Arbeitsmarkt

Fünf Gründe für den Stellenabbau in Deutschland

Lufthansa, Bosch, Porsche: Viele Unternehmen bauen Stellen ab. Das hat unterschiedliche Gründe – wir stellen fünf davon vor.  

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Die IG Metall und Mitarbeiter protesti...n beim Zulieferer Bosch in Waiblingen.  | Foto: Jason Tschepljakow (dpa)
Die IG Metall und Mitarbeiter protestieren gegen die geplanten Stellenstreichungen beim Zulieferer Bosch in Waiblingen. Foto: Jason Tschepljakow (dpa)

Trotz einer leichten Herbstbelebung bleibt die Lage am Arbeitsmarkt angespannt. Zwar sank die Zahl der Arbeitslosen im September im Vergleich zum August um 70.000 auf 2,96 Millionen, damit waren aber noch immer gut 150.000 Menschen mehr auf Jobsuche als vor einem Jahr. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die markante Drei-Millionen-Marke schon in den kommenden Monaten wieder überschritten wird.

"Allein aus saisonalen Gründen" sei der Rückgang im September erfolgt, sagte Arbeitsagentur-Chefin Andrea Nahles. Dem Arbeitsmarkt fehlten auch weiterhin die Impulse für eine kräftigere Belebung.

Fast täglich kündigen Unternehmen inzwischen neue Pläne für Stellenabbau an, darunter klangvolle Namen wie Lufthansa, Bosch, BASF oder der Autobauer Porsche. Doch nicht nur die großen Konzerne setzen den Rotstift an. Laut Holger Schäfer, Arbeitsmarktökonom beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) ist die "gesamte Wirtschaft" betroffen.

Gründe für den Personalabbau gibt es viele. Das sind die wichtigsten:

Krise der Automobilindustrie

Die meisten Schlagzeilen macht seit Monaten die Automobilindustrie, wo Zehntausende Stellen wegfallen. Das hat nicht nur mit dem enttäuschenden Start der Elektromobilität zu tun. Die Nachfrage leidet auch unter deutlich gestiegenen Preisen und dem Wegfall günstiger Einstiegsmodelle. Gleichzeitig sind die Kunden durch die Abfolge von Pandemie, Ukraine-Krieg und Inflation verunsichert.

Statt mehr als 15 Millionen Autos vor der Pandemie werden in Europa jährlich weniger als 13 Millionen verkauft. Hinzu kommen unternehmerische Versäumnisse: In den goldenen Jahren des China-Booms haben manche die Vorbereitung auf schwierigere Zeiten verpasst.

Die Elektroflaute trifft Zulieferer oft härter als Hersteller, denn sie sind abhängig von wenigen Kunden. Zulieferungen für neue Modelle wurden kurzfristig gekürzt, teuer angeschaffte Anlagen werden zum Teil nicht gebraucht.

Digitalisierung und Automatisierung

Künstliche Intelligenz ermöglicht den nächsten Digitalisierungsschritt: Die Technik arbeitet nicht mehr einzelne Befehle ab, sondern entscheidet selbst im gesetzten Rahmen. Sie kann auch sprachlich interagieren, als sogenannter Chatbot – und knackt damit die nächste menschliche Domäne.

In vielen Mitteilungen zum Stellenabbau taucht KI auf – nicht als Auslöser, aber als Ermöglicher. So investiert Volkswagen groß in KI, um Büroarbeit produktiver zu machen und Jobs zu sparen. Die Lufthansa will auch durch KI 4000 Verwaltungsstellen sparen. Die Commerzbank und viele andere Kreditinstitute wollen damit trotz schrumpfender Belegschaft bessere Beratung möglich machen.

Teure Energie

Hohe Energiekosten machen der deutschen Wirtschaft seit Jahrzehnten zu schaffen. Vor allem die Preise für Strom, Kohle und Öl sind im internationalen Vergleich traditionell hoch. Wenigstens beim Bezug von Gas hatten deutsche Unternehmen lange einen Vorteil, doch seit Russlands Krieg gegen die gesamte Ukraine ist auch das vorbei. Zwar haben die zum Teil heftigen Schwankungen am wichtigsten europäischen Großhandelsplatz TTF wieder abgenommen, das Niveau aber ist ein anderes als vor dem Krieg.

Vor allem Chemie-Unternehmen wie BASF oder Covestro leiden darunter, aber auch Düngemittelherstellern vermiesen die hohen Gaspreise das Geschäft. Für Stahlhersteller wie Thyssenkrupp oder Salzgitter kommt der politisch forcierte Umstieg auf klimaneutrale Produktionsweisen noch hinzu. Eine Lösung des Problems ist nicht einfach, da der Staat entweder Abstriche beim Klimaschutz machen oder viel Geld in die Hand nehmen muss.

Siegeszug des E-Commerce

Ein Warenhaus in bester Lage reicht nicht mehr aus, um im Handel ganz vorne mitzuspielen. Ohne kluges Online-Konzept geht es nicht. Genau das haben viele Unternehmen allerdings zu lange verschlafen – mit Folgen. Die Schieflage bei Galeria, die zur Insolvenz der Warenhauskette führte und 1400 Menschen ihren Job kostete, erklärten Experten auch damit. Zwar schreibt Galeria wieder schwarze Zahlen, doch der Handel kommt gerade von vielen Seiten unter Druck.

Und während chinesische Billiganbieter wie Temu und Shein immer mehr Marktanteile abgreifen, rollt mit der Künstlichen Intelligenz schon der nächste gewaltige Umbruch auf die Händler zu. Laut dem Ifo-Institut rechnet im Handel knapp ein Drittel der Unternehmen deshalb mit einem Stellenabbau.

Neue Konkurrenz auf den Weltmärkten

Lange wurde um die Zukunft des Solarherstellers Meyer Burger in Deutschland gerungen, jetzt ist es offiziell: Die Schweizer sehen keine realistische Chance mehr auf eine Rettung der gesamten Unternehmensgruppe. Rund 600 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Meyer Burger hatte lange auf staatliche Unterstützung gehofft – auch wegen der mächtigen Konkurrenz aus China. Dort hergestellte Solarzellen sind deutlich günstiger und machen es hiesigen Firmen schwer, mitzuhalten.

Das gilt für die Solarindustrie wie für andere wichtige Branchen – etwa den Maschinenbau. Dass die USA nun Zölle auf Importe erheben und andere Länder deshalb neue Absatzmärkte suchen, kommt erschwerend hinzu.

Schlagworte: Meyer Burger, Holger Schäfer, Arbeitsagentur-Chefin Andrea Nahles

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