Führungen und Events
Am Europäischen Tag der jüdischen Kultur gibt es Kuchen nach Rezepten der Offenburgerin Else Bloch
Mikwe, Synagoge, Friedhof: Der Europäische Tag der jüdischen Kultur in und um Offenburg gibt erstaunliche Einblicke in die ehemals reiche jüdische Kultur der Ortenau.
Di, 26. Aug 2025, 16:00 Uhr
Offenburg
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Jüdisches Leben war und ist verbunden mit religiösen Bräuchen und traditionellen Ritualen. In Offenburg und Diersburg existierten seit dem Mittelalter immer wieder jüdische Gemeinschaften, die auch den öffentlichen Raum mitprägten. Am Europäischen Tag der jüdischen Kultur am Sonntag, 7. September, eröffne sich die Gelegenheit, die Relikte der ehemaligen jüdischen Gemeinden Offenburgs kennenzulernen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
Bei einem Rundgang über den jüdischen Friedhof am Waldbachfriedhof erläutert Cornelia Kalt-Jopen laut Mitteilung die Totenrituale und die Geschichte der jüdischen Bestattungsplätze in Offenburg, denn nicht mehr alle sind erhalten. Die Führung beginnt um 10 Uhr an der Aussegnungshalle des Waldbachfriedhofs an der Moltkestraße. Als Orte der ehemaligen jüdischen Gemeinden öffnen auch wie üblich der Salmen, die ehemalige Synagoge, und die Mikwe, das ehemalige jüdische Ritualbad, an diesem Tag von 11 bis 17 Uhr kostenfrei ihre Türen und bieten mehrere Führungen an: So startet im Salmen, Lange Straße 52, um 11.15 Uhr eine Führung mit Marion Herrmann-Malecha zur Geschichte der jüdischen Gemeinde des 19. und 20. Jahrhunderts in Offenburg und der Nutzung des Salmensaals als Synagoge. In der Mikwe (Glaserstraße 8) werden von Valerie Schoenenberg jeweils um 11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr kostenlose Führungen zum Ritual in der Mikwe in mittelalterlicher Zeit angeboten. Treffpunkt ist der Innenhof, der von der Bäckergasse her erreicht wird.
Führungen beleuchten jüdische Geschichte in Offenburg
Um 14 Uhr beginnt dort auch die Führung "Mikwe, Salmen, Stolpersteine" mit Valerie Schoenenberg und Marion Herrmann-Malecha, die der Mitteilung zufolge einen Einblick bietet in die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Offenburg vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Ohne Führungen kann die Mikwe bereits am Samstag, 6. September, von 10 bis 17 Uhr besucht werden. Ehrenamtliche des Bündnisses "Aufstehen gegen Rassismus" ermöglichen diese zusätzlichen Öffnungszeiten.
Passend zum diesjährigen Motto des Europäischen Tags der jüdischen Kultur "Poeple of the book" gibt es im Café des Jugendbüros am Samstag und Sonntag zu den Öffnungszeiten an der Mikwe Kuchen nach alten Rezepten einer Offenburger Jüdin, die mit ihrem Mann von 1936 bis 1937 infolge der Ausgrenzungen unter den Nationalsozialisten ein jüdisches Café betrieb, da sie nach wirtschaftlichen Repressionen ihren Essighandel verloren hatten. "Aufstehen gegen Rassismus" hat sich dem Kochbuch als seltene Quelle gelebten jüdischen Alltags angenommen und die Koch- und Backrezepte von Else Bloch rekonstruiert.
Veranstaltungen erinnern an jüdische Gemeinde in Diersburg
Das grundlegende Buch für die jüdische Religion ist die Tora. Für sie hat 2022 die in Offenburg aufgewachsene Holocaustüberlebende Eva Mendelsson ein Exponat zur Wiedereröffnung des Salmens gestiftet: Ein von der Textilkünstlerin angefertigter Mantel für Torarollen ist Bestandteil der dortigen Dauerausstellung und steht sinnbildlich für die Versöhnung nach der Shoah. Das Museum im Ritterhaus hat ebenfalls von 11 bis 17 Uhr kostenfrei geöffnet. Die Dauerausstellung gewährt einen Einblick zur jüdischen Geschichte der Neuzeit mit berührenden Exponaten aus dem Leben Offenburger Jüdinnen und Juden. Dort befindet sich ebenfalls ein von Eva Mendelsson gestalteter Wandteppich. In seiner Bildsprache hat die Holocaustüberlebende ihre Erlebnisse im Camp de Gurs und den Verlust von Familienangehörigen verarbeitet. Mit diesen vielfältigen Einblicken wollen die Institutionen der Abteilung Stadtgeschichte und Heimatpflege einen Teil zu diesem wichtigen kulturellen Tag beitragen und Aspekte des europäischen Judentums anhand seiner Geschichte in Offenburg mit den hier vollzogenen Bräuchen vermitteln. Anmeldungen sind nicht erforderlich.
Auch die einst sehr lebendige jüdische Gemeinde von Diersburg wird an diesem ersten Septembersonntag, 7. September, thematisiert. In Diersburg wurde im Juli der Wiederaufbau der Strittmatt abgeschlossen; in diesem einstigen jüdischen Wohnviertel sind im August 2022 sechs Wohnhäuser niedergebrannt, darunter auch die ehemalige Synagoge. Am 22. Oktober jährt sich auch die Deportation der 6500 badischen Juden ins südfranzösische Lager Gurs zum 85. Mal; elf jüdische Personen aus dem Ort gehörten zu den Opfern. Aus diesem Grund hat auch die evangelische Kirchengemeinde Diersburgs die von ihr 2014 errichtete Gedenkstelle neben dem alten Rathaus erneuert. Auf diesem Gedenkstein befinden sich drei Motivtafeln, die jeweils an eine der drei Konfessionen erinnern, die es einst in Diersburg gab. Da die Farben dieser Tafeln verblasst waren, mussten sie erneuert werden; jetzt erstrahlen sie in neuem Glanz. Die Führung von Bernd Rottenecker beginnt um 14 Uhr; Treffpunkt ist der Hof des Weinguts Roeder von Diersburg. Männer sollen bitte für den jüdischen Friedhof eine Kopfbedeckung mitbringen.
Informationen zu den Offenburger Veranstaltungen unter [email protected] oder [email protected]