Baustelle Bildung
Besuch bei der künftigen Gemeinschaftsschule Schwanau

In der Gemeinschaftsschule wird im Unterricht Rücksicht auf die individuellen Fähigkeiten genommen. Auch Extra-Förderung für Schüler ist möglich.
Es herrscht Experimentierfreude im Schulland Baden-Württemberg: Gemeinschafts- oder Werkrealschule? G 8 oder G 9? Fremdsprachen früher oder später? Und warum boomen Privatschulen? Nie war so viel los auf der Baustelle Schule – ein Grund für diese Schulserie. Heute: Wie individueller Unterricht und Binnendifferenzierung funktionieren – ein Bericht aus der Bärbel-von-Ottenheim-Schule in Schwanau (Ortenaukreis).
Aber Jonathan? Ist der Elfjährige abgehauen? Nein, er sitzt nur ein paar Zimmer weiter in der Schulbibliothek, wo sich die pädagogische Assistentin Kathrin Löhr um ihn kümmert. Denn Jonathan kann sich schlecht konzentrieren. Schon zuvor in der Gruppenarbeit hat er wenig beigesteuert, hat lieber geschaut, was die anderen machen. Oder das Buch bemalt, statt sich mit Märchen zu befassen. Dass ihn Lena kurz angeblafft hat – "He, was soll denn das!" –, hat ihn wenig beeindruckt.
Jetzt also sitzt er allein neben Kathrin Löhr in der ruhigen Schulbibliothek der Bärbel-von-Ottenheim-Werkrealschule in Ottenheim, einem Ortsteil von Schwanau, und beschäftigt sich mit den Bremer Stadtmusikanten. Er hat sich dafür nicht die einfachste unter den drei angebotenen Aufgabenstellungen ausgesucht – denn auf den Kopf gefallen ist er nicht. Nur lässt er sich eben leicht ablenken, und da hilft es ihm schon, wenn sich jemand in den 20, 30 Minuten Einzelarbeit ausschließlich um ihn kümmert.
Diese individuelle Förderung, das Eingehen auf die Voraussetzungen und Fähigkeiten des einzelnen Schülers, ist das große Ziel in den Deutschstunden, die die beiden Lehrerinnen Galina Konetschny und Diana Goebel ...