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Nachhaltig

"Die Glasflasche ist die Achillesferse"

Gerold Zink
  • Di, 16. April 2024, 11:30 Uhr
    Verlagsthema

     

Verlagsthema Im badischen Weinbau spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Auch Alixe Winter, Geschäftsführerin der Vinothek Alte Wache am Freiburger Münsterplatz, denkt derzeit über Veränderungen nach.

Alixe Winter, Geschäftsführerin der Vi... Alte Wache am Freiburger Münsterplatz  | Foto: Dieter Sajovic
Alixe Winter, Geschäftsführerin der Vinothek Alte Wache am Freiburger Münsterplatz Foto: Dieter Sajovic
BZ: Frau Winter, Sie haben viel direkt mit Kundinnen und Kunden zu tun. Wird deren Kaufentscheidung davon beeinflusst, wie nachhaltig ein Wein hergestellt worden ist?
Alixe Winter: In den vergangenen Jahren sind das Interesse und die Nachfrage spürbar angestiegen, auch die Bereitschaft, dafür mehr zu bezahlen. Für die Mehrheit ist Nachhaltigkeit jedoch kein Entscheidungsfaktor beim Weinkauf.

BZ: Das staatliche Weinbauinstitut in Freiburg sowie weitere Forschungsanstalten im In- und Ausland haben in den vergangenen Jahren neue nachhaltige Rebsorten auf den Markt gebracht, die deutlich weniger Pflanzenschutz benötigen. Bieten Sie solche Weine an und wie werden sie nachgefragt?
Winter: Die sogenannten
Piwis (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) haben wir schon einige Jahre im Programm. Beim Rotwein hat sich besonders die Sorte Regent einen Namen gemacht. Einen Durchbruch brachten vor allem die weißen Sorten Cabernet blanc und Souvignier gris. Letzteren haben wir seit zwei Jahren in unserem offenen Ausschank. Seine geschmackliche Eleganz und leichte Herbe passen sehr gut in die badische Burgunderfamilie.

BZ: Die Einweg-Glasflasche verursacht etwa 32 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes beim Wein. Führen Sie bereits alternative Verpackungen in Ihrem Sortiment?
Winter: Die Glasflasche ist tatsächlich die Achillesferse bei der Nachhaltigkeit eines Weines. Seit vergangenem Jahr haben wir deshalb unseren Grauburgunder in eine 3 Liter Bag-in-Box gefüllt, die allein durch ihr verringertes Gewicht erheblich CO2 einspart. Weitere Vorteile sind die Platzersparnis im heimischen Kühlschrank und dass der Wein nach dem Anbruch über Wochen haltbar bleibt. Zudem lässt sich die Bag-in-Box über den Hausmüll recyceln. Die Nachhaltigkeit zahlt sich zudem durch einen Preisvorteil für die Kunden aus.

BZ: Auf dem Freiburger Weinfest schenken Sie bereits in einem Zelt Secco und Wein offen aus. Wie war die Resonanz der Gäste?
Winter: Mit dem Offenausschank am Freiburger Weinfest aus Mehrweg-Aluminium-Fässern haben wir in unserem Jubiläumsjahr begonnen. Der Wein kommt direkt vom Keller ins Fass und dann ins Glas. Auch hier geben wir den Preisvorteil für weniger Verpackung an die Kunden weiter.

BZ: Könnten Sie sich vorstellen, auch den Weinausschank in der Alten Wache umzustellen oder wäre dies ein zu großer Bruch mit Traditionen?
Winter: Traditionell wurden Weine früher aus Fässern und Schläuchen gezapft. Somit ist es eher eine Rückkehr zum Altbewährten. Unser Offenausschank auf dem Freiburger Weinfest ist ein ‚Versuchsmarkt‘, um bei der Akzeptanz der Kunden, der Technologie und Önologie Erfahrungen zu sammeln. Wir werden das Thema Nachhaltigkeit weiterverfolgen. Weiterentwicklung war für uns stets Aufgabe und Anspruch und wird es auch weiterhin bleiben.
Zur Person:
Alixe Winter (56) hat nach ihrer Ausbildung zur Weinküferin Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing studiert. Seit 1. April 1997 ist sie Geschäftsführerin der Alten Wache in Freiburg.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Nachhaltig

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 17. April 2024: PDF-Version herunterladen

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