Sommer-Spezial 2022

Endspurt oder sanftes Ausklingen?

Verlagsthema Auch im letzten Monat im Job ist es ratsam weiterzuarbeiten wie bisher.Wissens- und Netzwerktransfer sollte eingeplant werden.  

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In den letzten Wochen im Job ist vor allem Priorisieren wichtig.  | Foto: Christin Klose
In den letzten Wochen im Job ist vor allem Priorisieren wichtig. Foto: Christin Klose

Wer den Arbeitgeber wechselt, fühlt sich im alten Job oft zerrissen: Gebe ich zum Abschluss nochmal Vollgas? Mache ich es mir gemütlich? Rechne ich mit dem Chef ab? Tipps für einen guten Abgang.

"Natürlich stellt sich jeder vor einem Arbeitsplatzwechsel die Frage, ob man zum Schluss nochmal mit seinem Arbeitgeber so richtig abrechnet", sagt der Saarbrücker Wirtschaftspsychologe Andreas Hemsing. Er rät davon ab – aus vielen Gründen.

"Erstens: Man trifft sich im Leben immer wieder." Zum Beispiel kann der neue Arbeitgeber die ehemalige Führungskraft um eine Einschätzung bitten. "Jemand, dem ich alles Mögliche an den Kopf geworfen habe, wird andere Worte über mich finden als der, von dem ich mich vernünftig verabschiedet habe." Hemsing rät, mit einem "versöhnlichen, positiven Ende rauszugehen und keine schlechte Laune zu hinterlassen."

PR in eigener Sache
Das sieht auch die Hamburger Karriereberaterin Ragnhild Struss so: "Ganz egal, ob man selbst gekündigt hat oder gekündigt wurde: Man sollte darauf achten, dass man in einem werteorientierten Guten auseinandergeht." Gerade in Krisensituationen bis zum Schluss Charakter zu beweisen, mache "gute PR in eigener Sache."

Dazu zählt auch, dass man weiterarbeitet wie bisher. Sprich: Nicht auf einmal übermäßig engagiert sein, um auf die letzten Tage das zu erledigen, was man in den Jahren zuvor nicht geschafft hat – sich aber auch nicht auf die faule Haut legen, weil man ja ohnehin keine Sanktionen mehr zu befürchten hat.

Drehzahl aufrecht erhalten
Nicht selten erhalten Beschäftigte ihr Arbeitszeugnis erst zum Ende des Vertragsverhältnisses. Da können die letzten Wochen das Zünglein an der Waage sein. "Eine wichtige Regel ist, dass man keine große Varianz zum vorherigen Verhalten aufweist", sagt Struss. Das wirke unnatürlich. Nicht zuletzt schadet man sich selbst, wenn man die letzten Monate allzu entspannt angeht: So eignet man sich schlechte Angewohnheiten an, die man möglicherweise hinterher nicht wieder loswird.

"Wenn ich die Zügel auf einmal schleifen lasse, gerate ich in ein Leistungstief, das mit dem Einstieg beim neuen Arbeitgeber nicht automatisch wegfällt", sagt Andreas Hemsing. Besser sei es, die innere Drehzahl aufrechtzuerhalten und sie mit in den nächsten Job zu nehmen.

Zum Ende priorisieren
Wie aber finden Beschäftigte in den letzten Wochen die richtige Balance? "Priorisieren ist wichtig", sagt Struss. Bei der Entscheidung, welchen Aufgaben man sich widmen möchte, sollte man gesunden Menschenverstand walten lassen. "Oberste Priorität hat eine saubere Übergabe des eigenen Aufgabenbereichs und Wissens an den Nachfolger", so die Arbeitspsychologin. Begonnene Projekte, die keinen großen Aufwand erfordern, sollte man abschließen.

Struss rät, gesammeltes Wissen wie Abläufe, Zugangsdaten oder Besonderheiten in einem Reader festzuhalten. Bei Bedarf kann dann jeder die Informationen einsehen.

Hoheitsdenken lohnt nicht
Andreas Hemsing empfiehlt, einige Zeit für den Wissens- und Netzwerktransfer einzuplanen. Dass man Erkenntnisse und Informationen bewusst zurückhält, weil man große Fußstapfen hinterlassen möchte, davon hält er nichts.

Auch Ragnhild Struss betrachtet so etwas als "unreife Reaktion". Schließlich sollte man schon während des Arbeitsverhältnisses sein Wissen mit anderen teilen und kollektiv zusammenarbeiten. "Silo- und Hoheitsdenken zahlen sich beruflich nie aus."

Loyalität vermitteln
Auch in der neuen Firma kommt es in der Regel nicht gut an, wenn man über den früheren Arbeitgeber schlecht redet oder gar Betriebsgeheimnisse verrät. Wer sich Respekt verdienen will, sollte mit Loyalität und Achtung punkten.

Das gilt auch für letzte Gespräche mit dem ehemaligen Arbeitgeber. "Ganz gleich, was die Gründe für den Weggang sind", so Unternehmensberater Hemsing: "Wenn Sie gefragt werden, warum Sie gehen, sollen Sie den Wechsel immer mit der interessanten neuen Aufgabe begründen statt mit den negativen Seiten der alten Stelle."
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Schlagworte: Ragnhild Struss, Andreas Hemsing

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