Heimkommen
FWTM-Chefin Hanna Böhme ist heimgekehrt, um zu bleiben
Verlagsthema Hanna Böhme kam Anfang 2018 aus Asien zurück in die Heimat und führt die FWTM. Sie kennt die positive Bedeutung von Heimkehrern für die Wirtschaft.
Di, 22. Dez 2020, 18:20 Uhr
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Thema: Heimkommen
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Vor fast genau drei Jahren, am 1. Januar 2018, hat Böhme ihr Amt als Chefin der FWTM angetreten, sie ist seither Freiburgs oberste Wirtschafts- und Tourismusförderin. Gemeinsam mit Messechef Daniel Strowitzki leitet sie die städtische Wirtschaft-, Tourismus- und Messegesellschaft, die ihren Sitz an der Freiburger Messe hat und 170 Mitarbeiter zählt.
Geboren und aufgewachsen ist Böhme in Freiburg. Als Jugendliche zog es sie in die Ferne. "Ich war 25 Jahre weg", sagt sie. Als Schülerin hat die Politikertochter in Ostasien ein United World College besucht. Studiert hat sie im hessischen Marburg, in Taipeh (Taiwan) sowie in London. Dort beendete sie das Studium mit dem Master in Economics. Sie arbeitete für die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in Stuttgart sowie unter anderem als Geschäftsführerin und Direktorin in den von der LBBW betriebenen German Centre in Peking und Singapur. Zudem leitete sie die Repräsentanz der LBBW in Peking.
Mehr als zehn Jahre beriet sie in wechselnden Funktionen Unternehmen beim Markteintritt in Wachstumsmärkte. Zu ihren Schwerpunkten zählten, wie jetzt auch in Freiburg, das Standortmarketing sowie der Aufbau und die Pflege von Netzwerken. Neben ihrer geschäftsführenden Tätigkeit im German Centre war die Freiburgerin Vorstandsmitglied der Handelskammer in Singapur.
Es war vor allem das Thema Familie, das den Willen zum Wechsel beförderte. "Für den Weg zurück nach Europa haben wir uns wegen der älter werdenden Eltern entschieden", sagt Böhme. Zunächst hatte sie ein Jobangebot und einen bereits unterschriebenen Arbeitsvertrag in Berlin. "Dass es dennoch Freiburg wurde, lag schlussendlich an dem interessanten Jobangebot bei der FWTM."
Für die weitgereiste Managerin passte das perfekt. Bereits als sie mit Zwillingen schwanger wurde, stellten ihre Partnerin und sie sich die Frage, wo die Kinder aufwachsen sollten und wo die neu gegründete Familie leben möchte. Und wo es auch Arbeit gibt, die passt.
Dass es letztlich nach Freiburg und damit in ihre Geburtsstadt ging, freut sie, wie sie betont: "Ein Traumjob in einer tollen Stadt." Für ihre Familie und sie sei dies eine glückliche Fügung.
So wie sie entscheiden sich viele Familien, sagt die 44-Jährige. Nach der Schule raus in die Welt und später, wenn die Eltern älter werden, wieder zurück in die Heimat – oft mit Familie und Kindern. Das funktioniere aber nur, wenn es vor Ort auch Arbeit und die passende Infrastruktur sowie bestenfalls auch Lebensqualität gebe.
"Mit dem schönen Leben und der idyllischen Landschaft wird Freiburg schnell assoziiert, mit dem Studentenleben ebenso", sagt Böhme. Freiburg verfüge gemeinsam mit dem Dreiländereck über einen hohen Lebens- und Freizeitwert: "Weniger bekannt ist, dass Freiburg auch ein sehr guter Wirtschaftsstandort ist, der attraktive Arbeitsplätze bietet und spannende Arbeitgeber hat." Dies mache die Stadt sowie die gesamte Region Südbaden für Rückkehrer interessant. Für die Freiburger Wirtschaftsförderung, deren Chefin sie ist, sowie für hiesige Unternehmen sei das ein wichtiges Thema.
"Im Gegensatz zu anderen Regionen, die oft von einer Kernbranche oder gar von einzelnen großen Konzernen und Unternehmen geprägt sind, ist Südbaden wirtschaftlich breit aufgestellt und somit überdurchschnittlich vielseitig", sagt Böhme. Die Region biete, ebenso wie die Stadt Freiburg, eine variantenreiche Wirtschaft in lebenswerter Umgebung.
Als Beispiele nennt die Freiburger Wirtschaftsförderin die stark wachsende Gesundheitsbranche mit Medizintechnik und Pharma, Umwelttechnologien, Unternehmen aus der Wissenschaft, Uninahe Institute und Firmen, den klassischen Mittelstand mit Maschinenbau und anderen Technologien sowie den Tourismus-, Freizeit und Dienstleistungssektor: "Arbeitnehmer haben bei der Jobsuche so eine gute Auswahl."
Zudem biete die Region eine gute Infrastruktur sowie, vor allem für Familien, eine gute Alternative zum stressigen Leben in der Großstadt. 87 Prozent der Arbeitnehmer in Freiburg sind laut FWTM im Dienstleistungsbereich tätig.
"Wohnen ist ein Thema, bei dem Heimkehrer oftmals mehr Möglichkeiten haben", erzählt Böhme. Sie könnten es oft vergleichsweise gut und schnell lösen. Dies habe sie auch bei Rückkehrern im eigenen Unternehmen erlebt. Wer zurück in die Heimat komme, in der er früher einen Lebensmittelpunkt hatte, könne in der Regel auf ein Netzwerk von Freunden, Familie und Bekannten zurückgreifen. Dies könne, auch in Zeiten von Wohnungsnot und hohen Preisen, bei der Wohnungs- und Immobiliensuche helfen.
Heimkehrer sind nach Böhmes Einschätzung nicht nur für Kommunen, sondern auch für Unternehmen eine wichtige Gruppe. "Man muss nicht den Ort verlassen, um einen breiten Horizont zu haben", sagt sie. Wer aber unterwegs war und nach Hause zurückkehre, bringe meist Erfahrung und Weltläufigkeit mit – verbunden mit regionaler Nähe und einem Bezug zu Ort und Region.
"Die Menschen kehren bewusst und mit einer hohen Emotionalität zurück und sind daher motiviert und engagiert. Sie kommen meist, um zu bleiben." Dies schaffe eine solide Arbeitsgrundlage. Mit ihren Erfahrungen könnten Arbeitnehmer neue Impulse setzen. Weil sie gleichzeitig auf vertrautem Terrain unterwegs seien, fänden sie bestehende Netzwerke vor und könnten diese auch im Job gut nutzen. "Für Unternehmen ist das eine Chance. Sie können auf der Suche nach Arbeitnehmern davon profitieren", sagt Böhme.
Die hohe Lebensqualität, die Freiburg und die Region bieten, seien ein wichtiger Standortfaktor. Und im weltweiten Wettbewerb fast ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem sei die Region wirtschaftlich und touristisch stark.
Sie selbst hat den Schritt zurück nicht bereut. Sie freue sich über einen äußerst spannenden Job in einer Region, die ihr vertraut sei und am Herzen liege.
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