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Interview mit Tierexpertin Esther Verjans

"Der Maulwurf ist an den unterirdischen Lebensraum perfekt angepasst"

  • Mo, 28. September 2020, 15:58 Uhr
    Neues für Kinder

Er ist klein, putzig, unglaublich stark – und nicht zu stoppen: Wie ein Schaufelradbagger buddelt der Maulwurf seine Tunnel durch die Erde. Einziger Beweis: Die Hügel seines Aushubs – ihn selbst sieht man nie.

Da guckt mal einer raus, aber meist ist der Maulwurf unter der Erde. Foto: Bernd Friedel
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Warum die Menschen ihm für die Buddelei dankbar sein sollten, hat Marion Klötzer von Maulwurf-Expertin Esther Verjans von der Deutschen Wildtier Stiftung erfahren. Die Stiftung hat den kleinen Graber zum Tier des Jahres 2020 gewählt.

BZ: Frau Verjans, was gefällt Ihnen an Maulwürfen besonders?
Verjans: Dass sie so perfekt an den unterirdischen Lebensraum angepasst sind. Die schaufelartigen Hände sind ideal zum Graben, der seidige Pelz hat keinen "Strich", so dass sich ein Maulwurf mit seinem walzenförmigen Körper in den engen Gängen geschmeidig hin und her drehen kann.
BZ: Warum ist der Maulwurf Tier des Jahres?
Verjans: Um auf dieses spannende Tier aufmerksam zu machen: Er ist ein im Verborgenen lebender Nützling.
BZ: Die Menschen mögen den Maulwurf nicht, weil er überall seine Haufen hinterlässt. Dabei ist umgraben doch gut, oder nicht?
Verjans: Absolut! Die Grabe-Arbeiten sorgen für die Durchlüftung und Lockerung des Bodens. Die Erde der Maulwurfshügel ist frei von Unkraut und Pflanzenwurzeln und dadurch ideal zum Gärtnern.
BZ: Also sind das alles Vorurteile?
Verjans: Ja, und auch oft Unwissenheit. Ein Maulwurf lebt in gesunden Böden mit vielen Bodenlebewesen. Als reiner Fleischfresser frisst er auch Insektenlarven. Dadurch verhindert er, dass die Larven Pflanzenwurzeln fressen. Zusätzlich ist ein Maulwurf sehr aggressiv gegenüber Störenfrieden in seinem Gangsystem. Wenn sich Wühlmäuse an den Gartenpflanzen bedienen, werden sie von ihm ganz schnell vertrieben.
BZ: Der Maulwurf ist also ein guter Jäger. Ist er denn nicht blind wie ein Maulwurf?
Verjans: Er kann hell und dunkel unterscheiden. Zur Orientierung hat sich sein Tastsinn besonders ausgeprägt. Er benutzt seinen Schwanz wie einen Blindenstock, vor allem, wenn er im Rückwärtsgang unterwegs ist. Seine Rüsselnase hat besondere Tasthaare, die durch ihre extrem sensiblen Fähigkeiten einmalig sind und als Eimersches Organ bezeichnet werden.
BZ: Der Maulwurf ist ja streng geschützt. Was bedeutet das?
Verjans: Nach Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes ist es verboten, Maulwürfen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten. Wenn einem ein Maulwurf zu lästig erscheint, darf man allenfalls versuchen, ihn zu vergraulen – zum Beispiel mit Holunderblätterjauche oder alten Fischköpfen. Oder man verjagt ihn mit Geräuschen, indem man zum Beispiel Flaschen schräg eingräbt, so dass sie pfeifende Laute von sich geben.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 26. September 2020: PDF-Version herunterladen

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