Fasten auch beim Abitur?

An deutschen Schulen gibt es viele junge Muslime, die sich nach allgemeiner Auslegung am Ramadan beteiligen müssen.  

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Mit etwa 14 Jahren können Jugendliche fasten.   | Foto: DPA
Mit etwa 14 Jahren können Jugendliche fasten. Foto: DPA
Mit der Zuwanderung von Muslimen nach Deutschland ist in den vergangenen Jahren auch die Zahl der muslimischen Schüler in Deutschland gestiegen. Da nach allgemeiner Lesart das Fastengebot im Ramadan ab dem Alter von etwa 14 Jahren gilt, sind auch viele Schüler in hiesigen Klassenzimmern betroffen. Und weil der Ramadan diesmal zugleich in den warmen Juni und die Prüfungszeit für Abiturienten fällt, wird an vielen Schulen über die Teilnahme von muslimischen Schülern am Fasten debattiert. Lehrerverbände raten diesen Schülern und ihren Eltern dabei zu einem maßvollen Umgang mit dem Fastengebot. "Wir respektieren die Ausübung religiöser Vorschriften", sagt der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. "Es ist aber eine Grenze überschritten, wenn die Gesundheit der Kinder und der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule leiden."

Die Schulpflicht gelte auch während des Ramadan, betont Beckmann. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, sagt: "Schule kann wegen der Dichte des Schuljahres weder bei Prüfungsterminen noch im Sportunterricht auf den Ramadan Rücksicht nehmen."

Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide wirbt für flexible Lösungen. "Grundsätzlich gilt ein Fastenverbot, wenn der Fastende durch das Fasten Schaden tragen würde." Die Entscheidung für oder gegen das Fasten liege letzten Endes bei jedem Einzelnen. Mit Blick auf Gymnasiasten fügte er hinzu: "Es gibt daher keine allgemeine Festlegung, ob zum Beispiel das Fasten in der Klausurphase zumutbar ist oder nicht." Es gebe Menschen, die konzentrierter denken und arbeiten könnten, wenn sie fasten. "Und bei anderen ist es umgekehrt."

Wenn man Flüssigkeit zu sich nimmt, erläutert Khorchide, wäre das Fasten damit abgebrochen und man habe die Möglichkeit, das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen: "Die theologisch offene Möglichkeit ist, dass man das Fasten unterbricht und später nachholt, wenn es triftige Gründe dafür gibt." Gerade für die Sommermonate, in denen die Tage sehr lang sind, gebe es Erleichterungen, die vorsehen, dass Fastende sich zum Beispiel an Mekka orientieren können und somit viel kürzer fasten.

Der Islamrat und der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib wiesen darauf hin, dass auch Schüler unter 14 Jahren fasten könnten. Dann sei es jedoch unter Umständen sinnvoll, die betreffenden Kinder langsam an das Thema heranzuführen, "indem beispielsweise für einen bestimmten Zeitraum des Tages gefastet wird", sagt der Vorsitzende des Islamrates, Burhan Kesici. Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga bezeichnet die Teilnahme Jugendlicher am Fasten als einen "Ausdruck gelebter Religiosität". Selbstbewusste, gläubige Jugendliche seien "besser gegen Extremismen und Radikalismus jeglicher Couleur gewappnet", erklärt Alboga.

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