Schätzungen zufolge gibt es vier Millionen Analphabeten in Deutschland.
Wenn Maike Tjaden sich den Weg erklären lässt, will sie keine Straßennamen hören. Hinter dem großen roten Haus, oder: nach dem Baum gleich links – solche Beschreibungen helfen ihr weiter. Nicht, weil ihre Orientierung schlecht ist. Sondern weil sie die Straßenschilder nur mühsam entziffern kann. Die 26-Jährige kennt die Buchstaben, aber zusammengesetzt, als Wort, ergeben sie erst einmal keinen Sinn. Bis vor kurzem war Maike Analphabetin.
Schon in der Grundschule zeichnete sich ab, dass Maike langsamer lernt als andere. Nach dem Unterricht setzte sie sich mit der Mutter an den Küchentisch, um die Hausaufgaben zu ...