Fußball
Der Hamburger SV ist nun wieder erstklassig
Welche Bedeutung der Hamburger SV für die Stadt, die Region und seine Fans hat, zeigt sich nach der Erstliga-Rückkehr. Dem Aufstieg folgt eine magische Nacht.
dpa
So, 11. Mai 2025, 15:10 Uhr
2. Bundesliga
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Die Wucht des Hamburger SV bekam Davie Selke nach der Rückkehr in die erste Fußball-Bundesliga hautnah zu spüren. "Ich bin auch schon ein paar Jahre dabei. Das habe ich aber so auch noch nicht erlebt", sagte der 30 Jahre alte Stürmer und einer der Aufstiegsgaranten nach der Rückkehr in die deutsche Beletage. "Und ja, ich bin echt richtig stolz, dass ich das hier miterleben durfte."
Nach der 6:1-Gala gegen den SSV Ulm entlud sich bei den Spielern, den Fans, in der Stadt und in der Region das, was sich während der Zeit der nur schwer zu verkraftenden Zweitklassigkeit aufgestaut hatte. "Es ist mir so vorgekommen, als hätte einer seit sieben Jahren eine große Champagnerflasche geschüttelt, und heute hat einer den Korken aufgemacht", sagte Sportvorstand Stefan Kuntz (62) beim TV-Bezahlsender Sky.
Ein Platzsturm von Zehntausenden Anhängern, Feuerwerke am Stadion, Autokorso auf dem Kiez, Bierduschen, Gesangseinlagen von Spielern wie Selke, Robert Glatzel, Youngster Otto Stange und Ludovit Reis: die Wellen der Emotionsexplosion waren noch lange nach dem Schlusspfiff im und rund um das Volksparkstadion und in der Stadt zu spüren. Und auf dem Rasen zu sehen: Viele Anhänger stibitzten sich ein Stück zur Erinnerung. Die Begeisterung um die Mannschaft mit ihrem jungen Cheftrainer Merlin Polzin (34) kannte keine Grenzen.
Mehr als 40 Verletzte bei Platzsturm
Allerdings kam es auch zu unschönen Szenen mit üblen Folgen. Als Fans von den Tribünen auf den Rasen sprangen und in Massen das Feld stürmten, gab es nach Angaben der Feuerwehr 44 Verletzte, einige von ihnen schwer. Eine Person schwebte in Lebensgefahr. Laut HSV hing dieser Notfall aber nicht mit dem Platzsturm zusammen. Ein Großaufgebot von mehr als 60 Rettungskräften und Feuerwehrleuten musste sich um die Verletzten kümmern.
Die allgemeine Hochstimmung konnte nicht groß getrübt werden. "Der HSV ist wieder da, wo er hingehört", sagte Selke. Und nicht nur er, die HSV-Anhänger und die Club-Verantwortlichen, sondern auch die meisten Fußball-Nostalgiker sind dieser Meinung.
Zwei Hamburger bringen HSV wieder hoch
Der Verein mit der großen Vergangenheit, den großen Namen und großen Titeln fasziniert trotz des Makels der sieben Jahre Zweitklassigkeit die Massen. "Der HSV war nicht in der ersten Liga, der HSV war aber nie weg", sagte Trainer Polzin.
Der gebürtige Hamburger aus dem Stadtteil Bramfeld weiß nur zu gut um die Bedeutung des HSV. Als junger Mensch stand er wie sein ebenfalls in Hamburg geborener Co-Trainer Loic Favé aus dem Stadtteil Eimsbüttel bei den Fans im Volksparkstadion, begleitete die Mannschaft zu Auswärtsspielen. Polzin ist das gelungen, was seinen wesentlich prominenteren Vorgängern auf dem Cheftrainerposten nicht gelang. Polzin: "Wir wissen, was der Verein in der Stadt den Leuten bedeutet, aber auch darüber hinaus."
Polzin ist so, wie der HSV sein will
Polzin ist eines der neuen Gesichter des HSV und einer der besten Botschafter des Clubs. Er wird von den Fans als einer von ihnen betrachtet. Die Spieler vertrauen ihm und er den Spielern. Einige von ihnen unter Führung von Mittelfeldspieler Ludovit Reis stürmten die Pressekonferenz und begossen ihn unter lautem Jubel mit Bier.
Seit Polzin nach der Trennung von Steffen Baumgart im November erst zum Interims- und einen Tag vor Weihnachten von Sportvorstand Kuntz zum Cheftrainer befördert wurde, hat er schnell an Profil gewonnen. Aus Rückschlägen hat er rasch gelernt. Er redet nichts schön, tritt bescheiden, fast demütig auf, ohne sich kleinzumachen. Er vermittelt das Gefühl, dass der Posten des Cheftrainers bei seinem Herzensverein nicht ein Job ist, sondern Berufung.