100 Jahre Erster Weltkrieg

Freiburger Historiker Jörn Leonhard schreibt Standardwerk zum Ersten Weltkrieg

Der Freiburger Historiker Jörn Leonhard hat das neue Standardwerk zum Ersten Weltkrieg geschrieben. Über dessen Ursachen, Paradoxien und bleibende Erblasten, spricht er im Interview.  

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B-2 Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg im Formationsflug  | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
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B-2 Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg im Formationsflug Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
BZ: Herr Leonhard, der Beginn des Ersten Weltkriegs ist 100 Jahre her – und dennoch ist das Interesse an der Geschichte dieses Krieges groß. Woran liegt das?
Leonhard: Vielen Menschen ist bewusst, dass das 20. Jahrhundert in Europa bis mindestens 1945 ein Jahrhundert der Gewalt war, dass es eine ungeheure Gewaltverdichtung in diesen Jahrzehnten zwischen 1914 und 1945 gegeben hat. Deshalb sprechen manche ja auch von einem zweiten Dreißigjährigen Krieg, diesmal nicht der Konfessionen, sondern der Ideologien. Zum Zweiten ist gerade aus deutscher Sicht der Erste Weltkrieg als eine Art von Vorgeschichte und Voraussetzung von Hitler, Drittem Reich, Zweitem Weltkrieg und Holocaust begriffen worden. Ich plädiere aber dafür, den Ersten Weltkrieg auch aus sich selbst heraus zu verstehen, nicht bloß als Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Für die anderen europäischen Gesellschaften, also die damaligen Großmächte wie Frankreich und England oder die sogenannten kleinen Staaten wie Serbien oder Belgien, ist der Erste Weltkrieg schon allein deshalb unmittelbar bewusst, weil sie in ihrer Geschichte keinen anderen Einschnitt kennen, der so hohe Opferzahlen gefordert hat.
BZ: Auch nicht im Zweiten Weltkrieg?
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