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Fünf schöne Orte für eine Pause in Freiburg

Je trubeliger die Stadt, desto größer die Sehnsucht nach grünen Oasen. Parks und Grünflächen durchlüften die Straßen und die Köpfe der Menschen. Beispiele für eine Siesta in Freiburg.  

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Sehnsuchtsort: Vor allem junge Mensche...aue Brücke am Freiburger Hauptbahnhof.  | Foto: Alida Schröder
Sehnsuchtsort: Vor allem junge Menschen lieben die Blaue Brücke am Freiburger Hauptbahnhof. Foto: Alida Schröder
Projekt "Siesta"

Pause machen, Innehalten, Siesta – darum geht es hier. Haben wir nicht immer ein Päuschen verdient? Aber unser Leben ist häufig so hektisch, dass wir uns das oft nicht erlauben. Wie kann die kleine Auszeit vom Alltag gelingen? Wie schaffe ich es, das Smartphone zur Seite zu legen? Wie schlafe ich gut? Damit haben sich zwölf Studierende des Masterstudiengangs Deutsch-Französische Journalistik am Frankreichzentrum der Universität Freiburg beschäftigt. Auf Einladung der BZ schrieben die Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten Artikel zum selbstgewählten Thema "Siesta".

"Ein Erholungsort spricht alle Sinne an", erklärt Tim Freytag. Er ist Professor für Humangeografie an der Universität Freiburg und forscht zu Stadtentwicklung und Sozialgeographie. Was hört man – und was nicht? Welche Gerüche liegen in der Luft? Wie fühlt sich eine getrimmte Rasenfläche an? Genuss, so sagt er, sei eine Art der Selbstfürsorge, ein Innehalten im Alltag. Und genau das macht einen Ort der Entspannung aus. Farben und Elemente prägen dabei maßgeblich das Erholungserlebnis: Grün steht für üppige Vegetation, Blau für fließendes Wasser – gemeinsam schaffen sie eine Atmosphäre, die zur Pause einlädt. Ein Erholungsort sollte auch eine Auszeit von Lärm und unangenehmen Gerüchen bieten. Ein Kontrast zur Hektik und Reizüberflutung des städtischen Alltags.

Die ungeplante Erholung

Ein ikonisches Beispiel aus Freiburg ist die Wiwilibrücke. In leuchtendem Blau spannt sie sich zwischen dem Stühlinger und der Innenstadt über die Gleise. Und doch ist sie für viele zum Ort der Erholung geworden. Wer sich mit einer kühlen Limonade auf den Brückenbogen setzt, schaut aus sicherer Distanz auf das hektische Treiben des Bahnhofs hinab. Hier oben ist man Zuschauer statt Mitspieler im urbanen Alltag. Der Blick schweift frei bis zum Schönberg. So hat die Blaue Brücke vielen bewusst geplanten Parks und Aussichtspunkten etwas voraus. Sie ist ein Erholungsort, obwohl dies nicht mit dem Ziel geschah, Menschen Raum zur Entspannung zu schenken. Und doch ist genau das gelungen.

Ein Park der Kontraste

Direkt neben der Blauen Brücke erstreckt sich der wohl diverseste Park Freiburgs. Kürzlich wurde er mit neuen Stühlen ausgestattet, die auch im Jardin du Luxembourg in Paris stehen. Mittwochvormittags, wenn Anwohnerinnen und Anwohner entspannt über den kleinen Markt bummeln, Kinder auf dem Spielplatz toben und junge Leute bei der mobilen Kaffeebar verweilen, könnte man den Park mit seinem neuen Mobiliar fast mit dem berühmten Pariser Jardin verwechseln.

Doch das neue Stadtmobiliar erfüllt mehr als nur ästhetische Ansprüche: Die Stühle – bewusst gewählt – laden zum Sitzen, nicht zum Liegen ein. Wenn statt Bänken Stühle aufgestellt werden, geschieht dies auch mit dem Ziel, das Übernachten im Freien zu verhindern. Eine subtile, aber wirksame Geste, bestätigt Freytag. Die Drogenszene werde von A nach B verlagert. Die Polizeipräsenz ist auch auf dem Stühlinger Kirchplatz kaum zu übersehen. Nahezu im Minutentakt umrundet ein Streifenwagen den Park. "Junge Männer mit Migrationsgeschichte berichteten uns, dass sie sich an manchen Orten in der Stadt schikaniert und im Visier der Sicherheitskräfte fühlen", erklärt Freytag. Dies erzählen auch drei junge Männer mit Migrationsgeschichte, die sich heute zur gemeinsamen Auszeit auf dem Stühlinger Kirchplatz treffen. Alle drei haben bereits Nächte auf dem Platz verbracht – und kennen die Konflikte mit der Polizei aus eigener Erfahrung. Einer von ihnen berichtet, dass man schnell ins Blickfeld der Beamten gerate, selbst dann, wenn man keine Drogen bei sich habe. "So wird das für sie zu einem Ort gemacht, an dem sie sich nicht erwünscht fühlen."

