginnenden dreijährigen Projekt "Sucht im Alter" will sich die AGJ nun denen zuwenden, von denen Mitarbeiter Thomas Hodel weiß: "Auch im Alter sind noch sehr wohl Therapieerfolge möglich." Wiewohl sich da besonders Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit stark verfestigt haben. Damit es so weit erst gar nicht kommt, versucht der Arbeitskreis Suchthilfe dem von ihm wahrgenommenen zunehmenden Suchtverhalten Jugendlicher entgegenzuwirken.

Wobei für Jeanette Piram klar ist: "Es kann nicht sein, dass wir nur Reparaturwerkstatt sind." Deshalb versucht das Präventionsprojekt "Prärie" einerseits Heranwachsende vor riskantem Alkoholkonsum zu schützen und andererseits eine kommunale Alkoholpolitik salonfähig zu machen. So wollen die Beratungsstellen – 2009 verfügten sie zusammen über knapp 1,4 Millionen Euro, von denen sie etwa 200000 selbst aufbringen müssen, weshalb sie "eine ausreichende Finanzierung" fordern – über ihre alltägliche Arbeit hinaus auch politisch etwas bewirken.

Klaus Limberger ist klar, "dass wir mit Prärie nur ein kleines Rad drehen". Doch solche kleinen Räder würden schon in etlichen Städten gedreht. Jedenfalls hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass schließlich so viele dieser kleinen Räder in Gang kommen, "bis die Maschine eines Tages anders herum läuft".

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