Gesellschaft

Caritas zeigt im Weiler Quartierstreff, wie Armut das Leben prägt

Im Weiler Quartierstreff beleuchtet die Caritas, wie Armut den Alltag prägt. Im Quartierstreff diskutieren Betroffene und Fachleute über Teilhabe trotz knapper Mittel.  

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Von links: Brigitte Lill (Leiterin Qua...der Caritas für den Landkreis Lörrach)  | Foto: Caritas
Von links: Brigitte Lill (Leiterin Quartierstreff), Christine Wondrak-Brunen (Caritas-Sozialdienst Weil/Kandertal) und Susanne Sprengard (Leiterin Soziale Dienste bei der Caritas für den Landkreis Lörrach) Foto: Caritas

Armut betrifft in Deutschland laut aktuellen Statistiken rund 15 Prozent der Bevölkerung. Wie sich diese Situation im Alltag der Betroffenen auswirkt, war Thema einer Veranstaltung des Caritas-Sozialdienstes im Weiler Quartierstreff in der August-Bauer-Straße. Das teilt der Caritasverband für den Landkreis Lörrach mit. Im Mittelpunkt des Austausches zwischen den Gästen des Quartierscafés und Fachfrauen der Caritas standen zentrale Fragen zur Lebensrealität armer Menschen: Was bedeutet Armut jenseits der Zahlen? Wie gelingt gesellschaftliche Teilhabe trotz finanzieller Einschränkungen? Und welche zusätzlichen Belastungen wie Scham und Vereinsamung entstehen durch Armut?

Als Ausgangspunkt diente die Ausstellung "Auf Augenhöhe – Gesichter der Armut" mit Fotografien von Pasquale D’Angiolillo. Die Bilder zeigen Menschen, die von Armut betroffen sind, jeweils in zwei Perspektiven: Einmal blicken sie direkt in die Kamera, zum anderen werden sie in Alltagssituationen porträtiert, die für ihr Leben besonders prägend sind. Die Ausstellung soll laut Caritasverband verdeutlichen, dass hinter jeder statistischen Zahl eine individuelle Geschichte und eine eigene Würde stehen. So ist beispielsweise eine alleinerziehende Mutter zu sehen, die im Alltag versucht, innige Momente mit ihrem Kind zu bewahren, oder eine frühere drogenabhängige Obdachlose, die als Angestellte einer Wärmestube wieder Halt gefunden hat.

Alljährlich listet der Armutsbericht des Bundes in Zahlen auf, wie sich Armut im Land entwickelt. Von Armut bedroht sind nach statistischer Einordnung alle Personen, deren Haushalt über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügt. Insgesamt sind das 15 Prozent der Bevölkerung, also zwölf bis 13 Millionen Menschen. Besonders stark betroffen sind Haushalte mit Kindern. Vor allem Alleinerziehende – meist sind das Frauen – unterliegen mit 27 Prozent einem besonders großen Armutsrisiko. Bei den Altersklassen sind junge Menschen sowie Senioren besonders stark betroffen. Susanne Sprengard, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste beim Caritasverband für den Landkreis Lörrach, betonte, dass die nüchternen Zahlen des Armutsberichts die Lebenswirklichkeit vieler Menschen nur unzureichend abbilden. "Hinter jedem Bild steht eine Geschichte und vor allem eine eigene Würde, die sich die gezeigten Personen erhalten haben."

8,50 Euro pro Tag für Lebensmittel

Christine Wondrak-Brunen, zuständig für den Caritas-Sozialdienst im Bereich Weil/Kandertal, erläuterte die Herausforderungen im Alltag armer Menschen. Empfängern von Bürgergeld steht beispielsweise für Lebensmittel nur ein Tagesbudget von etwa 8,50 Euro zur Verfügung, was eine große organisatorische und emotionale Belastung darstelle. Hinzu kommt, dass Armut häufig mit Scham verbunden ist. Viele Betroffene ziehen sich deshalb zurück.

Die Besucher des Quartierscafés waren sich einig, dass es oft an Kommunikation und Information fehle. Viele wüssten nicht, wo es Treffpunkte ohne Konsumzwang gebe, und diejenigen, die solche Orte kennen, wüssten oft zu wenig von betroffenen Mitmenschen. Ist der Kontakt einmal hergestellt, sei es leicht, an einem Ort wie dem Quartierstreff in die Mitte genommen zu werden, berichteten Teilnehmende. Für Brigitte Lill, die den Quartierstreff leitet, war dies ein Beleg dafür, dass es neben der gegenseitigen Offenheit "physische Räume" wie den Quartierstreff brauche, wo Menschen niederschwellig empfangen werden.

Schlagworte: Brigitte Lill, Christine Wondrak-Brunen, Susanne Sprengard
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