Sissler Feld
Die Zustände im Landkreis sprecheneine andere Sprache
Zum Artikel "Kreisrat will bei Seilbahn früh mitreden" (BZ vom 25. September) schreibt ein Leser:
Julius-Peter Langer
Mi, 8. Okt 2025, 20:00 Uhr
Leserbriefe Waldshut
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Aus dem Tiefschlaf erwacht, so scheint es, ist der Kreistag, namentlich FDP-Kreisrat Klaus Denzinger aus Wehr, der in der letzten Sitzung des Kreistags eine frühzeitige Beteiligung der deutschen Seite zu den Seilbahngedanken der Schweizer Seite forderte.
Während die Politik auf der deutschen Seite nur noch in der Rhetorik von superlativen Formulierungen brilliert, ist man in der Schweiz mit den Realitäten beschäftigt, um mit konkreten Lösungen Pläne in der Sache zu realisieren. Überhaupt, so scheint es, verschläft die deutsche Seite ein ums andere Mal den richtigen Zeitpunkt, um anbahnenden Entwicklungen proaktiv entgegenzuwirken. Da stellt sich vorweg schon mal die Frage, wie viel Zuzug von Arbeitnehmern fürs Sissler Feld lässt denn die aktuelle infrastrukturelle Situation im Landkreis überhaupt zu? Gibt es genug Kindergartenplätze und dazu das notwendige Personal?
Selbiges trifft auf die Schulen zu. Schon jetzt leiden die Schulen im Landkreis unter Lehrermangel und unter nicht unerheblichem Unterrichtsausfall. Wie sieht es mit der Mobilität aus? Marode Straßen und ein unzuverlässiges Schienennetz sprechen nicht für den Landkreis Waldshut. Dringende Straßen werden nicht gebaut. Staus, Umwege sind die Regel. Das Gesundheitswesen sowie die medizinische Versorgung im Landkreis Waldshut – ein Desaster. Das neue Spital ist noch nicht gebaut und ob es gut geplant ist, daran bestehen berechtigte Zweifel. Erstens wäre es zu klein und zweitens läge es am falschen Ort, nämlich in der Gefahrenzone eins von zwei. Die Anfälligkeit von Atomkraftwerken auf Schweizer Seite nimmt zu.
Zu guter Letzt geht es noch um die Frage des akuten Fachkräftemangels. Schon jetzt plagt die Region ein Dilemma. Die Abwanderung qualifizierter Fachkräfte in die Schweizer Nachbarschaft geht der deutschen Seite an die Substanz. Das Sissler Feld wird diesen Trend erheblich verstärken. Und so wird es kommen, wie es kommen muss: Wir auf der deutschen Seite werden es noch schwerer haben, Handwerker und Dienstleistungen zu bekommen. Betriebe werden schließen oder sich in andere Regionen verlagern, den Kommunen entgehen dringend notwendige Gewerbesteuereinnahmen.
Dass jetzt mit Schweizer Millionen die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke vorangetrieben wird, mag zunächst als Glücksfall für eine Verbesserung im Bahnverkehr gesehen werden. Doch so ganz selbstlos sind diese Investitionen der Schweizer Seite nicht. Damit wird ein Stück weit die Umfahrung von Basel ermöglicht, um die Nord-Süd-Verbindung für den Güterverkehr zu gewährleisten. Welche zusätzlichen Belastungen daraus für die Hochrheinregion entstehen werden, man mag es erahnen.
So erstaunt es, dass sich Landrat Kistler noch völlig entspannt gibt angesichts der Pläne, Gedanken und Entwicklungen auf der Schweizer Seite. Entspanntheit ist zweifelsohne ein Plus zur Steigerung der persönlichen Lebensqualität. Als Basis zur Lösung der vielschichtigen Probleme im Landkreis ist sie keine Hilfe, die Zustände im Landkreis sprechen eine andere Sprache.