Nachhaltig

"Balkonsolar lohnt sich immer"

Verlagsthema Immer öfter sieht man sie an Fassaden und Geländern: kleine Solarpanele. Wie sie funktionieren, worauf man beim Kauf achten sollte, weiß der Freiburger Sebastian Müller, Vorstand des Vereins Balkon-Solar.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Auch senkrecht am Balkon können Steckersolarmodule angebracht werden. Praktischer Nebeneffekt: Die Module sind gleichzeitig ein Sichtschutz. Foto: Balkon-Solar e.V.
BZ: Wie viele Solarpanele hängen bei Ihnen am Balkon?
Sebastian Müller: Tatsächlich verändere ich mein Set-up immer wieder, weil ich Dinge ausprobiere, bastle und verändere. Zurzeit sind zwei auf dem Dach, dazu ein paar recycelte am Balkon, und einen Solartisch habe ich auch.

BZ: Wie funktionieren Balkonsolaranlagen?
Müller: Das Solarpanel macht aus Sonnenlicht Gleichstrom. Im Wechselrichter wird daraus Wechselstrom. Aktuell gilt für seine Leistung eine Obergrenze von noch 600 Watt. Nur wenn der Wechselrichter erkennt, dass er an ein Wechselstromnetz angeschlossen ist, speist er Strom ein. Die Geräte im Haushalt nutzen immer den Strom aus der nächstgelegenen Quelle, in diesem Fall aus dem Balkonsolargerät. Überschüssiger Strom geht ins Stromnetz.

BZ: Was unterscheidet die Balkonanlage von der PV-Anlage auf dem Dach?
Müller: Grundsätzlich gar nicht viel. Dachanlagen sind in der Regel natürlich größer und teurer. Auch weil spätestens zur Abnahme und Inbetriebnahme ein Elektriker bestellt werden muss. Für Steckersolargeräte gelten einfachere Regularien.

BZ: Das heißt, für ein Balkonkraftwerk brauche ich keinen Elektriker?
Müller: Theoretisch kann jeder das Balkonsolargerät in eine handelsübliche Steckdose einstecken. Will man allerdings normenkonform vorgehen, muss man vom Elektriker eine Wieland-Steckdose aufrüsten. Eine Änderung dieser Norm, die ohnehin an der Praxis vorbeigeht, ist aktuell im Prozess.

BZ: Also mit der Installation besser abwarten?
Müller: Das kommt darauf an. Wohnt man zur Miete, können Vermieter auf die Einhaltung dieser und anderer Regularien bestehen und so unnötige Hürden aufbauen. Auch Wohnungseigentümergemeinschaften müssen nach Zustimmung gefragt werden. Als Einfamilienhausbesitzer hat man diese Probleme nicht.

BZ: Worauf sollte ich beim Kauf achten?
Müller: Ich würde immer gucken: Was ist im Paket enthalten? Ist zum Beispiel eine Halterung dabei oder muss ich die extra kaufen? Unter Umständen kann es billiger sein, teurere Leichtmodule zu kaufen und diese mit Industrieklett oder Metallkabelbindern zu befestigen. Ich würde außerdem immer einen Marken-Wechselrichter empfehlen. Auch kann man gucken, ob man zum Beispiel durch Sammelbestellungen Geld sparen kann. In der Regel sind in den Standardpaketen zwei Panele, Kabel und ein Wechselrichter enthalten. Sie gehen aktuell bei 300 Euro los, teurere Pakete liegen bei um die 500 Euro.

BZ: Manche Gemeinden fördern die Anschaffung von Balkonsolaranlagen.
Müller: Je nach Gemeinde gibt es bis zu 200 Euro Förderung. Wir überlegen aktuell, wie man Menschen mit geringen Einkommen, die zur Miete wohnen, gezielt unterstützen kann. Denn viele Förderungen werden vor allem von Eigentümern eingestrichen, die das Projekt auch ohne Förderung realisieren könnten. Denn es lohnt sich ohnehin; einfach deswegen, weil die Anlage sich im Schnitt nach drei bis fünf Jahren amortisiert.

BZ: Wo sollte ich die Module installieren?
Müller: Man sollte einen möglichst sonnigen Platz aussuchen, optimal ist ein Südbalkon. Aber natürlich hat den nicht jeder. Auch bei Ost- oder Westbalkonen bekommt man noch gute Leistung. Wichtig ist dann vor allem die Ausrichtung. Senkrecht hängende Panele erzeugen zum Beispiel im Winter mehr Strom, könnten da also eine Lücke füllen. Alternativ kann man Steckermodule auch auf Flachdächern installieren oder einfach im Vorgarten legen.

BZ: Also lohnen sich Steckersolargeräte nicht nur mit Südbalkon?
Müller: Balkonsolar lohnt sich immer. Die HTW Berlin hat mit dem Stecker-Solar-Simulator ein tolles Onlinetool, um Einsparungen zu berechnen. Man kann "lohnen" aber auch ganz anders verstehen. Es lohnt sich, weil wir mehr CO2-freien Strom im Netz haben, der mehr und mehr Kohle- und Atomstrom verdrängen kann. Das ist wichtig für die Energiewende. Nur so können wir beim insgesamt steigenden Stromverbrauch den Energieverbrauch senken.

Zur Person:
Sebastian Müller (41) bekam 2018 sein erstes Balkonsolarpanel geschenkt. Der Freiburger ist Gründungs- und Vorstandsmitglied im Verein Balkon-Solar. 2023 hat er ein Buch über die Mini-PV-Anlagen geschrieben.

Buchtipp:
Rolf Behringer, Sebastian Müller: Balkon-Photovoltaik-Anlagen. Solarstrom selbst erzeugen, Ökobuch Verlag, 2023, 96 Seiten, 17,95 Euro
Einfach einstecken?
Die Bundesregierung plant, den Betrieb von Balkonsolaranlagen unbürokratischer zu machen. Die Anmeldung der Anlage bei der Bundesnetzagentur erfolgt seit April vereinfacht unter www.marktstammdatenregister.de. Was sich 2024 noch ändern soll:
  • Erste eigene Produktnorm für Steckersolargeräte
  • Wegfall der Anmeldung beim Netzbetreiber
  • Schnellere Inbetriebnahme, da ein Zählerwechsel nicht abgewartet werden muss
  • Recht auf Balkonsolaranlagen für Mieter und WEG-Bewohner
Über geltende Vorschriften informiert die Verbraucherzentrale: mehr.bz/steckersolar
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel