Ein Beruf für Schwindelfreie

BZ-SERIE: Marco Stein lernt Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker bei der Hägele GmbH in Müllheim.  

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MÜLLHEIM. Die Montage einer Markise gehört schon zum Alltag: Zusammen mit zwei Monteuren bringt Marco Stein, Auszubildender bei der Müllheimer Hägele GmbH, eine Markise unterm Dachstuhl eines Einfamilienhauses an. Sie soll die Terrasse beschatten. Zu solchen Montagen ist Marco Stein immer wieder unterwegs. Das bringt Abwechslung und Kontakt zu Kunden.

Beim Einbau einer Markise oder dem Anschluss eines Rollladens vor Ort müssen die Monteure handwerklich oft improvisieren, weil nichts so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint. "Das macht die Arbeit interessant", sagt der 21-Jährige, der schwindelfrei sein muss, da er an modernen Bürogebäuden auch mal hoch hinaus muss und auf Gerüsten oder im Korb einer Hubarbeitsbühne arbeitet.

Marco Stein ist am Ende des ersten Lehrjahrs. Bei seiner Chefin und Nachbarin Susanne Walter – "wir wohnen in Opfingen Tür an Tür" – hat er schon in den Schulferien gejobbt. Als sie ihm die Lehrstelle anbot, hat Marco Stein nicht gezögert, sondern sofort zugegriffen. Seine Entscheidung hat er nicht bereut. Alles in allem: Es ist ein Beruf, der Spaß macht.

Der Familienbetrieb, den Susanne Walter in zweiter Generation führt, hat Vater Werner Hägele 1969 gegründet. Die Firma beschäftigt neun Mitarbeiter, ist also eine kleine Firma, die nicht selbst produziert, sondern montiert, wartet und repariert. "Wir sind auf Sanierungen und Modernisierungen spezialisiert", erklärt die Inhaberin.

Die Auftragslage ist gut. Die Branche boomt, denn viele Eigenheimbesitzer investieren in die eigenen vier Wände. Sie wissen: Rollläden, Jalousien, Markisen oder neue Fenster steigern den Wohnkomfort erheblich. Walter: "Außerdem gewinnt der sommerliche und winterliche Sonnen- und Wärmeschutz angesichts steigender Energiepreise und Klimawandel immer mehr an Bedeutung. In gleichem Maße wächst auch das Sicherheitsbedürfnis von Menschen, die sich durch Einbrecher verunsichert fühlen."

Heute steht Marco Stein in der Werkstatt an der Sägemaschine, die die Lamellen von einer Jalousie auf die richtige Länge schneidet. Dafür muss er rechnen und Konstruktionspläne lesen können. Gleich am nächsten Platz baut er die Antriebswelle dieser Jalousie in die Oberschiene ein. Die Bedienung ist elektrisch. Marco Stein schließt alles an und überprüft die Funktion. Als Mechatroniker muss er sich in Elektrik und Mechanik auskennen, da heute mehr als 60 Prozent aller Sonnenschutzanlagen über Elektroantriebe bedient werden. Und er lernt auch das Beratungs- und Kundengespräch kennen, wenn er die Kunden vor Ort betreut.

Während das Aufmaß direkt vor Ort erfolgt, werden Skizzen und Entwürfe wie auch später Planung, Konstruktion und Abrechnung in der Firma am Computer erstellt. Ist der Kunde zufrieden mit dem Angebot, geht es an die Arbeit. In der Werkstatt werden die bestellten Waren vorbereitet oder defekte Anlagen repariert und dann an Ort und Stelle montiert. Rollladenmonteure arbeiten also teilweise drinnen, überwiegend aber im Freien.

Der Beruf ist allerdings wenig bekannt, in Baden-Württemberg gibt es nur eine Berufsschule in Ehingen an der Donau. Während des Blockunterrichts ist Marco Stein in einem Schülerwohnheim untergebracht. Auf seinem Stundenplan stehen Fächer wie Werken oder Technik. In Mathematik lernen die Schüler Materialmengen oder Getriebeübersetzungen zu berechnen. Um die Wirkung von Kräften und Hebelarten geht es im Fach Physik.

Marco Stein kommt in der Schule gut mit, ihm gefällt der praxisorientierte Unterricht. "Ich möchte später auf jeden Fall in der Branche bleiben, am liebsten hier im Betrieb", sagt der 21-Jährige – er ist rundum zufrieden mit seiner Ausbildung. Nur eines gefällt ihm weniger: das Führen des Berichtsheftes. Aber das gehöre eben auch dazu.

ROLLLADEN- UND SONNENSCHUTZMECHATRONIKER

Diese Mechatroniker montieren und reparieren Rollladen- und Sonnenschutzsysteme. Diese montieren sie vor Ort bei den Kunden, bauen Antriebe ein und installieren Steuerungsanlagen. Zudem übernehmen sie Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird mit 419 Euro bis 744 Euro brutto vergütet. Eine mittlere Reife als Abschluss ist für die schulischen Anforderungen ideal, aber nicht zwingend. Bewerber sollten handwerklich begabt sein.

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