Die Rettungshunde der Freiburger Staffel trainieren bei Wind und Wetter für den Ernstfall
Es nieselt. Statt lauer Sommerluft weht eine kühle Brise, statt nach Bratwurst und Sommer riecht es nach nassem Hund. Die Verursacher sitzen im Kofferraum eines Kleintransporters hinter den Gittern ihrer Hundezwinger. Tschako, der Golden Retriever im Zwinger oben rechts, bellt los. Er ist triebig, wie Rettungshundeführer sagen – er merkt, dass es gleich losgeht.
Annika Enning
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Als die Klappe aufgeht, schiebt sich eine blonde Schnauze nach vorne. Dass Hess zwei Tupperboxen mit Leckerlis in der Hand hat, hat Leica längst gerochen. "Für den Hund geht’s beim Einsatz immer um Leckerlis", meint Hess. So wird den Rettungshunden das Suchen antrainiert – konditioniert durch Belohnung. Der Rettungshund sucht streng genommen nicht vermisste Menschen, sondern seine Belohnung.
Aber zuerst muss Leica in die richtige Stimmung kommen: Der Hund soll triebig werden und sich auf die Jagd einstellen. Spielerisch rauft Hess ihr das Fell und wedelt mit den Tupperboxen vor ihrer Nase herum – sofort wird die Hündin lebhaft, die braunen Augen fest auf die duftende Box geheftet. Seit einem Jahr macht Leica die Arbeit schon, seit sie sechs Monate alt war. "Klar war sie früher wilder, da ist sie mir schon entgegengesprungen, wenn ich die Klappe aufgemacht hab’", schmunzelt Hess.
Eine Kollegin aus der Staffel entfernt sich aus dem Blickfeld der Rettungshündin. Etwa 50 Meter weiter lehnt eine tropfende Aluminiumleiter am Fuß eines Baukrans. Die Ehrenamtliche steigt ein paar Stufen die Leiter hoch und verharrt geräuschlos. Leica wurde schon instruiert. Sie soll die "verschollene" Kollegin finden. Ein letzter Befehl, Leicas Hinterteil wackelt ungeduldig hin und her, mittlerweile ist auch sie triefnass – und los schießt die Rettungshündin. Innerhalb einer Sekunde hat sie die Kollegin auf der Leiter entdeckt – das war viel zu einfach für die angehende Trümmer- und Flächensuchhündin. Und das trotz Thermik. Gerade höher gelegene Verstecke sind schwierig aufzustöbern, weil Gerüche mit der warmen Luft aufsteigen. Zur Belohnung gibt es, klar, Leckerlis aus der Hand der Geretteten.
Rettungshunde können in drei Disziplinen ausgebildet werden: im Trümmersuchen, Flächensuchen und im Mantrailing. Trümmersuchhunde werden zum Beispiel nach Erdbeben eingesetzt, wenn verschüttete Opfer gefunden werden sollen. Flächensuchhunde kennen sich auf Wiesen, Feldern und im Wald aus. Beim Mantrailing folgt der Hund der Fährte des Gesuchten, nachdem er eine Geruchsprobe beschnüffelt hat. Die Ausbildung ist nicht ohne: Zwei bis drei Jahre dauert es, bis Hundeführer und Hund so weit sind, dass sie die erste Prüfung absolvieren können. Wenn sie die bestehen, dürfen sie in den Einsatz, werden aber alle 18 Monate erneut geprüft. Die erste Einsatzprüfung hat Leica noch vor sich. Aber den Charaktertest hat sie schon bestanden. Oft stellt sich früh heraus, ob ein Hund für die Arbeit geeignet ist. "Bei Ängstlichkeit kann man’s noch einmal versuchen, aber Aggression ist ein No-go", so Ausbilderin Claudia Heckle,"das ist hier anders als bei Polizeihunden."
Der Regen nimmt jetzt zu, mittlerweile sind alle richtig nass. Hess ist trotzdem zufrieden. Leica auch.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