Hausarztversorgung

FDP warnt vor Zusammenbruch der Hausarztversorgung in Grenzach-Wyhlen

Auch die FDP Grenzach-Wyhlen schlägt Alarm in Sachen Hausarztversorgung: Die Gemeinde sei an einem "Kipppunkt". Die Liberalen fordern Maßnahmen von der Politik – unter anderem Standortmarketing.  

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Das Ärztehaus in der Gartenstraße in Wyhlen  | Foto: Heinz Vollmar
Das Ärztehaus in der Gartenstraße in Wyhlen Foto: Heinz Vollmar

Etwa eine Woche nach der Sitzung des Hauptausschusses, in der der Tagesordnungspunkt zum Ärztehaus in der Gartenstraße zu einer Grundsatzdiskussion in Sachen Hausarztversorgung wurde, meldet sich nun die örtliche FDP mit mehreren Forderungen zu Wort. Die Liberalen sehen die hausärztliche Versorgung in der Gemeinde akut gefährdet und fordern ein entschlossenes Handeln von lokaler Politik und Gemeindeverwaltung, um einem drohenden Zusammenbruch der medizinischen Grundversorgung entgegenzuwirken, so eine Mitteilung des Ortsvereins.

Nach Angaben der FDP betrage die aktuelle Versorgungsquote in Grenzach-Wyhlen lediglich rund 78 Prozent, was eine systemkritische Unterversorgung bedeute. Die Kassenärztliche Vereinigung weise rechnerisch eine hausärztliche Versorgung von 79 Prozent aus. Besonders durch die Entwicklung des neuen Ortsteils Kapellenbach Ost verschärfe sich die Situation weiter. Die FDP warnt, dass die medizinische Grundversorgung der Gemeinde auf dem Spiel stehe und ein Handeln dringend erforderlich sei.

Hausarztpraxis in der Gartenstraße trägt laut FDP Hauptlast der Versorgung

Die Hausarztpraxis in der Gartenstraße trägt laut FDP mittlerweile die Hauptlast der Versorgung. Sie behandle rund 5000 Patienten pro Quartal, was etwa doppelt so viele seien wie noch im Jahr 2022. Damit betreue die Praxis schätzungsweise 75 Prozent aller hausärztlich versorgten Patienten in Grenzach-Wyhlen. Diese extrem hohen Fallzahlen pro Arzt sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Gemeinde faktisch unterversorgt sei. "Wir stehen an einem Kipppunkt. Wenn wir jetzt nicht handeln, droht die hausärztliche Versorgung zusammenzubrechen", wird eine Stellungnahme aus der Gemeinderatsfraktion in der Mitteilung zitiert.

Besonders hervorgehoben wird in der Mitteilung das Engagement der Hausarztpraxis Gartenstraße in der Ausbildung. Die Praxis bilde nicht nur medizinische Fachangestellte aus, sondern begleite auch junge Ärzte in ihrer Weiterbildung. Im Hauptausschuss habe die Praxis deutlich gemacht, dass sie bei der Gewinnung von Studierenden im Praktischen Jahr (PJ) auf Unterstützung angewiesen sei. Diese Studierenden absolvieren jeweils vier Monate am Stück in der Praxis und benötigen für diesen Zeitraum geeigneten Wohnraum. Häufig folgen mehrere Studierende direkt nacheinander, sodass ein kontinuierlicher Bedarf an Wohnraum bestehe. Es sei eine zentrale Aufgabe der Gemeinde, hier aktiv zu werden und mit konkreten Angeboten die Attraktivität der Doppelgemeinde als Standort für ärztlichen Nachwuchs zu erhöhen, so die FDP.

Mögliche Ursachen für Ärztemangel in Grenzach-Wyhlen

Als Ursachen für die angespannte Situation nennt die FDP unter anderem den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der viele junge Ärztinnen und Ärzte davon abhalte, sich in Grenzach-Wyhlen niederzulassen. Viele Absolventinnen und Absolventen blieben nach dem Studium in Freiburg, da sie in Grenzach-Wyhlen keine Perspektive sähen, so die FDP. Hinzu kämen der demografische Wandel mit einer steigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen sowie ein Mangel an Nachwuchs, da die Bereitschaft zur Niederlassung abnehme, während die Gemeinde wächst. Belastend wirken, so die Liberalen, zudem zunehmende Bürokratie und die Anforderungen der Digitalisierung.

Die FDP fordert daher, dass Wohnraum für Hausärztinnen und Hausärzte sowie PJ-Studierende mit Vorrang geschaffen und bezuschusst wird, etwa über die Wohnbau, die Baugenossenschaft oder private Anbieter. Auch familienfreundliche Rahmenbedingungen wie Kita-Plätze seien entscheidend. Gemeindeeigene Praxen sollten als Ausbildungsstätten dienen, und Grenzach-Wyhlen müsse durch gezieltes Standortmarketing in Fachzeitschriften und Online-Portalen sichtbarer werden. "Wir müssen jetzt handeln, nicht nur reden. Persönliche Zusagen für Wohnraum und Unterstützung sollten sofort umgesetzt werden. Das Ärztehaus in Wyhlen hat gezeigt, dass solche Modelle funktionieren. Grenzach-Wyhlen darf nicht zurückfallen", wird Felix Düster, Mitglied der FDP-Fraktion und Landtagskandidat, zitiert.

FDP fordert Überprüfung der Bedarfsplanung für Hausärzte

Zudem solle die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung kritisch hinterfragt werden. Die FDP weist darauf hin, dass die Kassenärztliche Vereinigung zwar rechnerisch eine hausärztliche Versorgung von 79 Prozent ausweise, die Realität jedoch deutlich höhere Belastungen zeige. Ein Gemeinderatsbeschluss zur Bitte um Überprüfung der Bedarfsplanung sei formal zulässig und könnte die Kassenärztliche Vereinigung zwingen, ihre Daten neu zu berechnen. Damit könnte die Unterversorgung offiziell festgestellt werden, was Voraussetzung für weitere Fördermaßnahmen ist, heißt es in der Stellungnahme.

Abschließend betont die FDP Grenzach-Wyhlen, dass Investitionen in Wohnraum, Infrastruktur und Nachwuchsförderung unerlässlich seien, um die Gemeinde für Ärzte attraktiv zu machen und die medizinische Versorgung langfristig zu sichern: "Nur durch gemeinschaftliches Handeln kann Grenzach-Wyhlen ein lebenswerter Ort bleiben, mit einer verlässlichen medizinischen Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger."

Schlagworte: Felix Düster
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