Bülent Gencdemir hat einen Film über alle 12 Partnerstädte Freiburgs gedrehtat
Der 40-jährige Geschäftsführer der Freiburger Firma "Südfilm" ist für den Film "Weltweite Freundschaften" monatelang duch die Welt gereist. 1245 Minuten Material kürzt er nun auf 90 Minuten.
Die Reisen in die Partnerstädte hat Bülent Gencdemir allein gemacht, sein Team wurde jeweils vor Ort zusammengestellt. Dazu gehörten auch Dolmetscher und Fahrer. Er hat viel erlebt in den vergangenen Monaten, und eines betont er: "Schön war es überall." Das gilt auch für die nahen Partnerstädte wie Innsbruck mit seiner "wunderbaren Landschaft" und dem "sympathischen Dialekt" und das lebendig-italienische Padua. Oder für das ebenfalls halbwegs nahe englische Guildford, wo er in einer Brauerei Bier mit Schokoladengeschmack getestet und herausgefunden hat, dass der mit seinem Kinderbuch "Alice im Wunderland" weltberühmt gewordene Schriftsteller Lewis Caroll dort 1898 gestorben ist.
Am spannendsten aber war’s dann doch weit weg. Im südkoreanischen Seoul musste er sich an das stark von Knoblauch geprägte Essen gewöhnen. Im amerikanischen Madison wurde er sofort vom Präsidenten der Freiburg-Madison-Gesellschaft nach Hause eingeladen statt ins Hotel. Im iranischen Isfahan diskutierte er über Politik und Religion, obwohl er genau davor gewarnt worden war, und stellte fest: Alle, mit denen er zusammenkam, waren mit ihrem umstrittenen Regime einverstanden. Das hat ihn zum Nachdenken angeregt über die Frage, wie weit auch problematische Unterschiede akzeptiert werden sollten, wenn Freundschaften entstehen können. Für ihn ist die Antwort klar: "Es funktioniert." Weil Partnerstädte schaffen, was der Politik nur selten gelinge: Dass sich Menschen gut verstehen, unabhängig von ihren Hintergründen und der Politik.
Am meisten aber hat Bülent Gencdemir Wiwili beeindruckt, die Stadt in Nicaragua, in der sich immer noch alle voller Dankbarkeit an die Freiburger Berndt Koberstein und Tonio Pflaum erinnern, die in den 1980ern bei ihrem Einsatz für bessere Lebensverhältnisse von rechtsextremen Contras ermordet wurden. Was Bülent Gencdemir dort erlebte, hätte er nicht für möglich gehalten: Stundenlange Fahrten über Stock und Stein, weil es keine Straßen gibt, weder Stromversorgung noch Abwassersysteme. Er war in einer Gästehaus-Baracke untergebracht, ohne Licht oder Handyempfang, mit Fledermäusen an der Decke. Und er war sehr berührt von den herzlichen Menschen, deren Lebensbedingungen ihn sehr betroffen machten. Nach seiner Rückkehr hat er eine Patenschaft für die dreijährige Sofia übernommen, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufwächst. Mit 30 Euro im Monat wird ihr die Verpflegung und später der Schulbesuch garantiert.
Im Film bleiben für jedes Land im Durchschnitt nur sieben Minuten Zeit. Doch auch er soll um die Welt reisen, so wie es Bülent Gencdemir getan hat. Bis April soll der Film fertig werden und auf jeden Fall auch in Freiburg öffentlich gezeigt werden.
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