Gesundheit und Soziales
Ausbildung zur Pflegefachkraft im Alter von 49 Jahren
Bianka Klanke verlor im ersten Corona-Lockdown ihren Job im Einzelhandel. Jetzt drückt die 49-Jährige wieder die Schulbank – als Auszubildende zur Pflegefachkraft im Caritas-Altenzentrum St. Hubertusstift in Düsseldorf.
Fr, 18. Jun 2021, 17:16 Uhr
Thema: Stellenspezial Gesundheit
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Aber warum hat sich die Rheinländerin für einen Neustart in der Pflege entschieden?
Durch Corona zum Neuanfang
"Willst du diesen Job bis zur Rente machen?" Diese Frage stellte sich Klanke bereits seit 2016 immer wieder und sie dachte über einen Neuanfang in anderen Berufsfeldern nach. Jedoch blieb die zweifache Mutter zunächst im Einzelhandel – sie hatte eine feste Stelle mit geregeltem Einkommen. Dann kam der erste Corona-Lockdown und schließlich die Kündigung. Im April 2020 entschied sich Klanke für eine Pflege-Ausbildung. "Wenn ich nicht gekündigt worden wäre, hätte ich diesen Schritt nicht gewagt. Da hätte ich zu viel Angst gehabt."
Lebenserfahrung als Vorteil
Als Auszubildende der generalistischen Pflegeausbildung lernt Klanke, Menschen aller Altersstufen zu pflegen. Mit der Wahl des St. Hubertusstifts als Ausbildungsbetrieb setzt sie jedoch ihren Schwerpunkt in der Altenpflege. Für Sarah Begerl, Wohnbereichsleiterin im St. Hubertusstift, ist das ein gut gewählter Fokus: "Es macht Spaß, Frau Klanke zuzuschauen: Die Art und Weise, wie sie mit den Bewohnern umgeht, ist einfach natürlich." Die 34-jährige Pflegefachkraft findet: "Alter spielt keine Rolle." Jedoch sei Klanke eigenständiger und selbstbewusster, als es Begerl sonst von Pflegeschülern und Pflegeschülerinnen gewohnt ist: "Ein Vorteil ist sicherlich die Lebenserfahrung. Sie kann sich besser in die Bewohner hineinversetzen, weil sie selbst Mutter ist und aufgrund ihres Alters bereits Erfahrungen mit Verlust gemacht hat."
Weiterbildung wird gefördert
Rückenwind für ihren Neuanfang erhält Klanke, eigentlich gelernte Werbekauffrau, vom Jobcenter. Denn als Arbeitssuchende, die länger als zehn Jahre nicht mehr in ihrem gelernten Beruf gearbeitet hat, steht ihr Unterstützung für eine berufliche Weiterbildung zu. So erhält die Düsseldorferin bis zum Ende ihrer Ausbildung einen sogenannten Bildungsgutschein: Dieser bezuschusst ihr Ausbildungsgehalt und anfallende Zusatzkosten. Die beste Lösung für Klanke und ihre 16-jährige Tochter: "Denn nur mit einem Lehrlingsgehalt würden wir es nicht schaffen."
Zurück in die Schule
Neben dem praktischen Einsatz im Altenzentrum gehört Theorieunterricht in der Berufsschule zum Ausbildungsalltag. "Das Lernen klappt mit dem Alter einfach langsamer", resümiert Klanke. Da merkt sie einen Unterschied zu ihren jüngeren Mitschülern, die den neuen Stoff schneller verinnerlichen. Laut dem Datenreport 2020 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sitzen in den wenigsten deutschen Berufsschulklassen sogenannte "Senior-Azubis": Von den 521 901 Frauen und Männern, die 2018 in Deutschland einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben, waren 0,3 Prozent über 40 Jahre.
"In der Pflege unterstütze ich jemanden bei essenziellen Dingen – wasche Haare oder frage, wie der Tag war" – dafür wird Bianka Klanke von den Heimbewohnern und Heimbewohnerinnen geschätzt. Das bedeutet der Auszubildenden mehr, als wenn jemand in ihrem alten Beruf zu ihr sagte: "Da hast du mir aber ein schönes Oberteil verkauft!" Für die Düsseldorferin steht fest, dass sie ihren Neustart in der Altenpflege nicht bereuen wird, auch wenn sie zuerst mit Angst und Respekt gestartet ist.