Fußball
Cheftrainer-Neuling Sandro Wagner will beim FC Augsburg keine halben Sachen machen
Sandro Wagner und der FC Augsburg – das soll eine Erfolgsgeschichte werden. Der Coach verlangt viel von seinen Spielern. Geht der Plan des ersten Punktspiel-Gegners des SC Freiburg auf?
dpa
Di, 5. Aug 2025, 20:05 Uhr
1. Bundesliga
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Man hatte es von Sandro Wagner schon geahnt und wurde spätestens im Trainingslager bestätigt: Dieser Coach macht keine halben Sachen. Der Bundesliga-Debütant ließ seine Spieler des FC Augsburg in Österreich hart schuften. Eine Drohne über dem Platz und eine XXL-Videowand waren für taktische Themen im Einsatz. Am Ende von einer Woche Schinderei stand gegen FA-Cup-Sieger Crystal Palace ein Doppeltest von zweimal 90 Minuten an. Und was sagte Wagner nach dem 1:3 sowie 1:0 vor Journalisten? "Ihr kennt mich jetzt ein bisschen: Ich bin nicht zufrieden, leider."
Dieser Trainer will mehr. Und auch die Fuggerstädter sind es leid, immer nur gegen den Abstieg zu spielen. Wagner soll beim FCA, der am Samstag, 23. August (15.30 Uhr) zum ersten Saison-Punktspiel beim SC Freiburg anzutreten hat, für einen neuen Hype sorgen. Das Bestreben der Clubbosse ist, das Graue-Maus-Image abzulegen. Und tatsächlich: Noch nie in 15 Jahren Fußball-Bundesliga schienen die Aufmerksamkeit und die Erwartungen so hoch wie derzeit beim eigentlich eher beschaulichen Verein aus dem bayerischen Schwaben.
Wagner sorgt für rauchende Köpfe bei seinen Spielern
Wagner selbst hatte bei seiner Vorstellung noch beschwichtigt, seinen ersten Job in der deutschen Beletage demütig angehen zu wollen. Ideen für den Erfolg aber hat er viele. "Sandro ist der erste Trainer, bei dem mir schon in den ersten drei Wochen der Kopf raucht, weil es sehr viel Input ist", erzählte Stürmer Phillip Tietz (28) im Trainingslager und schilderte im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung und dem Fachmagazin Kicker: "Aber er ist auch ein Trainer, bei dem ich richtig was lerne vom Fußball. Und da kommt definitiv noch viel dazu."
Was auf die Spieler alles einprasselt in diesen Wochen, das ist dem Cheftrainer durchaus bewusst. "Die Jungs haben alles sehr gut angenommen, auch eine gewisse Überladung im mentalen und körperlichen Bereich", sagte Wagner zum Abschluss der Woche in Oberösterreich und lobte: "Sie haben nicht gemeckert, das war top." Zudem versprach der 37-Jährige, sein Team nie wieder derart geschlaucht in ein Testspiel zu schicken. "Da nehme ich viel auf meine Kappe."
Letzte Tests am Wochenende
Nach drei freien Tagen stehen in dieser Woche wieder reguläre Einheiten an, also eher keine Doppelschichten wie noch im Camp in Kollerschlag. Im nächsten Test am Freitag (18.30 Uhr) gegen Serie-A-Aufsteiger Pisa und am Samstag (15 Uhr) bei der Pflichtspiel-Generalprobe gegen den Premier-League-Vertreter Sunderland wird sich zeigen, wie weit das Team ist. Gut eine Woche später folgt das Erstrundenmatch im DFB-Pokal beim Viertligisten Halleschen FC.
Unter Ex-Coach Jess Thorup hatten sich die Augsburger irgendwann extrem auf die Defensive konzentriert. Das war zwar mitunter erfolgreich, aber nicht schön. Wagner, der frühere Nationalstürmer, Bayern-Profi und zuletzt Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann, soll das ändern. Er will aggressives und mutiges Pressing sehen und dann einen vernünftigen Spielaufbau.
Revolutionäres beim FCA?
Nach revolutionären Ideen klingt das zunächst nicht. "Es ist nicht so, dass wir vergangenes Jahr nicht versucht haben, Fußball zu spielen", sagte dazu auch Routinier und Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw. Wagner aber scheint sich schon ein paar überraschende Sachen überlegt zu haben, schließlich lässt er immer wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. "Weil wir natürlich einen taktischen Teil gerne erstmal für uns behalten", rechtfertigte sich der Coach.
Personell zeichnen sich keine umfassenden Änderungen im Vergleich zur vorigen Saison ab, die Startelf dürfte nur minimal umgebaut werden. Neuzugang Han-Noah Massengo (bisher FC Burnley) ist Favorit auf einen Platz im defensiven Mittelfeld, der durch den Weggang von Frank Onyeka (zum FC Brentford) frei wurde.
"Noch verrät Coach Wagner die Stammelf freilich nicht – immerhin haben seine Spieler noch mehr als eine Woche Zeit, sich zu empfehlen. Dass auch er selbst heftige und lange Tage hat, das will er gar nicht erst erwähnen. Wie Arbeit fühle sich der Job nicht an, beteuerte Wagner. "Wir sind so privilegiert. Das ist der schönste Sport der Welt und da können wir uns messen und performen." Das sagt Wagner, der sich einst als Spieler trotz Millionengehalts als unterbezahlt ansah.