Interview
Freiburger Statistikexperte: "Wir gehen unkontrolliert zurück in die Öffnung"

Politische Entscheidungen sind derzeit vor allem von Zahlen abhängig. Der Mathematiker Gerd Antes kritisiert, dass diese nicht verlässlich seien. Die Politik verabschiede sich von der Wissenschaft.
BZ: Herr Antes, Sie sind ein großer Kritiker der Zahlen, die in Deutschland rund um die Pandemie veröffentlicht werden. Was ist denn falsch?
Antes: Es ist eine Mischung aus objektiven Schwierigkeiten und Versäumnissen. So sind die Zahlen, die man braucht, nicht so einfach zu bekommen. Dazu kommen dann aber noch zu lange Meldewege und fehlende Qualitätssicherung. Nehmen Sie zum Beispiel die Letalitätsrate ...
BZ: ... die angibt, wie viele mit dem Coronavirus-Infizierte sterben.
Antes: Diese Rate ergibt sich aus der Zahl der Todesfälle und der Zahl der Infizierten. Aber die Infiziertenzahl ist tatsächlich ja nur die Zahl der positiven Tests. Wir haben eine extreme Abhängigkeit davon, wie oft wir testen. Wäre die Zahl der Tests immer konstant, könnten wir wenigstens Änderungen erkennen. Aber gerade zu Anfang, als die Zahl der Tests hochgefahren wurde, war die Rate vermutlich extrem falsch.
"Wir haben eine extreme Abhängigkeit davon, wie oft wir testen"
BZ: Fallzahlen, Verdopplungszeit, Reproduktionszahl: Es wurden immer wieder andere Zahlen als die entscheidenden genannt, um die Ausbreitung des Virus zu bewerten. Jetzt ist es die Fallzahl pro hunderttausend Einwohner. Ist das sinnvoll?
Antes: Auch dieser Indikator ist ja abhängig von der Zahl der Tests: Er zeigt nicht die Fallzahl der Infizierten, sondern der positiven Tests. Deshalb bietet er nicht ...
Antes: Es ist eine Mischung aus objektiven Schwierigkeiten und Versäumnissen. So sind die Zahlen, die man braucht, nicht so einfach zu bekommen. Dazu kommen dann aber noch zu lange Meldewege und fehlende Qualitätssicherung. Nehmen Sie zum Beispiel die Letalitätsrate ...
BZ: ... die angibt, wie viele mit dem Coronavirus-Infizierte sterben.
Antes: Diese Rate ergibt sich aus der Zahl der Todesfälle und der Zahl der Infizierten. Aber die Infiziertenzahl ist tatsächlich ja nur die Zahl der positiven Tests. Wir haben eine extreme Abhängigkeit davon, wie oft wir testen. Wäre die Zahl der Tests immer konstant, könnten wir wenigstens Änderungen erkennen. Aber gerade zu Anfang, als die Zahl der Tests hochgefahren wurde, war die Rate vermutlich extrem falsch.
"Wir haben eine extreme Abhängigkeit davon, wie oft wir testen"
BZ: Fallzahlen, Verdopplungszeit, Reproduktionszahl: Es wurden immer wieder andere Zahlen als die entscheidenden genannt, um die Ausbreitung des Virus zu bewerten. Jetzt ist es die Fallzahl pro hunderttausend Einwohner. Ist das sinnvoll?
Antes: Auch dieser Indikator ist ja abhängig von der Zahl der Tests: Er zeigt nicht die Fallzahl der Infizierten, sondern der positiven Tests. Deshalb bietet er nicht ...