Vortrag
Geschäfte, Gasthäuser und mehr: Martin Frenk beleuchtet Ottenheimer Geschichte und Geschichten
Wo konnte man früher im Schwanauer Ortsteil Ottenheim einkaufen? Das und mehr beleuchtet Martin Frenk. Nach dem Ottenheimer Oberdorf war nun im zweiten Vortrag das Unterdorf an der Reihe.
Di, 11. Nov 2025, 16:00 Uhr
Schwanau
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Im ersten Teil seines Vortrags "Tante-Emma-Läden, Glas-Bier-Geschäfte und andere Einkaufsmöglichkeiten" hatte Martin Frenk Geschichtsinteressierte mit in das Ottenheimer Oberdorf und in die "Räwich" genommen. Im zweiten Teil entführte er das Publikum am Sonntag in das Unterdorf und in das "Niederräng". Schon der erste Vortrag war gut besucht, der zweite Vortrag toppte das jedoch nochmals: Etwa 130 Menschen waren in den Saal des Bürgerhauses gekommen, um sich diesen nostalgischen Dorfspaziergang nicht entgehen zu lassen. Die Bestuhlung reichtenicht aus, um allen eine Sitzgelegenheit zu bieten, mussten sogar aus der Ottenheimer Ortsverwaltung Stühle herangefahren werden.
Für den Vortrag hatte Martin Frenk mit detektivischem Blick und ganz viel Leidenschaft neue Spuren zu vergessenen Gebäuden, historische Orte und faszinierende Geschichten und Anekdoten aus dem 19. und 20. Jahrhundert entdeckt. Und so nahm er erneut alle mit auf einen mit Bildmaterial bespickten Ausflug in die jüngere Vergangenheit des Dorfs. Themenschwerpunkte waren die Einkaufsmöglichkeiten, aber auch die Lebensbedingungen der Bevölkerung.
Martin Frenk gab in seinem Vortrag auch viele Anekdoten zum Besten
Frenk verknüpfte die Geschichte der Häuser, der Einkaufsmöglichkeiten und der Gastwirtschaften mit den Geschichten der Menschen, die darin wohnten, lebten und arbeiteten. Mehr noch: Wo immer es möglich war, verband er die Gebäude mit der Historie des Dorfs. Und sehr zur Freude des Publikums erzählte er viele Anekdoten, die sich um die Gebäude und deren Bewohner ranken. Damit weckte er bei vielen im Saal Erinnerungen.
Beim "Milchhiesel" beispielsweise konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer richtiggehend die einst typischen Geräusche, darunter das Klappern der Milchkannen, hören. Und Frenk berichtete zum Beispiel, wie Otto Stute beim täglichen Reinigen des "Milchhiesels" den Jugendlichen, die sich allabendlich an der Rampe zum Tête-à-Tête trafen, eine kalte Dusche aus dem Wasserschlauch verpasste.
Erinnerungen und Geschichten wurden beispielsweise auch beim ehemaligen Gasthaus Zur Linde in der Lange Straße wach. Dort wohnte mit Tierarzt Paul Klapper ein Urgestein, das im gesamten Ried nicht nur wegen seiner Tätigkeit als Arzt, sondern auch wegen seiner Eigenarten bekannt war. Durch seine schnelle Art zu reden, lieferte er immer wieder Stoff zu Anekdoten, die man sich im Ried immer noch mit Schmunzeln erzählt. "Schlachten, schlachten, das Vieh", war so ein Spruch, wenn einer Kuh ärztlicherseits nicht mehr geholfen werden konnte. Auch seine Art, Auto zu fahren, war Thema: Um das Zwischenkuppeln zu vermeiden, fuhr Klapper immer im ersten Gang an und schaltete gleich in den vierten. Klar, dass sein Fahrzeug ruckelte und stotterte, bis es die gewünschte Geschwindigkeit erreichte. Auf Nachfrage, weshalb er das machte, sagte Klapper einst: "Kracht nur einmal." Später, erzählte Frenk, wohnte das weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannte Malerehepaar Freiherr Heribert und Freifrau Cläre von Münchhausen im Haus von Klapper.
Ein paar Meter weiter steht das mit der Dorfhistorie überaus eng verbundene Gasthaus Zum Adler, das im dörflichen Jargon nur als "d‘ Stub" (die Stube) bekannt ist. Denn vor dem Bau des Rathauses hatte dort der jeweilige Bürgermeister ein Zimmer (d‘ Stub), in dem er die Akten und Urkunden verwahrte und Sprechstunden abhielt. 1813 sei das Gebäude erstmals urkundlich erwähnt worden, so Frenk, aber es sei auch aufgrund seiner exponierten Lage sicherlich weitaus älter – zumal im Ottenheimer Ortssippenbuch bereits 1650 ein Hans Klugshertz als "Stubenwirt" vermerkt sei.
So wurde der Nachmittag für die älteren Besucherinnen und Besucher vielfach eine Reminiszenz an die "gute alte Zeit". Bei Jüngeren dagegen löste die Historie des einen oder anderen Gebäudes ein eher ungläubiges Kopfschütteln aus. Für alle im Publikum war es jedoch eine einmalige Gelegenheit, die faszinierende Geschichte des einstigen dörflichen Universums zu erkunden.