Prävention

Eine App der Villa Schöpflin aus Lörrach soll Jugendliche vor riskantem Medienkonsum schützen

Mit dem Präventionsprogramm freii will die Villa Schöpflin Jugendliche und Eltern beim bewussten Umgang mit digitalen Medien unterstützen. Herzstück des Programms ist eine wissenschaftlich begleitete App.  

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Übermäßige Mediennutzung kann zu famil...und anderen sozialen Problemen führen.  | Foto: Alicia Windzio
Übermäßige Mediennutzung kann zu familiären und anderen sozialen Problemen führen. Foto: Alicia Windzio

Die Villa Schöpflin stellt mit "freii" ein neues, kostenfreies Präventionsprogramm vor, das Familien und Schulen beim bewussten Umgang mit digitalen Medien unterstützen und problematischer Internetnutzung bei Jugendlichen vorbeugen soll.

Digitale Medien wie Smartphones, Social Media, Streaming und Gaming sind längst fester Bestandteil im Alltag von Kindern und Jugendlichen. Nach Angaben der JIM-Studie 2024 besitzen 96 Prozent der 12- bis 19-Jährigen ein eigenes Smartphone und verbringen täglich mehrere Stunden mit digitalen Angeboten, darauf weist die Villa Schöpflin in einer Mitteilung hin. Eltern und Fachkräfte berichten laut Villa Schöpflin häufig von Konflikten rund um Bildschirmzeiten, Rückzug aus Freizeitaktivitäten, Schlafproblemen oder mangelnder Kommunikation, die bis zu verbalen und körperlichen Eskalationen reichen können. Die Weltgesundheitsorganisation hat eine sogenannte Gaming Disorder offiziell als Krankheit anerkannt.

Bislang fehle es in Deutschland an niedrigschwelligen, alltagstauglichen und softwarebasierten Präventionsprogrammen, die sich gleichzeitig an Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren sowie deren Eltern und Erziehende richten und das Thema praxisnah abdecken. Dort setzt das Programm freii an, so die Villa Schöpflin.

Sowohl Risiko- als auch Schutzfaktoren werden thematisiert

Das Herzstück von freii ist eine App, die als 21-Tage-Programm für Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren und ihre Eltern konzipiert worden ist. Jugendliche und Eltern bearbeiten täglich kurze Aufgaben, die individuell oder gemeinsam gelöst werden und jeweils drei bis sieben Minuten dauern. Die App adressiert sowohl Risikofaktoren wie mangelnde Freizeitstruktur, emotionale Belastungen oder schwache familiäre Kommunikation als auch Schutzfaktoren wie klare Medienregeln, außermediale Aktivitäten und soziale Unterstützung. Ziel ist es, Wissen und Handlungskompetenzen zu stärken, Risiken zu reduzieren und Schutzfaktoren gezielt zu fördern.

Vier junge Guides begleiten die Jugendlichen durch tägliche Videos, Quizfragen und Aufgaben. Eltern und andere Erziehende erhalten in einem eigenen Bereich Tipps und Challenges, unter anderem moderiert von Eckart von Hirschhausen. Die App informiert zudem über manipulative Designs von Apps und Spielen ("Dark Patterns"), Warnzeichen riskanter Nutzung und bietet Anregungen für eine medienfreie Freizeitgestaltung. Jugendliche und Erwachsene bearbeiten dabei dieselben Themen.

Studie belegt die Effektivität der App

Die freii-App ist wissenschaftlich begleitet, an 150 Schulen bundesweit erprobt worden und steht seit Mitte September Schulen sowie als kostenfreie Betaversion öffentlich zur Verfügung. Im schulischen Kontext beginnt das Programm mit einem Eröffnungsworkshop, gefolgt von der 21-tägigen App-Nutzung im Alltag und einem Abschlussworkshop. Qualifizierte Fachkräfte aus Suchtprävention und Schulsozialarbeit begleiten die Durchführung. Ein Schulklassenwettbewerb, bei dem die besten Klassen ein Preisgeld erhalten, soll zusätzliche Motivation schaffen.

Eine bundesweite Effektstudie 2025, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, an der rund 4000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben, hat signifikante Verbesserungen bei Wissen, Motivation und sozialer Handlungskompetenz belegt. 44 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben sich durch die App motiviert gefühlt, ihr Freizeitverhalten zu ändern. Die durchschnittliche Anzahl der benannten Freizeitangebote hat sich bei Jugendlichen und Eltern signifikant erhöht. Auch die Bereitschaft, professionelle Hilfe zu suchen, hat zugenommen. Der Anteil der Jugendlichen, die den Begriff Internetnutzungsstörungen kannten, ist von 20,3 auf 85,6 Prozent gestiegen.

Schlagworte: Eckart von Hirschhausen, Villa Schöpflin
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