Farbenprächtige Flatterer
Auf Wiesen lassen sich derzeit bunte Schmetterlinge beobachten
Zimtbär und Zitronenfalter, Wiesenvögelchen und Schwalbenschwanz - die Schmetterlinge flattern wieder. Wer auf Wiesen und an Waldrändern unterwegs ist, kann die prächtigsten Exemplare beobachten.
Sa, 31. Mai 2025, 10:00 Uhr
Liebe & Familie
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Wer Glück hat, sieht in diesen Tagen noch den einen oder anderen Aurorafalter, vielleicht einen Kleinen und einen Großen Fuchs oder den Trauermantel. Doch dann ist die Zeit der Frühjahrsfalter schon wieder um, stattdessen tanzen die Wiesenfalter im Sonnenlicht. Dazu gehören zum Beispiel das Kleine Wiesenvögelchen oder der Schwalbenschwanz.
Fünf Arten an einem Tag entdecken
Etwa 150 Tagfalter- und rund 1000 Nachtfalterarten leben in Baden-Württemberg. Wobei gilt: Wenn man im Dunkeln was flattern sieht, ist das ziemlich sicher kein Tagfalter, die ruhen nachts. Nachtfalter hingegen sind gerne auch mal im Hellen unterwegs. "Wenn man Schmetterlinge beobachten geht, wäre es schon richtig gut, wenn man mal 20 verschiedene Tagfalter an einem Tag sieht", sagt der Lepidopterologe André Grabs aus Gundelfingen. "Fünf bis sechs sind aber gut möglich zurzeit, plus die Nachtfalter: Rotrandbär, Zimtbär oder Heidekrautspanner sind gerade unterwegs."
Nachtfalter erkennt man auch daran, dass sie oft einen hektischeren oder unruhigeren Flug als Tagfalter haben. Für alle Schmetterlinge gilt: Sie fliegen nie geradeaus. Sonst wären sie nämlich viel zu leichte Beute. "Der Nagelfleck zum Beispiel, der fliegt sehr schnell in einem extremen Zickzack vor und zurück, hin und her", sagt Grabs. Deshalb nimmt den großen, orangefarbenen Schmetterling kaum jemand wahr, obwohl er in der Region überhaupt nicht selten vorkommt.

Flattern und segeln im Flug
Deutlich mehr fällt da schon der gelb-schwarze Schwalbenschwanz ins Auge. Der ist mit seinen acht Zentimetern Flügelspannweite einer der größten Tagfalter in Mitteleuropa, und er gilt als einer der schönsten. Kennzeichen: rote Augenflecken und kurze "Schwänzchen" an den Hinterflügeln. Wer einen entdeckt, sollte sich die Zeit nehmen und ihn eine Weile beobachten: Sein flatternder und segelnder Flug ist sehr beeindruckend.
Sehr viel Glück gehört dazu, den größten mitteleuropäischen Schmetterling in Baden-Württemberg zu sehen. Das Wiener Nachtpfauenauge ist im östlichen Österreich und den südlichen Alpen heimisch, wurde aber auch schon in Süddeutschland und im vergangenen Jahr sogar erstmals in Sachsen-Anhalt gesichtet. Es kann eine Flügelspannweite von bis zu 16 Zentimetern erreichen und wird beim ersten Hingucken gern mal mit einer Fledermaus verwechselt, wenn es um eine Lichtquelle schwärmt.
Spezialisiert auf eine Pflanze
Viele Schmetterlingsarten sind vom Aussterben bedroht. "Das liegt daran, dass wir ihnen ihre Lebensräume wegnehmen und in unseren Gärten lieber exotische Pflanzen haben als einheimische oder auf Wiesen nichts mehr blühen lassen", sagt Grabs. "Die meisten Schmetterlingsarten sind auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert. Gibt es die nicht, finden die Schmetterlinge nichts mehr zu fressen." Der Baldrian-Scheckenfalter zum Beispiel braucht Baldrian, der Zitronenfalter den Faulbaum, der Weißling frisst ausschließlich Kohlarten und der Bläuling holt sich sein Futter von Kleeblüten. Nur wenige Schmetterlinge fressen von mehreren Pflanzenarten.
Das Bundesamt für Naturschutz hat eine Liste zusammengestellt mit Pflanzen, an denen sich Schmetterlinge gerne gütlich tun (mehr.bz/schmetterling). Dazu zählen beispielsweise Flockenblume, Ampfer, Labkraut sowie alle Beerenarten. Der bei den Flatterern mit Abstand beliebteste Baum ist die Weide, aber auch Eiche, Kirsche und Birke bieten besonders vielen Schmetterlingen Nahrung. Man muss aber nicht gleich einen Baum pflanzen. Eine Mischung Wildblumen auszusäen oder auf dem Balkon ein paar Küchenkräuter blühen zu lassen, sind auch schon Schmetterlingswohltaten.

Flügel wie welkes Laub
Schmetterlinge erreichen ganz unterschiedliche Alter, je nach Art. Das Kleine Nachtpfauenauge zum Beispiel kann gar nicht fressen, es hat keine Mundwerkzeuge. "Dieser Schmetterling lebt als Falter von den Reserven der Raupe", sagt Grabs, "die verpuppt sich im Juli, dann schlüpft im nächsten April der Schmetterling. Er muss innerhalb von drei, vier Tagen einen Partner finden, sich paaren und Eier legen, dann stirbt er." Der Zitronenfalter hingegen kann zehn, zwölf Monate als Schmetterling leben. Er schlüpft im Juni und taucht dann erst mal bisschen ab, er mag nämlich keine große Hitze. "Im Herbst sehen wir ihn wieder öfter, im Winter zieht er sich noch einmal zurück und kommt dann im Frühjahr wieder raus", sagt Grabs.
Um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, haben Schmetterlinge nicht nur den Zickzackflug professionalisiert, sondern sich auch einige optische Täuschungsmanöver einfallen lassen. Die Unterseite der Flügel von Tagfaltern erinnern oft an welkes Laub, so sind sie mit geschlossenen Flügeln gut getarnt. Mit falschen Tieraugen auf den Oberseiten ihrer Flügel wollen Tag- und Nachtpfauenauge potentielle Räuber irritieren. Und die Flügel des Ulmen-Harlekin sehen aus, als hätte sich mal eben ein Vogel drauf erleichtert. Eher unappetitlich. Sein Zweitname? Vogeldreck.

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