Klage der Gewerkschaft
Baden-Württembergs Polizei muss Top-Anwärter abweisen
Sie haben die Auswahltests für den Polizeidienst bestanden – doch kurz vor Beginn der Ausbildung kommt eine Absage. So umkämpft sind die Plätze. Die Gewerkschaft hat klare Forderungen.
dpa
So, 29. Jun 2025, 20:15 Uhr
Südwest
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So viele Menschen wollen eine Ausbildung bei der Polizei in Baden-Württemberg machen, dass selbst Anwärterinnen und Anwärter mit besten Voraussetzungen eine Absage erhalten. "Als sich nach Verlängerung des Bewerbungsschlusses ein hochqualifiziertes Bewerberfeld abzeichnete, wurden die vorhandenen Studienplätze auf Grundlage einer Rangliste vergeben", teilte eine Sprecherin des Landesinnenministeriums mit. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte: "Es ist absolut inakzeptabel, dass hochmotivierte Bewerberinnen und Bewerber jetzt so kurzfristig ausgeschlossen werden."
Selbst Kandidatinnen und Kandidaten, die Auswahltests mit hervorragenden Ergebnissen bestanden und so eine Aussicht auf eine Einstellung jetzt zum Juli bekommen hätten, sei Mitte Juni abgesagt worden. "Begründet wird dies inoffiziell mit fehlenden Kapazitäten, die durch eine nachträglich angehobene Auswahlgrenze verschleiert werden sollen", teilte die GdP mit.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte die Einstellungsoffensive 2016 angesichts einer Pensionierungswelle gestartet. Mit 25.000 Polizistinnen und Polizisten gibt es nun etwa 500 mehr als damals. Bis kommendes Jahr sollen es 1.000 mehr sein. Für 2025 und 2026 stünden jeweils 1.200 Ausbildungs- und Studienplätze fest.
Gewerkschaft fordert verlässliche Personalplanung
"Fehlende Bettenplätze und Lehrpersonal dürfen nicht darüber entscheiden, wer Polizistin oder Polizist wird und wer nicht", kritisierte GdP-Vize-Landeschef Thomas Mohr. "Wir reden hier über junge Menschen, die mit großem Engagement ihren Traumberuf anstreben und sich gewissenhaft vorbereitet haben." Viele hätten ihre Lebensplanung auf den Ausbildungsbeginn im Juli ausgerichtet, Arbeitsverträge und Wohnungen gekündigt, Umzüge vorbereitet oder auf eigene Kosten medizinische Eingriffe wie Augenlasern durchführen lassen, um die Anforderungen zu erfüllen.
"Wer das Auswahlverfahren besteht, hat ein Recht auf Fairness, Klarheit und eine gesicherte Perspektive – und darf nicht an organisatorischen Versäumnissen scheitern", sagte Mohr. Die GdP fordert eine verlässliche und transparente Personalplanung, faire und verlässliche Auswahlverfahren ohne nachträgliche Hürden sowie rasche Investitionen in Ausbildungsinfrastruktur und -personal.
Ein bestandener Auswahltest war und ist nach Auskunft des Ministeriums grundsätzlich eine Voraussetzung, aber keine Garantie für eine Einstellung. Auf 600 geplante Plätze hätten sich 2.735 Menschen beworben. Aktuell hätten rund 160 Bewerberinnen und Bewerber, die den Auswahltest bestanden haben, keine verbindliche Einstellungszusage bekommen. Weitere rund 150 hätten ihre vollständigen Unterlagen wie medizinische Dokumente und Führungszeugnisse bislang noch nicht vorgelegt.