Die Binggis kommen

Henrik (9) ist der jüngste Trommler der Spale-Clique / Er läuft bei der Basler Fasnacht mit.  

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Kurzes Ständchen vor dem Trommelturm: ...ehrn der Jüngste unter den Trommlern.   | Foto: Julia Dreier
Kurzes Ständchen vor dem Trommelturm: Mit neun Jahren ist Henrik Angehrn der Jüngste unter den Trommlern. Foto: Julia Dreier
Das ist aber laut hier! Es trommelt und pfeift und trompetet und posaunt aus allen Ecken in dem Park in Basel. Was ist denn da los? Hier, in dem Park außerhalb der Stadt, üben die Cliquen ihre Fasnachtsmärsche zu spielen – schön weit draußen, damit sie nicht die ganze Stadt wach halten.

Cliquen, so nennen sich die Schweizer Narren, die beim großen Morgenstraich auftreten. Damit beginnt die Basler Fasnacht, früh morgens um vier Uhr geht es los. So früh muss dann auch Henrik Angehrn aufstehen. Der Neunjährige ist der jüngste Trommler der Spale-Clique. Binggis heißt der Trommler-Nachwuchs in der Schweiz.

Henriks Trommel ist halb so groß wie er. Trotzdem trägt er sie bei der Marschübung fast drei Stunden vor sich her. Heute sind rund 50 Trommler der etwa 170 Trommler und Pfeiffer zählenden Clique dabei. Die Erwachsenen nehmen Henrik in ihre Mitte. Und dann geht’s los: Im Gleichschritt läuft der Tross in vier Reihen durch den Park und übt für den großen Auftritt beim Morgenstraich. Zwischen 30 und 40 Lieder trommeln und pfeifen die Mitglieder dabei – auswendig! "Das ist gar nicht so einfach, dafür muss ich auch daheim üben", sagt Henrik. Dort aber binden ihm die Eltern Tücher um die Schlagstöcke. Verständlich, bei dem Höllenlärm im Park. Hier übt nicht nur die Spale-Clique, nein, auch alle anderen Cliquen, die beim Morgenstraich spielen. Ständig kreuzen sich ihre Wege. Gar nicht so leicht, mit so einer großen Truppe aneinander vorbeizukommen. Und dann vermischen sich auch noch die Lieder! Dabei nicht aus dem Takt zu kommen ist ganz schön schwierig.

Aber genau dafür ist die Marschübung ja da: Gleichzeitig zu laufen und zu trommeln ist nämlich nochmal etwas ganz Anderes, als daheim im stillen Kämmerchen zu üben. "Mit dem linken Fuß geht’s los", erklärt Henrik den Marsch. Und dann bloß nicht aus dem Takt kommen: 1, 2, 1, 2, im Gleichschritt. Seit einem Jahr spielt Henrik jetzt bei den Erwachsenen mit, seit vier Jahren trommelt er schon. Zweimal die Woche übt er mit anderen Kindern in der Trommelschule der Clique. Da ist auch Tamara Sidler dabei. Die Zwölfährige ist, wie Henrik, etwas Besonderes: Sie ist das einzige Mädchen unter den Trommlern. Früher, da durften gar keine Mädchen oder Frauen mitmachen. "Heute schon", sagt sie, "aber die meisten pfeifen lieber." Nicht so Tamara, ihr macht das laute Getrommele Spaß. Wenn’s nach ihr ginge, könnten ruhig mehr Mädels trommeln.

Ab fünf Jahren dürfen die Kinder mitlaufen, nur ohne Instrumente. Vortrab nennt sich das dann. Henrik muss im nächsten Jahr noch eine Prüfung ablegen, dann ist er nicht mehr bei den Binggis, sondern darf bei den Älteren mittrommeln. Beim Morgenstraich war er sogar schon im vergangenen Jahr dabei: "Das war aufregend. Es ist so laut und stockdunkel. Man trägt eine Lampe auf dem Kopf und überall sind viele Leute." Die Trommler müssen sich ganz auf ihren Major konzentrieren, der gibt mit Rufen und dem Schwenken eines Stocks den Takt an. Er führt sie nachts durch enge Gassen. "Anstrengend ist das schon, vor allem, weil man so lange die Trommel tragen muss", erzählt Henrik. "Aber es macht viel Spaß." Für ihn ist klar: "Ich will mal professionell trommeln."

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