Stühlinger Kirchplatz mit neuen Stühlen  | Foto: Alida Schröder
Stühlinger Kirchplatz mit neuen Stühlen Foto: Alida Schröder

Wasser und Kaffee

Die Versickerungsmulde in der Dreikönigsstraße ist ein Multitasking-Talent. Hier verschwinden Wasser und Kaffee auf symbiotische Weise. "Multifunktionale Nutzung gewinnt für den innerstädtischen Raum an Bedeutung, wenn mehr und mehr Interessengruppen einen Raum nutzen wollen", sagt Freytag. So öffnet sich der Raum für verschiedene Funktionen wie Wohnen, Erholung, Umweltschutz, Handel, werde dadurch aber auch zu einer knappen Ressource. Die Mulde diente ursprünglich in erster Linie als Hochwasserschutz. Diese Versickerungsmulden benötigen allerdings häufig sehr viel Platz im öffentlichen Raum. In der Dreikönigsstraße wurde genau das zum Vorteil: Kinder spielen im Gras, Hunde entspannen in der Sonne, Kaffee wird geschlürft. Ein Barista-Wagen bietet ihn an.

Versickerungsmulde in der Dreikönigsstraße  | Foto: Alida Schröder
Versickerungsmulde in der Dreikönigsstraße Foto: Alida Schröder

Sportlicher Überflieger

Der Dietenbachpark im Stadtteil Weingarten ist ein wahres Paradies für Freizeitsportler. An lauen Sommerabenden ist hier einiges los: Ein weitläufiger Skatepark, Basketballfelder, Calisthenics-Anlagen und der legendäre Dirtpark – ein hügeliges Gelände, auf dem Mountainbiker Sprünge zeigen können – ziehen all jene an, die Erholung lieber in Bewegung suchen. "Körperlich erhole ich mich hier zwar nicht gerade, aber man kann gut abschalten" sagt der 35-jährige Dominik, während er mit seinem Mountainbike im Dirtpark unterwegs ist. Tische, Bänke und Feuerstellen eignen sich gut zum Grillen, Familien picknicken unter Bäumen, Jugendliche treffen sich zum Basketball spielen. Im Dietenbachpark wurde an alle und alles gedacht. Wie die kostenlose öffentliche Toilette, die offen für alle und trotzdem erstaunlich sauber ist, ausgestattet mit Papiertüchern und Desinfektionsmittel. "Bei den Toiletten im öffentlichen Raum ist die Finanzierung der regelmäßigen Reinigung eine große Herausforderung", sagt Freytag. Jemand müsse sich um den Ort kümmern. "Besonders das Feiern in den Abendstunden wird hier zum Problem." Eines, das man allerdings nur schwer in den Griff bekomme. Und dennoch scheint die gegenseitige Rücksichtnahme auf die verschiedenen Bedürfnisse der Besucher im Dietenpachpark zu funktionieren.

Eldorado für Freizeitsportler: Dietenbachpark  | Foto: Alida Schröder
Eldorado für Freizeitsportler: Dietenbachpark Foto: Alida Schröder

Ein leichter Windzug

Wagt sich erst einmal jemand auf das wackelige Holzbrett, das nur von zwei dünnen Seilen am Mariensteg in der Wiehre gehalten wird, dauert es meist nicht lange, bis sich eine neugierige Traube von Nachahmerinnen bildet. Doch bevor man eine einzigartige Pause nur wenige Zentimeter über dem erfrischenden Wasser der Dreisam genießen kann, muss man erst ein kleines Abenteuer bestehen: Der Weg führt etwa fünf Meter über glitschige Flusssteine. Kein leichtes Unterfangen, wer hier den Halt verliert, bekommt schneller als geplant eine Ganzkörper-Erfrischung. Doch wer es schafft, wird belohnt: mit einem außergewöhnlichen Blick auf die Dreisam, kühlem Wasser an den Füßen und einer leichten Sommerbrise. Kleiner Tipp für Mutige: Einfach mal auf die Schaukel stellen – für den Extra-Schwung.

Einzigartige Pause über dem Wasser der Dreisam: Schaukel am Mariensteg  | Foto: Alida Schröder
Einzigartige Pause über dem Wasser der Dreisam: Schaukel am Mariensteg Foto: Alida Schröder
Schlagworte: Tim Freytag
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