Account/Login

Wo der Urkrebs lebt

  • Sa, 31. August 2013
    Schopfheim

SOMMERSERIE (5): Der Eichener See kommt und geht – ideale Bedingungen für das älteste Tier der Welt.

Besondere Seen gibt es viele in Südbaden. Sechs stellen wir in der Sommerserie vor. Bist du ein Wasserexperte? Dann löse das Quiz und mach’ mit beim Gewinnspiel unten auf der Seite.
Wer den Eichener See in Schopfheim sehen will, der hat dazu nicht viel Zeit. Der See ist nämlich meist nur für ein paar Wochen im Jahr zu sehen. In manchen Jahren taucht er auch gar nicht auf. Ein See, der kommt und verschwindet? Wie soll das denn gehen? Ganz einfach: Tief im Boden leben winzige Erdmännlein. Die hüten einen unterirdischen See. Jedes Mal, wenn der zu voll wird, leiten sie Wasser in den Eichener See. Das klingt wie ein Märchen? Ist es auch.

In Wahrheit bildet sich der See in einer Art Wanne. Experten sagen dazu Doline. Die besteht hauptsächlich aus Muschelkalk. Wenn es viel regnet oder viel Schnee schmilzt, fließt das Wasser aus der ganzen Umgebung hier hinein. Der Muschelkalk kann das Wasser lange in seinen Hohlräumen aufnehmen. Irgendwann aber läuft die Doline über und zwischen den Grashalmen an der Oberfläche beginnt es zu sprudeln: Der Eichener See ist wieder da.

Darüber freuen sich dann nicht nur die Leute, die dort wohnen, sondern auch das älteste Tier der Welt: der Kiemenfußkrebs. Er ist mehrere hundert Millionen Jahre alt. Das heißt, er hat schon auf der Erde gelebt, als es noch gar keine Dinosaurier gab. Ein Urkrebs also.

Dieser zwei Zentimeter kleine Kerl lebt in Deutschland heute nur noch im Eichener See. Nur, weil der See immer wieder verschwindet, kann der Kiemenfußkrebs hier überleben. Wenn der See da ist, paaren sich Männchen und Weibchen. Das Weibchen legt winzige Eier ab. Verschwindet der See, sterben die Krebse.

Für die Eier aber ist die Trockenheit perfekt. Sie können viele Jahre auf dem Grasboden des ausgetrockneten Sees überleben. Wenn das Wasser dann irgendwann wiederkommt, schlüpfen die Krebse und das Spiel beginnt von vorn: Sie paaren sich und legen Eier ab.

Zum Schwimmen und Fressen hat der hellbraune bis hellgrüne Krebs elf winzige Beinpaare. Mit denen rudert er pausenlos. Dabei liegt er auf dem Rücken und hält den Bauch in die Sonne. Weil das so schön aussieht, heißt er auch Feenkrebs.

Ressort: Schopfheim

Dossier: Der perfekte Tag , Schwarzwald-Seen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 31. August 2013: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel